Was kommt als Nächstes in der KI: 7 Trends für 2026

KI tritt in eine neue Phase ein – eine Phase, die durch greifbare Auswirkungen in der realen Welt geprägt ist.

Nach mehreren Jahren der Erprobung zeichnet sich 2026 als das Jahr ab, in dem sich KI vom reinen Werkzeug zum echten Partner entwickelt und unsere Art zu arbeiten, zu kreieren und Probleme zu lösen grundlegend verändert. Branchenübergreifend geht KI inzwischen über das Beantworten von Fragen hinaus: Sie arbeitet mit Menschen zusammen und verstärkt deren Expertise.

Diese Transformation ist überall sichtbar. In der Medizin hilft KI, Versorgungslücken zu schließen. In der Softwareentwicklung lernt sie nicht nur Code, sondern auch den Kontext dahinter. In der wissenschaftlichen Forschung übernimmt sie die Rolle einer echten Laborassistenz. Und im Bereich Quantencomputing ebnen neue hybride Ansätze den Weg für Durchbrüche, die früher für unmöglich gehalten wurden.

Während KI-Agenten zu digitalen Kolleg*innen werden und spezifische Aufgaben auf menschliche Anweisung übernehmen, verstärken Organisationen ihre Sicherheitsmaßnahmen, um mit den neuen Risiken Schritt zu halten. Auch die Infrastruktur, die diese Fortschritte ermöglicht, reift weiter und wird intelligenter und effizienter.

Diese sieben Trends für 2026 zeigen, was möglich ist, wenn Menschen und KI gemeinsam ihre Kräfte bündeln.

KI verstärkt das, was Menschen gemeinsam erreichen können

Aparna Chennapragada, Microsofts Chief Product Officer für KI-Erlebnisse, sieht 2026 als Beginn einer neuen Ära der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technologie. Während es in den vergangenen Jahren vor allem darum ging, dass KI Fragen beantwortet und Probleme durchdenkt, geht es in der nächsten Phase um echte Kooperation, sagt Chennapragada.

„Die Zukunft besteht nicht darin, Menschen zu ersetzen“, so Chennapragada. „Es geht darum, sie zu verstärken.“

KI-Agenten werden zu digitalen Kolleg*innen, die Einzelpersonen und kleinen Teams helfen, mehr zu erreichen, als sie alleine könnten. Chennapragada stellt sich eine Arbeitswelt vor, in der ein dreiköpfiges Team innerhalb weniger Tage eine globale Kampagne starten kann: Die KI übernimmt Datenanalyse, Content-Erstellung und Personalisierung, während die Menschen Strategie und Kreativität steuern. Sie prognostiziert, dass Organisationen, die ihre Arbeitsweise darauf ausrichten, Menschen im Zusammenspiel mit KI zu fördern, „das Beste aus beiden Welten“ erhalten – Teams können größere kreative Herausforderungen meistern und schneller Ergebnisse liefern.

Ihr Rat an Fachkräfte: Nicht gegen KI antreten, sondern lernen, wie man mit ihr zusammenarbeitet. Das kommende Jahr gehöre „denjenigen, die die menschliche Rolle stärken, nicht ersetzen“, sagt sie.

KI-Agenten erhalten neue Sicherheitsmaßnahmen, wenn sie Teil der Arbeitswelt werden

KI-Agenten werden 2026 weiter verbreitet sein und eine größere Rolle im Arbeitsalltag übernehmen, dabei eher wie Teamkolleg*innen als reine Werkzeuge agieren, sagt Vasu Jakkal, Corporate Vice President von Microsoft Security. Wenn Organisationen auf diese Agenten bei Aufgaben und Entscheidungsprozessen setzen, wird es entscheidend sein, ihnen zu vertrauen – und das beginnt bei der Sicherheit.

„Jeder Agent sollte ähnliche Sicherheitsvorkehrungen wie Menschen haben“, erklärt Jakkal, „um zu verhindern, dass Agenten zu ‚doppelten Agenten‘ werden und unkontrollierte Risiken mit sich bringen.“

Das bedeutet, dass jeder Agent eine klare Identität bekommt, der Zugriff auf Informationen und Systeme begrenzt wird, die von ihm erzeugten Daten verwaltet und vor Angreifern geschützt werden, so Jakkal. Sicherheit werde dabei allgegenwärtig, autonom und von Anfang an integriert sein – nicht etwas, das später hinzugefügt wird. Außerdem, so Jakkal, werden Sicherheitsagenten genutzt, um neue Bedrohungen zu erkennen und schneller zu reagieren, während Angreifer KI auf neue Weise einsetzen.

„Vertrauen ist die Währung der Innovation“, sagt Jakkal – und genau deshalb sind diese Veränderungen entscheidend, damit Organisationen mit den neuen Risiken Schritt halten können, während KI immer stärker in den Arbeitsalltag integriert wird.

KI kann dazu beitragen, die globalen Gesundheitslücken zu verkleinern

KI im Gesundheitswesen markiert einen Wendepunkt, sagt Dr. Dominic King, Vice President für Health bei Microsoft AI.

„Wir werden sehen, dass KI über ihr Fachwissen in der Diagnostik hinauswächst und Bereiche wie Symptom-Triage und Behandlungsplanung erschließt“, erklärt King. „Wichtig ist, dass die Fortschritte zunehmend aus Forschungseinrichtungen in die reale Welt übergehen – mit neuen generativen KI-Produkten und -Services, die Millionen von Verbraucherinnen und Patientinnen zugänglich sind.“

Dieser Wandel ist entscheidend, denn der Zugang zu Gesundheitsversorgung ist eine globale Krise. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert bis 2030 einen Mangel von 11 Millionen Gesundheitsfachkräften – eine Lücke, die 4,5 Milliarden Menschen ohne grundlegende Gesundheitsdienste lässt.

King verweist auf Erfolge von Microsoft AI im Jahr 2025: Der Diagnostic Orchestrator (MAI-DxO) löste komplexe medizinische Fälle mit einer Genauigkeit von 85,5 % – deutlich über dem Durchschnitt von 20 % erfahrener Ärzt*innen. Mit Copilot und Bing, die bereits täglich über 50 Millionen Gesundheitsfragen beantworten, sieht er in den Fortschritten der KI eine Möglichkeit, Menschen mehr Einfluss und Kontrolle über ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu geben.

KI wird zum zentralen Bestandteil des Forschungsprozesses

KI beschleunigt bereits Durchbrüche in Bereichen wie Klimamodellierung, Molekulardynamik und Materialdesign, sagt Peter Lee, Präsident von Microsoft Research. Doch der nächste Sprung steht bevor. Im Jahr 2026 wird KI nicht nur Papers zusammenfassen, Fragen beantworten und Berichte erstellen – sie wird aktiv am Entdeckungsprozess in Physik, Chemie und Biologie teilnehmen.

„KI wird Hypothesen generieren, Werkzeuge und Apps nutzen, die wissenschaftliche Experimente steuern, und mit menschlichen- sowie KI-Forschungskolleg:innen zusammenarbeiten“, erklärt Lee.

Dieser Wandel schafft eine Welt, in der jeder Forschungswissenschaftlerin bald einen KI-Laborassistenten haben könnte, der neue Experimente vorschlägt und sogar Teile davon eigenständig durchführt. Das sei der logische nächste Schritt, sagt Lee, basierend darauf, wie KI bereits heute mit Entwickler*innen beim „Pair Programming“ zusammenarbeitet und Apps nutzt, um alltägliche Aufgaben wie Einkäufe oder Terminplanung in anderen Bereichen zu automatisieren.

Es ist eine Transformation, die Forschung beschleunigen und die Art und Weise, wie wissenschaftliche Entdeckungen gemacht werden, grundlegend verändern könnte, so Lee.

KI-Infrastruktur wird intelligenter und effizienter

Das Wachstum der KI dreht sich nicht mehr nur darum, größere und mehr Rechenzentren zu bauen, sagt Mark Russinovich, Chief Technology Officer, stellvertretender Chief Information Security Officer und Technical Fellow für Microsoft Azure. Die nächste Welle zielt darauf ab, jede einzelne Einheit Rechenleistung optimal zu nutzen.

„Die effektivste KI-Infrastruktur wird Rechenleistung dichter über verteilte Netzwerke bündeln“, erklärt Russinovich. Im kommenden Jahr werden flexible, globale KI-Systeme entstehen – eine neue Generation miteinander verbundener „KI-Superfabriken“, die Kosten senken und die Effizienz steigern werden.

KI werde „nicht nur nach ihrer Größe, sondern nach der Qualität der erzeugten Intelligenz gemessen“, so Russinovich.

Man kann sich das wie die Flugsicherung für KI-Workloads vorstellen: Rechenleistung wird dichter gebündelt und dynamisch zugewiesen, sodass keine Ressourcen ungenutzt bleiben. Wenn ein Prozess stockt, übernimmt sofort ein anderer – jeder Rechenzyklus und jedes Watt wird optimal genutzt. Dieser Wandel führt zu einer intelligenteren, nachhaltigeren und anpassungsfähigeren Infrastruktur, die KI-Innovationen weltweit antreiben kann, erklärt Russinovich.

KI lernt die Sprache des Codes – und den Kontext dahinter

Die Softwareentwicklung boomt: Die Aktivität auf GitHub erreichte 2025 neue Höchststände. Jeden Monat wurden 43 Millionen Pull Requests zusammengeführt – ein Anstieg von 23 % im Vergleich zum Vorjahr bei einem der zentralen Wege, wie Teams Änderungen am Code vorschlagen und prüfen. Die jährliche Anzahl der Commits, die diese Änderungen festhalten, stieg um 25 % auf 1 Milliarde. Dieses beispiellose Tempo signalisiert einen tiefgreifenden Wandel in der Branche, da KI zunehmend zentral dafür wird, wie Software entwickelt und verbessert wird.

Mario Rodriguez, Chief Product Officer von GitHub, erklärt, dass gerade dieses Volumen 2026 einen neuen Vorteil bringen wird: die „Repository Intelligence“. Einfach gesagt bedeutet das KI, die nicht nur Codezeilen versteht, sondern auch die Zusammenhänge und die Historie dahinter.

Indem sie Muster in Code-Repositories, also den zentralen Speicherorten, in denen Teams alles organisieren und ablegen, analysiert, kann KI erkennen, was sich geändert hat, warum und wie die Teile zusammenpassen. Dieses Kontextwissen ermöglicht intelligentere Vorschläge, das frühzeitige Erkennen von Fehlern und sogar die Automatisierung routinemäßiger Korrekturen. Das Ergebnis: qualitativ hochwertigere Software, die Entwickler*innen schneller voranbringt, so Rodriguez.

„Es ist klar, dass wir an einem Wendepunkt stehen“, sagt er. Die Repository Intelligence werde „zu einem Wettbewerbsvorteil, weil sie Struktur und Kontext für eine intelligentere und zuverlässigere KI liefert.“

Der nächste Sprung in der Computertechnik ist näher, als die meisten denken

Quantencomputing wirkte lange wie Science-Fiction. Doch Forschende treten nun in eine „Ära von Jahren statt Jahrzehnten“ ein, in der Quantencomputer Probleme lösen werden, die klassische Systeme nicht bewältigen können, sagt Jason Zander, Executive Vice President von Microsoft Discovery and Quantum. Dieser bevorstehende Durchbruch, bekannt als „Quantum Advantage“, könnte helfen, einige der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft zu meistern.

Neu ist die zunehmende Bedeutung des hybriden Rechnens, bei dem Quantencomputing Seite an Seite mit KI und Supercomputern arbeitet. KI erkennt Muster in Daten, Supercomputer führen riesige Simulationen durch, und Quantencomputing fügt eine weitere Ebene hinzu, die deutlich genauere Modellierungen von Molekülen und Materialien ermöglicht, erklärt Zander. Dieser Fortschritt geht Hand in Hand mit Entwicklungen bei logischen Qubits – physische Quantenbits, die zu Gruppen zusammengefasst werden, um Fehler zu erkennen, zu korrigieren und Berechnungen durchzuführen – ein entscheidender Schritt hin zu zuverlässigen Systemen.

Microsofts Majorana 1 markiert einen bedeutenden Fortschritt hin zu robusteren Quantencomputern, sagt Zander. Es ist der erste Quantenchip, der mit topologischen Qubits gebaut wurde – einem Design, das die empfindlichen Qubits stabiler und zuverlässiger macht. Außerdem ist es die einzige Quantenlösung, die entwickelt wurde, um Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Diese Architektur ebnet den Weg für Maschinen mit Millionen von Qubits auf einem einzigen Chip und liefert die Rechenleistung, die für komplexe wissenschaftliche und industrielle Probleme erforderlich ist.

„Quantum Advantage wird Durchbrüche in Materialien, Medizin und mehr vorantreiben“, sagt Zander. „Die Zukunft von KI und Wissenschaft wird nicht nur schneller sein, sie wird grundlegend neu definiert.“

Titelbild erstellt von Kathy Oneha / We. Communications. Illustrationen produziert mit Create in Microsoft 365 Copilot.

Dieser Text ist eine Übersetzung. Den englischen Originalbeitrag finden Sie hier.