KI gestalten mit: Kenza Ait Si Abbou

Papierbogen zeigt Kenza von Telekom IT

In unserer Reihe „KI gestalten mit“ stellen wir Personen hinter der Technologie und ihre Visionen und Projekte rund um künstliche Intelligenz vor. Kenza Ait Si Abbou ist Senior Manager Robotics and Artifical Intelligence bei Deutsche Telekom IT.

Außerdem erklärt Kenza als Buchautorin, wie Programmieren und künstliche Intelligenz funktionieren und engagiert sich aktiv für Frauen in der IT.

Wir haben ihr fünf Fragen und eine Bonus-Frage zu künstlicher Intelligenz gestellt.

Wie bist du das erste Mal mit KI in Berührung gekommen?

Kenza: „Im Studium der Elektrotechnik. Ich hatte damals Fächer belegt wie künstliche Neuronale Netze und Fuzzy-Logik. Zudem habe ich meine Abschlussarbeit über Clustering-Algorithmen geschrieben. Interessanterweise haben wir damals – im Jahr 2001 – nicht über KI oder das maschinelle Lernen gesprochen, sondern einfach die einzelnen Methoden genannt.“

Der Einsatz von KI im Bereich Robotics ist mit großen Erwartungen, aber auch einigen Unsicherheiten verbunden. Woran liegt das und was sind aus deiner Sicht die Chancen?

Kenza: „Aus meiner Sicht stammen die Angst und die Unsicherheiten aus Science-Fiction-Filmen wie Terminator, in denen die Roboter irgendwann die Weltherrschaft übernehmen wollen. Das sind aber Vorstellungen, die darauf basieren, dass intelligente Maschinen ein Bewusstsein haben.

Dem ist aber nicht so. Intelligente Maschinen, sei es nur Software oder in Kombination mit Hardware (in Form von Robotern), können viele lästige Aufgaben übernehmen. Sie können repetitive Tätigkeiten viel genauer und schneller erledigen als der Mensch und sie können Probleme lösen, die eine große Menge an Informationen und Analyse brauchen. Zudem können Roboter und Drohnen in gefährlichen Gebieten, oder für Menschen unzugänglichen Orten, etwa bei Naturkatastrophen, Erdbeben oder bei einem Hausbrand, eine bedeutende Hilfe leisten.“

Welches Narrativ würdest du dir mit Blick auf KI für die Zukunft (in Deutschland) wünschen?

Kenza: „Ich würde mir sehr wünschen, dass viel mehr Aufklärung zu KI stattfindet. Ohne Aufklärung entsteht Angst und die führt dazu, dass sich Menschen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft dem Thema verschließen, es ignorieren oder ablehnen. Es ist deshalb wichtig, dass die Gesellschaft versteht, was KI genau ist, was sie kann und was sie nicht kann. KI verändert den Arbeitsmarkt massiv und je schneller wir uns darauf einstellen, desto besser. Um diese Angst abzubauen und um für mehr Aufklärung zu sorgen, habe ich mein Buch ‚Keine Panik, ist nur Technik‘ geschrieben. Damit versuche ich, einen kleinen Beitrag zu leisten.

Zudem wünsche ich mir, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, um die Innovationsfähigkeit des Standorts Deutschland zu fördern und gleichzeitig die Privatsphäre und Rechte der Bürger*innen zu schützen. Momentan werden Projekte gestoppt, einfach aus Angst, dass bestimmte Daten genutzt werden könnten, auch wenn es sich oft um Maschinen- beziehungsweise Industrie-Daten handelt und gar nicht um personenbezogene Daten.

Auch im Fall von personenbezogenen Daten sollten die Bürger*innen über das Thema aufgeklärt sein, um überhaupt einer Datennutzung – mit bestimmten Auflagen – zustimmen zu können. Und Unternehmen sollten mehr Transparenz schaffen, damit eine Kooperation in der Wirtschaft und mit der Gesellschaft ermöglicht wird. Ohne diese Zusammenarbeit können wir keinen Fortschritt schaffen.

Leider beobachte ich, dass Nutzer*innen selbst dann Gegenwind leisten, wenn Unternehmen über ihre Datennutzung offen und transparent sind. Gleichzeitig sind die meisten willig, ihre Daten ohne Limit abzugeben, wenn es sich um Spaß handelt, wie bei der Nutzung mancher sozialen Medien. Das zeigt, dass noch viel Unwissen und Verwirrung im Raum steht.“

Welchen Beitrag kann jede und jeder von uns aus deiner Sicht für die Weiterentwicklung von KI leisten?

Kenza: „Hier teile ich die Gesellschaft in zwei Teile: die Tech-Community und die Nicht-Tech-Community.

Aus meiner Sicht können Tech-Expert*innen einen Beitrag leisten, indem sie ihr Wissen teilen. Es ist möglich, KI in einfachen Worten zu erklären, dafür sind Fachbegriffe gar nicht notwendig.

Andererseits ist die Nicht-Tech-Community auch gefragt. Sie sollten Wissen fordern, selbst aktiv werden und sich informieren. Heute ist das Wissen dezentral und kostenlos, es gibt viele Möglichkeiten, auch qualitativ hochwertige, um sich über das Thema zu informieren. Denn am Ende geht es um die Zukunft von uns allen – und die können wir nicht nur einem kleinen Teil der Gesellschaft überlassen. Wenn wir es zusammen schaffen, die Menschen zu informieren und Ängste abzubauen, dann werden sich mehr Leute engagieren und das brauchen wir. Denn für die Entwicklung von KI sind alle Fähigkeiten und Perspektiven notwendig, nicht nur die der Tech-Community.“

Du sollst eine Person in drei Sätzen vom Nutzen von KI zu überzeugen: Wie sähe dein Elevator Pitch aus?

Kenza: „KI ist nichts anderes als eine Sammlung mathematischer und statistischer Methoden, die es einer Maschine ermöglichen, selbst zu lernen. Das hat das Potenzial, alle repetitiven und langweiligen Aufgaben in unserem Berufsalltag zu übernehmen. Wenn wir dafür sorgen, dass die Maschinen das Richtige lernen, dann sind sie eine Entlastung und keine Bedrohung für uns.“

Bonus-Frage: Hast du Vorbilder, die dich zum Thema KI inspirieren und von denen du gerne lernst?

Kenza: „Ein super Vorbild für mich ist meine Kollegin Claudia Pohlink, sie informiert sich ständig über die neusten Trends und Entwicklungen und teilt ihr Wissen aktiv.Im Kampf gegen Diskriminierung durch KI verfolge ich Joy Buolamwini und ihre Arbeit.

Um mich über digitale Ethik zu informieren, tausche ich mich gerne mit Philosoph*innen oder Anthropolog*innen aus wie Alice Thwaite oder Alec Balasescu. Meine Gespräche mit Alec, der Anthropologe ist, waren extrem herausfordernd für mein Ingenieurs-Gehirn!“

KI gemeinsam gestalten

Drei Personen auf dem Fahrrad

Für uns steht fest: Wir müssen KI gemeinsam gestalten. Nur dann können wir sicherstellen, dass möglichst alle Menschen von den Chancen profitieren, die damit einhergehen. Dazu gehört ein offener Dialog, den wir im Rahmen unseres Formats #KiTweetUp bei Twitter führen.

Dort tauschen wir uns regelmäßig zu Fragen und Ideen rund um künstliche Intelligenz aus. Wer nichts verpassen möchte, folgt @MicrosoftDE und hält #KiTweetUp im Blick. Wir freuen uns!

Weitere Ressourcen:

 


Ein Beitrag von Pina Meisel
Communications Manager AI & Innovation

Pina Meisel als Portrait-Bild

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