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Bits zwischen Baum und Borke

Wie Kapsch mit einem digitalen Fingerprint die verarbeitende Industrie revolutioniert
Dampfmaschine, mechanischer Webstuhl und Eisenbahn – der technische Fortschritt veränderte im 19. Jahrhundert vor allem den sekundären Wirtschaftssektor, also jenem in dem Rohstoffe be- und verarbeitet werden, grundlegend. Diese Epoche ging als industrielle Revolution in die Geschichte ein. In weiterer Folge führte der technologische Wandel zu umfassenden wirtschaftlichen Reformen, völlig neuen Arbeitsplätzen und der Optimierung bestehender Produktions- und Wertschöpfungsprozesse. Doch dies war selbstverständlich nicht der letzte grundlegende Wandel, den die Industrie im Laufe der vergangenen Jahrzehnte durchlaufen hat. So ermöglichte beispielsweise die Einführung der Elektrizität als neuartige Antriebskraft und Energiequelle die Steigerung der Produktion durch das Fließband und ebnete somit den Weg für industrielle Produktionsstraßen und die Fertigung von Massengütern.  Telefonie vereinfachte die Kommunikation zwischen den einzelnen Produktionsstätten und steigerte dadurch die Produktivität der Arbeiterinnen und Arbeiter ebenfalls maßgeblich. Und schließlich führte der branchenübergreifende Einsatz von Computertechnologien sowie die Erfindung des Internets ebenfalls zu weitreichenden gewinnbringenden Veränderung des produzierenden Gewerbes.

Wir schreiben das Jahr 2018 und die Industrie befindet sich aktuell erneut in einem massiven Umbruchsprozess: Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge (IoT) oder auch Robotik umfassen immer mehr Bereiche der Produktion von Gütern und Dienstleistungen. IoT bewirkt, dass im kommenden Jahrzehnt nahezu jedes Haushaltsgerät, jedes Gadget und jede Industriemaschine mit dem Internet verbunden sein werden. Vernetzte Geräte werden dank maschinellem Lernen zunehmend intelligenter, können Vorhersagen treffen. Doch was haben all diese erwähnten technologischen Veränderungen im Laufe der Zeit miteinander gemein? Sie alle wurden von technologischem Fortschritt eingeleitet und von Unternehmen getragen: Denn Veränderung braucht mutige Pioniere die bereit sind Neues zu schaffen.

Einer dieser Industrie-Pioniere, die die Digitalisierung mit ihren innovativen Produkten und Lösungen selbst maßgeblich mitvorantreibt ist Kapsch BusinessCom. Im Zuge der Hannover Messe 2018 gewährt Mark Winkler, MBA, Head of Digital Transformation & Business Development bei Kapsch BusinessCom, einen exklusiven Einblick in das firmeninterne Forschungslabor.

Zusammenspiel von Mensch und Maschine
„Kapsch zählt zu den erfolgreichsten Industrie-, und Technologieunternehmen Österreichs. Wir möchten mit innovativen Produkten und Lösungen einen wesentlichen Beitrag zur digitalen Transformation und einer nachhaltigen Gestaltung der Zukunft leisten“, berichtet Winkler. Ein aktuelles Pilotprojekt der Unternehmensgruppe dient der eindeutigen Nachverfolgung und Identifikation einzelner Rohstoffe oder Teilkomponenten entlang der gesamten Lieferkette. Die maßgeschneiderte Lösung kann Unternehmen dabei helfen, Ausschussware zu identifizieren, langfristige, statistische Analysen des umfassenden Verarbeitungsprozesses zu ermöglichen und macht die Nachverfolgung des jeweiligen Holzstücks im weiteren Lebenszyklus in Bezug auf modernste Predictive Maintenance Maßnahmen möglich.

„Durch intensive Kundengespräche fanden wir heraus, dass sich heutzutage vor allem die logistische Lagerarbeit als großes Problem für produzierende Unternehmen, wie beispielsweise einer Holzmöbelmanufaktur, gestaltet. Unterschiedliche Rohstoffe aus aller Welt werden laufenden angeliefert und müssen möglichst smart und platzsparend im jeweiligen Lager verstaut werden. Gleichzeitig müssen bereits eingelagerte Holzrohstoffe nach gewissen Kriterien kategorisiert werden und jederzeit auffindbar sein“, erzählt Winkler weiter.

„Bislang waren die Kategorisierung und Lagerhaltung ein komplexes Prozedere, da sämtliche Daten der Rohstoffe in unterschiedlichen Listen individuell erfasst werden mussten. Dank der intelligenten Industriekamera von Kapsch ist es nun möglich, die Oberfläche von beispielsweise Holzrohstoffen in Höchstgeschwindigkeit automatisiert zu scannen und mit bestimmten Verarbeitungsparametern wie Temperatur, Beschaffenheit, Dichte und Herkunft zu verknüpfen. Jeder Rohstoff trägt nun einen individuellen, digitalen Fingerabdruck“, so Michael Rehberger, One Commercial Partner Small Medium Corporate, bei Microsoft Österreich.

Um größtmögliche IT-Sicherheit und Ressourceneffizienz zu gewährleisten, wandern die erhobenen Datensätze direkt in die Cloud-Lösung Microsoft Azure. So kann Kapsch sicherstellen, dass alle Produkt- und Produktionsparameter künftig an einem zentral gesicherten und rund um die Uhr zugänglichen Ort konsolidiert werden.

Im Anschluss an die individuelle Kennzeichnung der Rohstoffe, greifen spezielle Schlichtroboter selbstständig auf den digitalen Fingerabdruck des Holzes zu und sorgen für die optimale logistische Lagerauslastung. Darüber hinaus durchläuft das jeweilige Holzelement einen speziellen Veredelungsprozess und wird anschließend auf bestimmte Ausschusskriterien hin überprüft.

„Dank der Verknüpfung mit Microsoft Azure fließen die im Zuge dieser Produktionsstufen gewonnen Daten nicht nur zentralisiert in der Cloud-Lösung zusammen, wir können durch modernste AI-Lösungen und umfassende Data-Analytics auch die Verarbeitungs-, und Produktqualität vorhersagen. So lassen sich u.a. Wartungsmaßnahmen vorhersehen und Störzeiten maßgeblich minimieren“, so Winkler. Man darf gespannt sein, welche innovativen Produkte und Lösungen zur nachhaltigen Gestaltung unserer Zukunft dem Kapsch Forschungslabor künftig entspringen werden.