Künstliche Intelligenz ist nichts, was uns passiert, sondern etwas, das wir aktiv gestalten

Demokratisierung von KI

Vier von zehn Deutschen haben Angst vor künstlicher Intelligenz (KI), sagt die im Oktober 2017 veröffentlichte Studie „Sex, Lies and A.I“ der Digitalagentur Syzygy. Die größten Befürchtungen betreffen den eigenen Job.

Ich verstehe diese Angst: Der Einsatz neuer Technologien hat zu jeder Zeit Jobs gekostet, und das wird mit der zunehmenden Verbreitung von künstlicher Intelligenz auch diesmal so sein. Da hilft auch nicht der Verweis darauf, dass viele dieser künftig wegfallenden Jobs gefährlich, eintönig oder eher einfach sind. Auch solche Jobs ernähren diejenigen, die sie ausführen.

Unterm Strich hat technologischer Fortschritt aber stets mehr neue Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet. Und er hat dazu beigetragen, dass Arbeit mit der Zeit ungefährlicher und sauberer geworden ist. Wir konnten die Produktivitätsfortschritte nutzen, um aktiver als bisher unser Leben und unsere Freizeit zu gestalten. All diese Effekte gelten auch für die Digitalisierung.

Die Menschen versprechen sich durchaus auch positive Effekte durch KI: Sie erhoffen sich eine weitere Zeitersparnis dadurch, dass Maschinen einen Teil der Arbeit erledigen. Sie freuen sich auch auf gesparte Energie, weil intelligente, „smarte“ Heizungs- und Lichtsysteme in den eigenen vier Wänden für mehr Effizienz sorgen. Und sie bewerten das Potential für mögliche Erleichterungen im Alltag von Menschen mit Behinderung durch Künstliche Intelligenz oder Roboter als eher groß bis sehr groß (mehr als 70 Prozent der Deutschen). Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Microsoft. Technologie kann demnach bereits maßgeblich dabei helfen, Menschen mit Beeinträchtigungen besser an der Gesellschaft teilhaben zu lassen. Aus diesem Grund spricht sich auch eine deutliche Mehrheit von rund 60 Prozent der Befragten dafür aus, dass die Politik die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zum Wohle von Menschen mit Behinderung stärker fördern sollen.

Aber die Angst vor KI bleibt. Daher brauchen wir andere Antworten darauf.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schätzt, dass 0,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland in einem Job arbeiten, der „ein Substituierbarkeitspotenzial von 100 Prozent“ aufweist. Davon werden etwa 100.000 Beschäftigte in 20 Berufen betroffen sein, in denen Computer ausnahmslos alle Tätigkeiten übernehmen. Für wahrscheinlich alle anderen Jobs gilt: Sie werden sich in der Digitalisierung verändern, ohne ganz zu verschwinden. In Zukunft werden Mensch und Maschine zusammenarbeiten. Zu unseren Aufgaben heute gehört es, diese Zusammenarbeit zu gestalten.

 Was KI uns bringen kann

Das meiste von dem, was wir uns von künstlicher Intelligenz erhoffen, klingt nach Science-Fiction. Dabei hat die Zukunft schon begonnen. Dazu drei Beispiele:

  • Seeing AI ist eine Datenbrille für sehbehinderte Menschen. Die Brille erkennt die Umgebung und erklärt sehbehinderten Menschen, wie der Raum um sie herum aussieht.
  • Im Rahmen des Projekts Emma hilft ein digitaler Stift Menschen mit Parkinson-Erkrankung. Sie können mithilfe der Technik wieder schreiben, da der Stift die für Parkinson typischen Zitterbewegungen ausgleicht.
  • Microsoft arbeitet an der neuen Funktion Eye Control für Windows 10, die es in Kombination mit geeigneter Hardware erlaubt, digitale Geräte mit Bewegungen der Augen zu bedienen, und damit beispielsweise an ALS erkrankte Anwender unterstützt.

Wir arbeiten an Intelligenz, die menschliche Fähigkeiten und Erfahrungen ergänzt. Wir denken nicht über Mensch gegen Maschine nach, sondern konzentrieren uns darauf, menschliche Talente wie Kreativität, Empathie, Gefühl, Körperlichkeit und Einsicht mit KI zu verbinden, also mit der Fähigkeit, gewaltige Datenmengen zu verarbeiten und Muster rascher zu erkennen. Damit helfen wir der Gesellschaft, sich weiterzuentwickeln.

KI ist kein neues Konzept; der Begriff wurde schon in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt, und seitdem forschen viele daran, ihn Realität werden zu lassen. Das neue in der heutigen Zeit ist: Wir haben über moderne Cloud-Technologien und Analysemethoden sowie über die umfassende Vernetzung von Geräten und Dingen im Internet of Things (IoT) erstmals die Möglichkeit dazu, KI in unseren Alltag zu integrieren. Wir arbeiten an den Technologien dafür, aber parallel kümmern wir uns intensiv auch darum, die Zukunft mit künstlicher Intelligenz zu gestalten.

 Die Zukunft und Künstliche Intelligenz gestalten

Das ist die beste Antwort auf die Sorgen unserer Mitmenschen vor KI. Roboter und intelligente Maschinen sind nichts, was über Nacht über uns hereinbrechen wird, sondern etwas, das wir heute bauen und gestalten. Wir integrieren künstliche Intelligenz in die Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft und diskutieren über ethische Normen für das Zusammen„leben“ mit künstlicher Intelligenz sowie darüber, wie wir diese „Collaborative Robots (Cobots)“ gestalten.

Für die friedliche Kooperation von Mensch und Maschine haben wir vier Designprinzipien formuliert, die verhindern, dass uns „die Sachen über den Kopf wachsen“:

  • Fairness: Künstliche Intelligenz soll uns effizienter machen, aber unsere Würde achten und gegen Herabwürdigung schützen
  • Verantwortung: Künstliche Intelligenz hat Verantwortung für seine Algorithmen
  • Transparenz: Künstliche Intelligenz ist keine Black Box, ihr Handeln muss transparent und nachvollziehbar sein
  • Ethik: Künstliche Intelligenz muss sich in den Dienst der Menschheit stellen und die Privatsphäre der Menschen achten

Wenn wir KI nach diesen Regeln gestalten, brauchen wir uns nicht zu sorgen. Wir haben es ja in der Hand.

Dies ist zugleich ein Beitrag zur Blogparade „Künstliche Intelligenz“ auf Digitale Exzellenz.


Ein Beitrag von Thorsten Herrmann
General Manager bei Microsoft Deutschland

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