Der Einsatz von digitalen Zwillingen ist in der Fertigung mehr und mehr zur Realität geworden. Diese digitalen Modelle können dazu verwendet werden, Erkenntnisse zu gewinnen, die zu besseren Produkten, optimierten Abläufen, reduzierten Kosten und bahnbrechenden Kundenerlebnissen führen. Der Schweizer Lebensmittelhersteller Delica nutzt digitale Zwillinge, die auf einer von Side Effects entwickelten Lösung basieren, um seine Mitarbeiterschulung zu verbessern.
Digitale Zwillinge finden in den meisten Branchen ihre Anwendung und verändern die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten. Mit IoT-Sensoren, XR-Funktionen und KI-gestützter Analytik ermöglicht die Digital Twin-Technologie, den Wartungsbedarf von Anlagen frühzeitig zu erkennen, Betriebskosten und Ausfallzeiten zu reduzieren und die Effizienz des Unternehmens insgesamt zu steigern.
Der Lebensmittelhersteller Delica nutzt digitale Zwillinge, um die Qualifizierung und Schulung seiner Mitarbeiter zu verbessern. Das 1928 gegründete Schweizer Unternehmen, das heute zur Migros-Industrie-Gruppe gehört, entwickelt und produziert hochwertige Backwaren, Eiscreme und Snacks. Als anerkannter Spezialist für bedarfsgerechte Lösungen versorgt Delica Kunden in der Schweiz und weltweit mit raffinierten Leckereien für jede Tageszeit, sowohl unter der Marke Migros (Blévita) als auch für andere namhafte Unternehmen im In- und Ausland.
Autonome und ortsunabhängige Wissensvermittlung
Der digitale Wissenstransfer und seine Überprüfbarkeit ist eine zentrale Herausforderung in verschiedenen Industriezweigen. Viele Organisationen haben das Bedürfnis, Ressourcenlücken schnell und weitgehend autonom zu füllen. Zudem muss die Ausbildung oft an verschiedenen Standorten, sogar in verschiedenen Ländern, organisiert und koordiniert werden.
«Durch den Einsatz von interaktiven 3D-Zwillingen von Produktionsanlagen können sich die Delica-Mitarbeitenden Wissen sehr strukturiert und selbsterklärend aneignen», sagt Ueli Eggenberger, Leiter Digital Solutions der Migros-Industrie. «Zudem kann die Schulung, die früher einen betreuten Lehrgang erforderte, durch den Einsatz von Visualisierungen selbstständig durchgeführt werden.» Die klare Struktur erhöht die Qualität und sorgt für Konsistenz über alle Schulungen hinweg, und der Wegfall der Trainerhonorare reduziert natürlich die Kosten massiv.
Von CAD-Daten zum digitalen Zwilling
Delica setzt auf eine Cloud-basierte Lösung von Side Effects, einem Startup im Schweizer Microsoft Startup Programm. Die auf der Microsoft Cloud Schweiz basierende Lösung von Side Effects ermöglicht es Unternehmen, einfache 3D-CAD-Daten in hochoptimierte digitale Zwillinge umzuwandeln, egal ob es sich um ein einfaches Produkt oder eine komplexe industrielle Produktionsanlage handelt. Ursprünglich aus dem Game Design kommend, ist das Team von Side Effects ganz auf den Benutzer fokussiert. «Unser Ziel ist es, eine Anwendung bereitzustellen, die es Unternehmen ohne 3D- oder Animationserfahrung ermöglicht, innerhalb weniger Stunden eine solche interaktive 3D-Visualisierung zu erstellen», erklärt René Krebs, Gründer und CEO von Side Effects. «Das kann ein Verkäufer sein, der eine interaktive Präsentation vorbereitet, oder ein Ingenieur, der das Tool nutzt, um kurze Erklärvideos oder interaktive Handbücher zu erstellen.»
Die Lösung von Side Effects ist sehr einfach zu bedienen, gleichzeitig ist die Anwendung sehr offen und skalierbar. Eine Reihe von Algorithmen optimiert die Daten, nachdem sie über die Plattform hochgeladen wurden. Jede einzelne Komponente kann mit verschiedenen Informationsquellen wie ERP, IoT-Daten oder Medien verknüpft werden. Die konvertierte Lösung ist dann auf jedem angeschlossenen Gerät verfügbar, sei es ein Tablet, Laptop, Touchscreen oder eine AR-Brille. Durch die Anbindung der Plattform über Azure IoT Hubs können IoT-/Sensordaten von den Maschinen gesammelt, verarbeitet und in Kombination mit Power BI visualisiert werden.
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Die Überprüfung des Gelernten und damit die Qualitätskontrolle ist ebenfalls integriert: Die Wissensvermittlung wird direkt während der Schulung durch interaktive Fragen und Positionsüberprüfung überprüft. Durch die Interaktion mit dem Mitarbeiter kann auch überprüft werden, ob zum Beispiel die richtige Schutzkleidung oder das richtige Werkzeug verwendet wird.
Vom digitalen Zwilling zur datengetriebenen Organisation
Digitale Zwillinge sind eine solide Grundlage, um einen grossen Schritt in Richtung einer datengesteuerten Organisation zu machen. «Je mehr ein Unternehmen darüber weiß, wie sein Geschäft funktioniert, um so besser kann es nachvollziehen, was gut funktioniert und die Bereiche angehen, die verbessert werden müssen», sagt Claudio Mirti, Senior Advanced Analytics & AI Specialist EMEA bei Microsoft. Deshalb, so Mirti, ist es wichtig, neben den digitalen Zwillingen auch andere Datenquellen zu erfassen und zu aggregieren. Auf diese Weise, so Mirti, kann ein Unternehmen genaue und aktuelle Informationen über jeden Aspekt seiner Geschäftstätigkeit erhalten. Die Lösung von Side Effects ist in der Lage, mit Azure Synapse Analytics die Datenaufnahme und -verarbeitung für einen zentralen Datenspeicher zu vereinfachen, der operative Echtzeitdaten mit Planungsdaten sowie historischen Daten zusammenführt. «Wenn diese aggregierten Daten dann mit KI verarbeitet und analysiert werden», erklärt Mirti, «können Muster identifiziert werden, die es einem Unternehmen ermöglichen, auf veränderte Bedingungen zu reagieren und sowohl zukünftige Chancen als auch Risiken vorherzusagen.