Microsoft will mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernen als ausstoßen: Negative CO2-Bilanz soll 2030 erreicht werden

Microsoft President Brad Smith, Chief Financial Officer Amy Hood und CEO Satya Nadella stehen nebeneinander.

Die Wissenschaft ist sich einig: Die Welt hat ein gravierendes CO2-Problem. Die steigende Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre ist maßgeblich für die Veränderung des Weltklimas verantwortlich. Schon jetzt ist die Temperatur auf unserem Planeten um ein Grad Celsius gestiegen. Wissenschaftler warnen vor katastrophalen Folgen, wenn wir die CO2-Emissionen nicht drastisch senken und die Temperatur auf der Erde weiter ansteigt.

Wie die Wissenschaft belegt, haben wir seit Beginn der ersten industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts über zwei Billionen Tonnen Treibhausgase in die Erdatmosphäre ausgestoßen. Mehr als drei Viertel davon macht Kohlenstoffdioxid aus, das größtenteils seit Mitte der 1950er Jahre emittiert wurde. Weil die Menge der Emissionen die Absorptionsfähigkeit der Natur bei weitem übersteigt, gelangen zusätzlich Jahr für Jahr mehr als 50 Milliarden Tonnen Treibhausgase in die Luft. Das ist kein vorübergehendes Problem der nächsten Jahre oder eines Jahrzehnts. Denn sobald überschüssiges CO2 in die Erdatmosphäre eintritt, kann es tausende Jahre dauern, bis es sich wieder zersetzt.

Weltweit sind sich Klimaexperten einig, dass wir dringend Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen ergreifen müssen. Ziel sind sogenannte Netto-Null-Emissionen, das heißt, wir müssen genauso viele CO-Emissionen aus der Atmosphäre entfernen wie wir jedes Jahr ausstoßen. Notwendig sind dafür sind entschlossene Maßnahmen, neue Technologien, die in dieser Form heute noch nicht existieren, sowie eine innovative politische Weichenstellung. „Netto-Null“ ist ein ambitioniertes, ja sogar kühnes Ziel, aber eines, das laut Wissenschaft für uns und die nachfolgenden Generationen überlebenswichtig ist.

Microsoft: CO2 negativ bis 2030

Während die Welt CO2-Neutralität erreichen muss, sollten diejenigen von uns, die schneller vorangehen können, dies auch tun. Deshalb kündigen wir heute ein ehrgeiziges Ziel und einen neuen Plan an, um Microsofts CO2-Fußabdruck zu reduzieren und letztendlich ganz zu beseitigen. Bis 2030 wird Microsoft CO2-negativ sein, also mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen, als wir verursachen. Bis 2050 werden wir den gesamten Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen, den Microsoft seit seiner Gründung im Jahr 1975 entweder direkt oder durch seinen Stromverbrauch emittiert hat.

Wir sind uns bewusst, dass Fortschritt nicht nur ein ehrgeiziges Ziel, sondern auch einen detaillierten Plan benötigt. Wie nachstehend erläutert, starten wir daher heute ein ambitioniertes Programm, um unsere CO2-Emissionen bis 2030 mehr als zu halbieren. Dies gilt sowohl für unsere direkten Emissionen als auch für unsere gesamte Liefer- und Wertschöpfungskette. Wir werden das Programm zum Teil durch die Ausweitung unserer internen CO2-Abgabe finanzieren, die wir 2012 eingeführt und im letzten Jahr erhöht haben. Künftig wird sie nicht nur auf unsere direkten Emissionen erhoben, sondern auch auf die indirekten Emissionen aus unserer Liefer- und Wertschöpfungskette.

Microsofts Weg hin zu CO2-Negativität

Darüber hinaus starten wir eine neue Initiative, um mit unserer Technologie Lieferanten und Kunden weltweit bei der Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks zu unterstützen. Wir gründen zudem einen neuen Klima-Innovationsfonds, dem Mittel in Höhe von einer Milliarde US-Dollar zur Verfügung stehen. Diese werden für die weltweite Entwicklung von Technologien zur CO2-Reduzierung, CO2-Bindung und CO2-Beseitigung verwendet. Ab dem kommenden Jahr wird die Reduzierung der CO2-Emissionen ein wesentlicher Faktor unseres Beschaffungsprozesses und unserer Lieferkette sein. Den Fortschritt in diesen Bereichen werden wir in einem neuen, jährlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, der Fortschritte in der CO2-Reduktion bei Microsoft detailliert darstellt. Außerdem wird Microsoft politische Initiativen unterstützen, die zur Reduzierung und Beseitigung von CO2-Emissionen beitragen.

Die Prinzipien des Microsoft-Ansatzes

Immer, wenn wir als Unternehmen ein neues und komplexes gesellschaftliches Thema angehen, verschaffen wir uns zunächst fundierte Kenntnisse und definieren dann Prinzipien als Basis für unser weiteres Vorgehen. So sind wir bereits bei den Themen Datenschutz und ethischer Umgang mit künstlicher Intelligenz vorgegangen – und diesem Ansatz folgen wir nun auch, um unsere anspruchsvollen CO2-Ziele umzusetzen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sieben Prinzipien bzw. Elemente entscheidend sind.

  1. Wissenschaft und Mathematik als Fundament. Wie nachstehend erläutert, stützen wir unsere Arbeit auf die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse und auf die genauesten mathematischen Modelle.
  2. Verantwortung für unsere CO2-Bilanz. Wir übernehmen Verantwortung für alle CO2-Emissionen, die wir als Unternehmen ausstoßen. Bis 2030 sollen die Emissionen um mehr als die Hälfte reduziert werden. Zugleich wollen wir der Atmosphäre mehr CO2 entziehen als wir ausstoßen.
  3. Investitionen in neue Technologien zur CO2-Reduzierung und CO2-Beseitigung. Wir werden eine Milliarde US-Dollar in einen neuen Klimainnovationsfonds investieren. Damit wollen wir die Entwicklung von Technologien zur Verringerung von CO2 und zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre vorantreiben, die uns und der Welt helfen, CO2-negativ zu werden.
  4. Wir befähigen unsere Kunden weltweit, ihren CO2-Fußabdruck zu senken. Dafür werden wir Technologien entwickeln und bereitstellen, die sie dabei unterstützen.
  5. Effektivität und Transparenz. Wir werden jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, in dem wir unsere Fortschritte auf Grundlage von strengen und weltweit gültigen Berichtsstandards transparent darlegen.
  6. Wir setzen uns für eine klimafreundliche Politik ein. Wir unterstützen politische Initiativen zur Beschleunigung der CO2-Reduzierung und der CO2-Entfernung aus der Atmosphäre.
  7. Wir binden unsere Mitarbeiter ein. Wir sind uns bewusst, dass wir unsere Mitarbeiter brauchen, wenn wir Innovationen vorantreiben wollen. Deshalb werden wir neue Möglichkeiten schaffen, wie sie sich einbringen können.

Wissenschaft und Mathematik als Fundament

Für uns ist es entscheidend, dass unsere Arbeit als Unternehmen beim Thema CO2 auf dem aktuellen Stand der Forschung basiert und auf mathematische Konzepte gestützt ist. Dies gilt für uns alle, ob Verbraucher oder Unternehmen.

In mancherlei Hinsicht ist die Lage eindeutig. Wie in der nachstehenden Grafik dargestellt, ist der zunehmende Wohlstand der Menschen gemessen am BIP-Wachstum untrennbar verbunden mit dem Energieverbrauch. Das gilt sowohl für die Vergangenheit genauso wie für die Zukunft. Wollen wir auch künftig mehr wirtschaftliche Chancen und Wohlstand schaffen, wird der Energieverbrauch weiter steigen – und zwar weltweit, aber vor allem in Entwicklungsländern, die Chance verdient haben, sich an das Wohlstandsniveau der Industrieländer anzugleichen.

Seit mehr als zwei Jahrhunderten, insbesondere aber seit den 1950er Jahren, steigt der CO2-Ausstoß stetig an. Das müssen wir ändern. Kurz und knapp: wir benötigen mehr Energie, müssen aber gleichzeitig den CO2-Ausstoß verringern.

Während des letzten Jahrhunderts sind das ökonomische Wachstum, der Energieverbrauch sowie der CO2-Ausstoß stetig gestiegen.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre untermauern die Dringlichkeit des Themas. Klar ist, dass die Durchschnittstemperatur auf unserem Planeten in den letzten 50 Jahren um ein Grad Celsius gestiegen ist und dass CO2-Emissionen ein Hauptgrund für diese Temperaturerhöhung sind. Wenn wir keinen drastischen und schnellen Wandel einleiten, besteht tatsächlich ein hohes Risiko, dass die Durchschnittstemperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts um weitere ein bis vier Grad Celsius ansteigen. Die Auswirkungen eines derartigen Temperaturanstiegs wären katastrophal.

CO2-Emissionen sind ein Hauptgrund für die Temperaturerhöhung der Erde.

Ein großer Teil der Herausforderung besteht darin, dass wir uns bisher als Gesellschaft nicht ausreichend zur Verringerung der CO2-Emissionen verpflichtet haben. Eine Schlussfolgerung, zu der wir gekommen sind, lautet daher, dass wir uns alle stärker mit dem Thema „CO2-Mathematik“ auseinandersetzen müssen. Die grundlegenden mathematischen Konzepte sind wichtig, um zu verstehen, inwiefern das Thema Kohlendioxid uns alle angeht, ob als Einzelner, als Familie, als Unternehmen oder als Organisation.

Ein relativ einfacher, aber sehr bedeutender Aspekt ist in diesem Zusammenhang die wissenschaftliche Einteilung der CO2-Emissionen in drei Kategorien.

  • Direkte Emissionen (Kategorie 1) werden unmittelbar durch unsere Aktivitäten verursacht. Dazu gehören beispielsweise die Abgase unserer Autos oder, im Falle von Unternehmen, die Emissionen der LKW, die Produkte von A nach B transportieren.
  • Indirekte Emissionen (Kategorie 2) entstehen bei der Erzeugung des Stroms und der Wärme, die wir nutzen. Dazu zählen also die Emissionen für das Licht in unserer Wohnung oder in Firmengebäuden, wenn der Strom aus herkömmlichen Energiequellen stammt.
  • Andere indirekte Emissionen (Kategorie 3) sind die Emissionen aus allen anderen Aktivitäten, in die jemand involviert ist. Dazu zählen die Emissionen bei der Herstellung unserer Nahrungsmittel oder anderer Produkte, die wir kaufen. Bei einem Unternehmen können diese Emissionen sehr umfangreich sein, denn sie müssen die komplette Liefer- und Wertschöpfungskette abbilden: die Emissionen bei der Herstellung des Materials für die Firmengebäude, die Dienstreisen der Mitarbeiter, den vollständigen Lebenszyklus der eigenen Produkte – inklusive des Stromverbrauchs, wenn Kunden die Produkte benutzen. Angesichts dieses breiten Spektrums sind Emissionen nach Kategorie 3 häufig weit höher als Emissionen nach Kategorie 1 und 2 zusammen.

Daraus wird deutlich, dass wir alle drei Kategorien erfassen müssen. Microsoft wird in diesem Jahr 16 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Davon gelten rund 100.000 Tonnen als Emissionen nach Kategorie 1 und rund vier Millionen nach Kategorie 2. Die verbleibenden 12 Millionen Tonnen fallen in die Kategorie 3. Aufgrund des breiten Spektrums von Aktivitäten, die der Kategorie 3 zugeordnet werden, dürfte deren vergleichsweise hoher Anteil am gesamten CO2-Ausstoß für die meisten Unternehmen gelten.

Wichtig ist auch ein weiterer Aspekt der CO2-Mathematik, nämlich der Unterschied zwischen CO2-neutral und Netto-Null. Obgleich die Begriffe ähnlich klingen, unterscheiden sie sich doch deutlich.

  • Üblicherweise sagen Unternehmen, sie seien CO2-neutral, wenn sie Emissionen durch Zahlungen ausgleichen, entweder um zu vermeiden, ihre Emissionen zu reduzieren oder aber um Emissionen zu beseitigen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang aber von zwei sehr unterschiedlichen Dingen. Eine Möglichkeit, eine Reduzierung von Emissionen zu vermeiden, wäre beispielsweise, jemanden dafür zu bezahlen, dass er die Bäume auf seinem Grundstück nicht fällt. Obwohl dies zunächst positiv ist, bezahlt man so jemanden dafür, etwas nicht zu tun, was sich negativ auswirken würde. Das führt jedoch nicht dazu, dass mehr Bäume gepflanzt werden, was sich positiv auf die Verringerung von CO2 auswirken würde.
  • Im Gegensatz dazu bedeutet Netto-Null, dass ein Unternehmen der Atmosphäre tatsächlich genauso viel CO2 entzieht, wie es ausstößt. Der Grund, warum der Begriff Netto-Null und nicht einfach nur Null lautet, ist, dass immer noch CO2 ausgestoßen wird, aber die Menge genauso hoch ist wie die des beseitigten CO2. CO2-negativ bedeutet hingegen, dass das Unternehmen mehr CO2 im Jahr entfernt als emittiert.

Microsoft arbeitet bereits seit 2012 an seiner CO2-Neutralität. Aufgrund neuer Erkenntnisse ist unserer Meinung nach Bescheidenheit bei diesem Thema weit mehr angeraten als Überheblichkeit. Wir sind der Auffassung, dass dies nicht nur für uns, sondern für alle Unternehmen und Organisationen auf unserem Planeten gilt.

Wie die meisten CO2-neutralen Unternehmen erzielt auch Microsoft CO2-Neutralität in erster Linie durch Ausgleichszahlungen, um CO2-Emissionen zu vermeiden, anstatt bereits ausgestoßenes Kohlendioxid zu entfernen. Deshalb wollen wir nun unseren Fokus verlagern: Neutralität ist nicht genug, um das Weltklima zu verändern.

Zwar ist unbestritten, dass wir Emissionen vermeiden und in diesen Bereich auch künftig investieren müssen. Wir sehen jedoch auch einen dringenden Bedarf für die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und wollen durch unsere Investitionen einen Beitrag dazu leisten.

Darüber hinaus haben wir ein weiteres Defizit erkannt, das wir und viele andere Unternehmen beseitigen müssen. In der Vergangenheit haben wir uns auf die Emissionen der Kategorien 1 und 2 konzentriert, aber abgesehen von den Dienstreisen unserer Beschäftigten berechnen wir unsere Emissionen der Kategorie 3 nicht gründlich genug. Aus diesem Grund verpflichten wir uns, bis 2030 in allen drei Kategorien den Status CO2-negativ zu erreichen.

Verantwortung für unsere CO2-Bilanz übernehmen

Auf der Grundlage der wissenschaftlichen und mathematischen Erkenntnisse starten wir heute ein umfassendes Programm mit drei Komponenten zur Verringerung der CO2-Emissionen von Microsoft. Als Erstes werden wir unsere Emissionen der Kategorien 1 und 2 bis Mitte dieses Jahrzehnts durch folgende Maßnahmen auf nahe Null senken:

  • Bis 2025 werden wir auf eine 100-prozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien umstellen, das heißt, wir werden Stromabnahmeverträge, sogenannte Power Purchase Agreements (kurz PPA), zum Erwerb von Ökostrom abschließen, die die Stromversorgung unserer Rechenzentren, Gebäude und Standorte zu 100 Prozent abdecken.
  • Bis 2030 werden wir unsere weltweite Campus-Fahrzeugflotte elektrifizieren.
  • Für unsere Projekte zur Modernisierung des Silicon Valley Campus und des Puget Sound Campus streben wir die International Living Future Institute Zero Carbon-Zertifizierung und die LEED Platinum-Zertifizierung an.

Im zweiten Schritt werden wir unsere Emissionen der Kategorie 3 bis 2030 durch folgende neue Maßnahmen um mehr als die Hälfte verringern:

  • Ab Juli 2020 werden wir unsere interne CO2-Steuer auf Emissionen der Kategorie 3 ausweiten. Derzeit beträgt diese Steuer 15 US-Dollar pro Tonne und gilt für alle Emissionen der Kategorien 1 und 2 sowie für die durch Reisen unserer Mitarbeiter entstandenen Emissionen der Kategorie 3. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen ist unsere interne CO2-Steuer keine Schattensteuer, die zwar berechnet, aber nicht erhoben wird. Vielmehr zahlt jeder Geschäftsbereich auf Basis der CO2-Emissionen diese Steuer. Die dadurch gewonnenen Mittel werden für Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit verwendet.Für Emissionen der Kategorie 3 starten wir bei einem niedrigeren Preis pro Tonne, werden aber auch diese Steuer schrittweise anheben, bis alle Emissionen der Kategorien 1, 2 und 3 mit derselben Gebühr belegt werden. Diese Maßnahme erhöht gleichzeitig den Anreiz zur Verringerung von Emissionen der Kategorie 3 im gesamten Unternehmen und finanziert die zusätzlichen Aktivitäten zur Reduzierung unserer Emissionen der Kategorie 3 sowie die Investitionen in Maßnahmen zur CO2-Beseitigung.
  • Bis Juli 2021 werden wir mit der Umsetzung neuer Beschaffungsprozesse und -instrumente beginnen, die es unseren Lieferanten einerseits ermöglichen, ihre Emissionen der Kategorien 1, 2, und 3 zu senken und die andererseits entsprechende Anreize dafür schaffen. Wir werden mit unseren Lieferanten zusammenarbeiten, um ein konsistentes und präzises Reporting zu implementieren und effektive Maßnahmen ergreifen, um wissenschaftlich fundierte Ziele zu erreichen.

Als dritte Maßnahme wird Microsoft bis 2030 mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernen als das Unternehmen ausstößt. Bis 2050 werden wir das gesamte CO2, das Microsoft seit der Unternehmensgründung 1975 entweder direkt oder durch Stromverbrauch emittiert hat, entfernen. Erreicht werden soll dies mithilfe von Negativen Emissionstechnologien (NET), wie Aufforstung und Wiederaufforstung, Kohlenstoffbindung im Boden, Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung und direkte Luftabscheidung.

Microsoft baut das Portfolio zur Beseitigung von CO2 auf Basis einer jährlichen Bewertung der NET-Attribute auf vier Kriterien auf: (1) Skalierbarkeit; (2) Kosteneffiziens; (3) Verfügbarkeit und (4) Überprüfbarkeit. Angesichts des derzeitigen Stands der Technik und der Kosten werden wir uns zunächst auf naturbasierte Lösungen fokussieren und bis 2050 auf dann rentablere technologiebasierte Lösungen umsteigen.

Investitionen in neue Technologien zur CO2-Reduzierung und CO2-Beseitigung

Für die Lösung des CO2-Problems auf unserem Planeten benötigen wir Technologien, die heute noch nicht entwickelt sind. Aus diesem Grund besteht ein wesentlicher Teil unserer Bemühungen darin, die Entwicklung von Technologien zur CO2-Entfernung zu fördern und zu beschleunigen. Über unseren neuen Klimainnovationsfonds werden wir in den nächsten vier Jahren eine Milliarde US-Dollar in neue Technologien investieren und Menschen, die an entsprechenden Lösungen arbeiten, mit diesen Mitteln unterstützen. Uns ist klar, dass diese Summe nur einen Bruchteil der erforderlichen Investitionen darstellt, hoffen aber, dass Regierungen wie Unternehmen unsere Aktivitäten zum Anlass nehmen, ihre Investitionen ebenfalls zu erhöhen.

Wir werden insbesondere in zwei Bereiche investieren: (1) In die Beschleunigung der laufenden technologischen Entwicklungen; und (2) in Innovationen durch Einsatz von Eigenkapitel und Fremdkapital.

Dabei konzentrieren wir uns auf Investitionen, die sich in erster Linie an vier Kriterien orientieren: (1) Strategien mit Aussicht auf eine sinnvolle Dekarbonisierung, Klimaresilienz oder andere positive Auswirkungen auf Nachhaltigkeit; (2) sonstige positive Markteffekte zur Beschleunigung der Entwicklung von aktuellen und potenziellen Lösungen; (3) Relevanz für Microsoft durch die Entwicklung von Technologien, mit denen wir offenen Klimaschulden sowie unsere zukünftigen CO2-Emissionen verringern können; und (4) Berücksichtigung der Klimagerechtigkeit, auch in Entwicklungsländern.

Neben diesem neuen Fonds werden wir im Rahmen unseres AI for Earth-Programms in Projekte zur Überwachung und Modellierung von CO2 investieren. Das Programm wurde in den letzten zwei Jahren stark erweitert und unterstützt bereits über 450 Stipendiaten in mehr als 70 Ländern.

Unterstützung unserer Kunden weltweit

Der Beitrag von Microsoft zur Verringerung von CO2 wird nicht allein aus unserer eigenen Arbeit resultieren, sondern vor allem durch unsere weltweiten Kunden erfolgen, die wir bei der Verringerung ihres CO2-Fußabdrucks mit unseren Erfahrungen und den Möglichkeiten der Datenanalyse, künstlicher Intelligenz und digitaler Technologien unterstützen. Bei vielen Kunden ist Nachhaltigkeit bereits ein zentraler Bestandteil in ihrem Unternehmen, andere beginnen erst damit, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Unabhängig davon, wo ein Unternehmen steht, unterstützen wir alle tatkräftig. Nachhaltigkeit wird fester Bestandteil unserer Verkaufs- und Beschaffungsprozesse mit Lieferanten und Geschäftskunden werden. Wir werden zudem neue digitale Tools entwickeln und zur Verfügung stellen, die dabei helfen, die Anforderungen an die Nachhaltigkeit umzusetzen.

Die Möglichkeiten zur Verringerung von CO2 beginnen bei einer höheren Transparenz der Auswirkungen von Dienstleistungen und Produkten auf den CO2-Ausstoß. Aus diesem Grund stellen wir mit dem Microsoft Sustainability Calculator ab sofort ein neues Tool für die Analyse der geschätzten CO2-Emissionen der Azure-Dienste über ein Power BI Dashboard bereit. Damit können Kunden die Auswirkungen ihrer Cloud-Workloads auf den CO2-Ausstoß und die Vorteile einer kompletten Umstellung auf Azure erkennen, aber auch die CO2-Bilanz der IT-Dienste in der häufig schwer nachvollziehbaren Emissionskategorie 3 ermitteln.

Zudem werden wir neue Lösungen und Angebote zur Verfügung stellen, die unter anderem Einblicke in die Emissionskategorien 1, 2 und 3 bieten sowie wichtige Informationen über sämtliche Microsoft Azure-Dienste liefern. Auch werden wir die Transparenz in Hinblick auf die CO2-Werte von Teams, Edge und anderen Diensten und Lösungen verbessern und dabei wissenschaftlich basierte Methoden und transparente Umweltleistungskennzahlen für unsere Cloudinfrastruktur und Lieferkette heranziehen.

Mit dem Unternehmen Vattenfall werden wir darüber hinaus eine neue 24/7 Matching-Lösung bereitstellen – die erste dieser Art, mit der Kunden die grüne Energie ihrer Wahl einsetzen. Damit wird sichergestellt, dass der Verbrauch den Zielen für den Einsatz von Azure IOT entspricht. Benutzer können durch die erhöhte Transparenz ihre Geschäftsabläufe an die Verfügbarkeit der grünen Energie anpassen und ihre CO2-Emissionen senken.

Zudem planen wir neue Partnerschaften mit unseren Kunden zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern bei der Entwicklung von kohlenstoffarmen Lösungen ähnlich der Kooperation mit L&T Technology Services, ABB und Johnson Controls beim Thema nachhaltige intelligente Gebäudelösungen, mit denen der Energieverbrauch um 40 Prozent gesenkt wurde; die Integration von Nachhaltigkeit in unsere strategischen Partnerschaften am Beispiel von AT&T und NTT; sowie die Förderung der branchenübergreifenden Zusammenarbeit und Partnerschaften zur Entwicklung von neuen Standards und Tools.

Die Bedeutung und Komplexität der anstehenden Aufgaben ist enorm und erfordert den Einsatz des Einzelnen und sämtlicher Unternehmen. Wir verpflichten uns zur Zusammenarbeit mit allen Kunden, auch mit unseren Kunden der Öl- und Gasbranche, um notwendige Schritte einzuleiten und gemeinsam Innovationen zu entwickeln, die einerseits den heutigen Geschäftsanforderungen gerecht werden und andererseits Netto-Null-Emissionen ermöglichen. Die kontinuierliche Verbesserung des Lebensstandards auf der ganzen Welt bedingt einen höheren Verbrauch an Energie. Deshalb ist es absolut notwendig, dass wir Energieunternehmen den Übergang zu erneuerbaren Energien und die Entwicklung und Nutzung von negativen Emissionstechnologien wie CO2-Abscheidung und CO2-Speicherung sowie Gewinnung von CO2 direkt aus der Umgebungsluft ermöglichen. Diese Maßnahmen müssen kombiniert zum Einsatz kommen, wenn wir den wachsenden Energiebedarf in einer expandierenden globalen Wirtschaft decken wollen.

Effektive Transparenz sichern

Transparenz ist erforderlich, um echte Fortschritte bei der Reduzierung von CO2 zu erreichen. Microsoft wird heute und in der Zukunft die CO2-Bilanz seiner Dienste und Lösungen veröffentlichen. Wir werden strenge branchenweite Standards hinsichtlich Transparenz und Berichterstattung über CO2-Emissionen und CO2-Entfernung unterstützen und diese selbst anwenden.

Heute unterzeichnen wir den „1,5-Grad Business Ambition Pledge“ der Vereinten Nationen, und wir hoffen, dass sich viele andere Unternehmen ebenfalls anschließen werden. Wir werden unsere Fortschritte in unserem jährlichen Umweltnachhaltigkeitsbericht darlegen.

Unsere Stimme in politischen Debatten zu CO2

Wir werden uns vor allem zu vier Fragen äußern, von denen wir glauben, dass sie zur weltweiten Reduzierung der CO2-Emissionen führen:

  • Die Notwendigkeit, die von Regierungen finanzierten globalen Grundlagen und angewandten Forschungsaktivitäten im Bereich CO2 auszuweiten und diese auf gezielte Ergebnisse und eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit auszurichten, um bahnbrechende Technologien zu entwickeln, die wir zur Erreichung der weltweiten Netto-Null-Emissionen benötigen.
  • Die Abschaffung von regulatorischen Hürden, um Märkte zu stimulieren und Technologien zur CO2-Reduzierung schneller zu skalieren.
  • Die Nutzung von Markt- und Preismechanismen, damit Privatpersonen und Unternehmen fundierte CO2-Entscheidungen treffen können.
  • Die Stärkung der Verbraucher durch Transparenz auf der Grundlage universeller Standards, um Kunden über den CO2-Gehalt von Waren und Dienstleistungen zu informieren.

Beschäftigte einbeziehen

Wir setzen auf die Energie und den Intellekt unserer Mitarbeiter und motivieren sie dazu, sich an Maßnahmen zur Verringerung von CO2-Emissionen zu beteiligen. Wie die Aktivitäten von Microsoft rund um das Thema Barrierefreiheit zeigen, ist Nachhaltigkeit für unsere Mitarbeiter nicht nur wichtig, sondern ermöglicht ihnen auch unternehmensweite Einblicke und die Entwicklung von Innovationen.

Darüber hinaus werden wir unseren Mitarbeitern mehr Möglichkeiten der aktiven Beteiligung an unternehmensweiten Aktivitäten und der Arbeit in Teams eröffnen. Dazu stellen wir heute zusätzliche Informationen auf einer internen Webseite bereit. Diese Aktivitäten sollen den Höhepunkt unseres jährlich stattfindenden, einwöchigen Hackathons bilden, auf dem wir unsere Mitarbeiter aufrufen, Vorschläge zur Verringerung und Entfernung von CO2-Emissionen zu machen.

Der nächste „Moonshot“

Die Reduzierung von CO2-Emissionen hat weltweit absolute Priorität. Wir sind uns bewusst, dass unsere Kunden und Mitarbeiter von uns erwarten, dass wir dieses nicht so einfach umsetzbare Ziel verfolgen. Es wird nicht leicht, bis 2030 CO2-negativ zu werden. Aber wir glauben, dass es das richtige Ziel ist. Und mit dem richtigen Einsatz ist es ein erreichbares Ziel. Wir werden weiter lernen und uns anpassen müssen, allein und – was noch wichtiger ist – in enger Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen auf der ganzen Welt.  Wir starten unsere neue Initiative heute mit einem gut durchdachten Plan und einer klaren Ausrichtung, aber müssen noch viele Probleme lösen und neue Technologien entwickeln. Es ist Zeit, an die Arbeit zu gehen.


Brad Smith
President und Chief Legal Officer bei Microsoft

Brad Smith

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