Overcome the Digital Gap: Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des fehlenden Zugangs zur digitalen Welt

Alpbach, 03. September 2015

  • Am 2. September fand im Rahmen der Wirtschaftsgespräche des Europäischen Forum Alpbach 2015 der Arbeitskreis von Microsoft Österreich zum Thema „Overcome the Digital Gap“ statt.
  • Ein hochkarätig besetztes Podium mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik diskutierte mit den Teilnehmern über die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des fehlenden Zugangs zur digitalen Welt.
  • Der Grundtenor: Um den Digital Gap zu durchbrechen und von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren, braucht es in Österreich ein neues Mindset mit positiver Aufbruchstimmung für die Zukunft und eine radikale Neuaufstellung des Bildungssystems.
(v.l.n.r.) Staatssekretär Harald Mahrer, Johannes Kopf (Vorstand AMS Österreich), Sandra Baierl (Kurier), Richard Grasl (Kaufmännischer Direktor des ORF), Valerie Höllinger (Geschäftsführerin des BFI Wien), Peter Hermann (Leiter des Großkundenbereichs bei Microsoft Österreich)
(v.l.n.r.) Staatssekretär Harald Mahrer, Johannes Kopf (Vorstand AMS Österreich), Sandra Baierl (Kurier), Richard Grasl (Kaufmännischer Direktor des ORF), Valerie Höllinger (Geschäftsführerin des BFI Wien), Peter Hermann (Leiter des Großkundenbereichs bei Microsoft Österreich)

Mobilität, Cloud, Big Data und Social sind vier Megatrends, die unsere Gesellschaft mehr denn je prägen. Damit verbunden ist mobiles Arbeiten, soziale Vernetzung, hohe Selbstverantwortung und Flexibilität im Berufsleben. Ermöglicht wird diese durch die zunehmende Digitalisierung, von der jedoch nicht alle profitieren können: Alleine in Österreich trifft der Digital Gap 20% der Bevölkerung. Personen mit niedrigem Einkommen, Bildungsstand und/oder Migrationshintergrund sind hierbei besonders betroffen. Was es braucht, um die digitale Kluft in unserer Gesellschaft langfristig zu überwinden, diskutierten in einem interdisziplinären Arbeitskreis in Alpbach führende Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit den interessierten Teilnehmern.

Unter der Leitung von Sandra Baierl, Leiterin der Ressorts Karrieren & Business der Tageszeitung Kurier waren in Alpbach zu Gast: Staatssekretär Harald Mahrer, Richard Grasl (Kaufmännischer Direktor des ORF), Johannes Kopf (Vorstand des AMS Österreich), Valerie Höllinger (Geschäftsführerin des BFI Wien) und Peter Hermann (Leiter des Großkundenbereichs bei Microsoft Österreich).

 

Peter Hermann
Peter Hermann

Hohes Tempo der Digitalisierung – nicht alle kommen mit

In welchem Spannungsfeld der Digitalisierung sich Wirtschaft und Gesellschaft bewegen, skizzierte Peter Hermann. Der Leiter des Großkundenbereichs bei Microsoft Österreich sieht Unternehmen in einem Umfeld angekommen, in dem Strategien laufend angepasst werden müssen, weil es der Markt erfordert. „Dem hohen Tempo der Digitalisierung treten die Österreicher jedoch mit einer gewissen ‚Vollkasko-Mentalität‘ gegenüber, bei der es gilt, nur keinen Fehler zu machen. Dabei durchläuft unsere Gesellschaft eine noch nie dagewesene digitale Transformation, die auf alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche gleichermaßen wirkt – und das mit hohem Tempo. Mobility, Cloud, Social und das Internet of Things verändern unsere Leben massiv. Dieser Wandel und die zunehmende Vernetzung des Alltags sind Herausforderungen, die entweder zu neuen Höhenflügen oder zum Absturz führen können“, so Hermann während des Arbeitskreises.

Insbesondere in der vierten industriellen Revolution sieht Peter Hermann enorme Chancen und Wachstumsfelder, die es jedenfalls zu nützen gelte. Als Beispiel nannte er Branchen wie etwa die Musik- oder Fotoindustrie, die diesen Prozess bereits hinter sich haben. Damit der Digital Gap keine Wachstumsbremse bleibt und die betroffenen Menschen und Unternehmen die Vorteile der Digitalisierung nutzen können, ist die Vermittlung von Digital Skills unerlässlich. „Aus diesem Grund macht sich Microsoft Österreich für die Vermittlung digitaler Kompetenzen an Schülerinnen und Schüler stark. Mit Initiativen wie dem digitalen Schulbuch, Safer Internet Day oder Coding-Workshops nimmt Microsoft seine gesellschaftliche Verantwortung wahr und tritt aktiv für die Vermittlung von zukunftsweisende Schlüsselkompetenzen in Österreich ein“, erklärt Hermann die Rolle von Microsoft, das sich als wichtiger Treiber der digitalen Transformation sieht.

Valerie Höllinger, Harald Mahrer, Sandra Baierl
Valerie Höllinger, Harald Mahrer, Sandra Baierl

Appell für Aufbruchsstimmung und ein neues Mindset im Land

Für Staatssekretär Harald Mahrer leben wir in einer Umbruchszeit, wie wir sie als Gesellschaft schon lange nicht mehr erlebt haben. „Bis vor kurzem war der Buchdruck die größte disruptive Technologie der Menschheit, die hunderte Jahre später nun von der Digitalisierung als größten disruptiven Treiber der Gegenwart abgelöst wird.“ Laut Mahrer haben sich manche Bereiche der Wirtschaft bereits gewandelt, beispielsweise die Medien- und Finanzwirtschaft. Das ganz große Thema Internet of Things sieht er hingegen erst jetzt so richtig in Österreich aufkommen und unterstrich im Arbeitskreis: „Digitalisierung ist eine unfassbare Chance, neuen Wohlstand zu schaffen und somit der Kern unseres Überlebens.“

In diesem Zusammenhang prangerte Mahrer mit scharfen Worten das bestehende Mindset und die Angst vor Statusverlust unserer Gesellschaft an: „Von diesem altem Denken müssen wir uns endlich verabschieden und den Spirit drehen. Wir brauchen eine Bewegung des Aufbruchs und eine neue Kultur des Handelns, und nicht eine des Verhinderns und Bewahrens. Denn wenn Spirit und Mindset im Land nicht stimmen, kehren innovative Gründer und Start-ups Österreich den Rücken – und kommen nie wieder zurück.“

In den nächsten 10 Jahren wird laut Mahrer die Digitalisierung sämtliche Lebensbereiche radikal verändern. „Um auf Dauer im globalen Wettstreit wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Österreich mit dem digitalen Wandel Schritt halten. Damit wir die digitale Kluft erfolgreich durchbrechen können, gilt es in drei Bereichen ansetzen: Nämlich bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen im Bildungsbereich, der Förderung von Digital Entrepreneurship als Unternehmer der Zukunft und Innovation, die der einzige Schlüssel ist, um in Zukunft nicht von Weltmächten wie China oder den USA komplett abgehängt zu werden“, so der Staatssekretär.

Valerie Höllinger
Valerie Höllinger

Das omnipräsente Internet als große Herausforderung

„Wir leben in einer Zeit, in der das Internet omnipräsent ist und jede nur erdenkliche Information zur Verfügung stellen kann – jederzeit und fast überall“, so Valerie Höllinger, Geschäftsführerin des BFI Wien. „Um den Digital Gap zu überwinden kommt es darauf an, wie wir unsere Digitalkompetenz entwickeln. Dabei geht es nicht nur darum, Zugang zu den Informationen zu erhalten, sondern unter anderem auch die Kompetenz zu erlernen, wie man unterschiedlichste Quellen und Informationen richtig bewertet. Das ist die vierte Kern- und Kulturkompetenz unserer Gesellschaft, neben Lesen, Schreiben und Rechnen.“

Höllinger wies in der Diskussion auch darauf hin, dass die digitale Ungleichheit kein rein technologischer, sondern vielmehr ein Bildungsgap sei, den Österreich nur durch eine Neuaufstellung des Bildungssystems langfristig überwinden könne. „Es braucht eine große Allianz von Politik Wirtschaft, damit niemand auf dem Weg in ein prosperierendes digitales Österreich zurückgelassen wird. Egal ob jung, alt, arm oder reich – alle müssen die Chance bekommen, von der Digitalisierung auch profitieren zu können. Und dafür benötigen wir maßgeschneiderte Bildungsprogramme für alle Alters- und Gesellschaftsschichten.”

Richard Grasl, Peter Hermann
Richard Grasl, Peter Hermann

Digitalisierung aus Sicht der Medienbranche: Mitten im Taifun

Dass kaum eine Branche durch die Digitalisierung so durcheinandergewirbelt wird, wie die Medienbranche, unterstrich Richard Grasl. Für den kaufmännischen Direktor des ORF ist ein Job in der Medienbranche derzeit vergleichbar mit einem Taifun. Die im Rahmen des Arbeitskreises mehrfach angesprochene Disruption sieht er auch in seinem Umfeld: „Die Medienbranche ist ganz massiven disruptiven Kräften unterworfen. Wertschöpfungsketten werden völlig anders und darauf müssen wir uns einstellen. Die Digitalisierung bedingt, dass wir uns als ORF auch selbst verändern, weiterentwickeln und letztlich völlig neue Wege andenken müssen, wohin wir uns in Zukunft bewegen werden. Wir probieren derzeit etliche neue Dinge aus und arbeiten auch sehr intensiv mit Start-ups zusammen, die unsere Stammorganisation mit neuen, frischen Ideen befruchten sollen“, erklärte Grasl.

Als Ausblick auf die digitale Zukunft des größten Medienunternehmens des Landes verwies Grasl darauf, dass in Zukunft noch stärker ins non-lineare TV und in digitale Angebote – allen voran in die TVthek und die Schaffung von Video-on-Demand Plattformen – investiert werde.

Johannes Kopf, Valerie Höllinger
Johannes Kopf, Valerie Höllinger

Jobzerstörer Digitalisierung? Mitnichten!

Welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeitswelt hat, beleuchtete Johannes Kopf, Vorstand des AMS Österreich. Dieser glaubt nicht, dass die Digitalisierung per se ein Jobzerstörer sei. „Es ist zwar richtig, dass in den letzten Jahren viele Jobs verloren gegangen sind. In der gleichen Zeit sind aber auch Unmengen an neuen Jobs entstanden, an die man bis vor kurzem auch nicht nur im Ansatz gedacht hätte“, so Kopf.

Damit Österreich von der Digitalisierung profitiert und wieder Anschluss im internationalen Vergleich findet, plädiert Kopf dafür, die vorhandenen Mittel zukunftsweisend einzusetzen. Denn:

„Wo die Jobs in Zukunft entstehen und ob wir in Österreich die Profiteure davon sein werden, ist noch nicht gesagt. Am Arbeitsmarkt werden digitale Kompetenzen überall gefragt. Wir müssen auf Ungleichheit achten und dagegenwirken. Wirklich lösen kann das nur das Bildungssystem. Disruption steht dafür, Altes zu zerstören und Neues zu schaffen. Solche disruptive Elemente brauchen wir daher in Wahrheit auch im Bildungssystem – und das dringend“, erklärte Kopf.

 

Druckfähiges Bildmaterial zum Arbeitskreis von Microsoft Österreich in Alpbach finden Sie hier: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/6927 (Credits: © Microsoft, Abdruck für die Presse honorarfrei)

Ähnliche Beiträge