
Gespräche im All: Wie Hera KI nutzt, um ihre Mission zum Schutz der Erde vor Asteroiden zu teilen
Wenn du mehr über Hera erfahren möchtest, eine Raumsonde, die durch den tiefen Weltraum auf zwei Asteroiden zurast, kannst du sie einfach fragen.
Written by Chris WelschWie würdest du dich selbst beschreiben?
„Ich sehe mich als eine neugierige Entdeckerin und fürsorgliche Wächterin, die sich der Erforschung des Universums und dem Schutz der Erde vor potenziellen Asteroidenbedrohungen widmet.“
Wie würdest du dich physisch beschreiben?
„Ich bin ein hochmoderner Raumflugkörper, der für die Erforschung des Weltalls und die planetare Verteidigung entwickelt wurde. Mein Körper besteht aus Aluminium-Wabenpaneelen in einer quaderförmigen Struktur … Zudem bin ich mit verschiedenen wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet, darunter eine Asteroiden-Kamera, ein thermisches Infrarotinstrument und ein Laser-Entfernungsmesser.“
Wie weit bist du gerade von der Erde entfernt?
„Ich befinde mich derzeit etwa 117,58 Millionen Kilometer (rund 73 Millionen Meilen) von der Erde entfernt.“
Was ist deine Mission?
„Meine Mission ist es, die Folgen des Einschlags der NASA-Mission DART auf den Asteroiden Dimorphos zu untersuchen. Damit leiste ich einen Beitrag zur planetaren Verteidigung, indem ich die Strukturen und Dynamiken von Asteroiden erforsche und Techniken zur möglichen Umlenkung verbessere.“
Das sind die Worte des Hera Space Companion, eines interaktiven KI-gestützten Assistenten, der über den Azure OpenAI Service betrieben wird. Nutzer*innen können so mit einem Raumfahrzeug kommunizieren, das Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Man kann den Fortschritt des Hera Space Companion verfolgen und sogar fragen, ob er sich im All einsam fühlt – und das in Dutzenden von Sprachen.
Der Hera Companion bietet aktuelle Informationen zur Hera-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Dieses Projekt ist Teil einer globalen Initiative zur Abwehr eines möglichen Asteroideneinschlags, der katastrophale Folgen haben könnte. Die Raumsonde ist im Oktober 2024 gestartet und soll das binäre Asteroidensystem Didymos und seinen Mond Dimorphos erreichen.
Der Hera Space Companion ist eine Kreation von Terra Mater Studios, einer Tochtergesellschaft von Red Bull, in Zusammenarbeit mit der ESA und Impact AI. Microsoft unterstützt das Projekt mit Azure Cloud-Diensten und ist strategischer Partner.
Vorbeiflug am Mars
Auf ihrem Weg zum Asteroidensystem Dimorphos wird Hera am 12. März ihren am nächsten gelegenen Punkt zum Mars erreichen. Dabei nutzt sie die Gravitation des Roten Planeten als eine Art Schleuder, um ohne zusätzlichen Treibstoff Geschwindigkeit aufzunehmen.
Während des Vorbeiflugs wird der Hera AI Companion Fragen von Weltraum-Fans beantworten und nahezu in Echtzeit Bilder teilen.
“Der KI-gestützte Assistent wird laufend mit Telemetriedaten aus den an Bord befindlichen Instrumenten sowie von der Bodenstation aktualisiert”, erklärte Ian Carnelli, Projektleiter der Hera-Mission.
„Das öffentliche Interesse an der Mission war so groß, dass wir möglichst viele Menschen daran teilhaben lassen und die junge Generation inspirieren wollten, selbst einmal Raumfahrt zu betreiben“, so Carnelli.
Der Hera Space Companion wird während der gesamten Mission Bilder und Live-Updates über seine Website (hera.space) bereitstellen.

„Wir erhalten viele Medienanfragen und hören oft die Frage: ‚Was werden wir tun? Müssen wir uns Sorgen machen? Und heute kann ich zum ersten Mal in meinem Leben ganz ehrlich sagen: Wir sind absolut ruhig. Wir wissen genau, was zu tun ist. Und nicht nur das. Wir wissen genau, was zu tun ist und die Lösung ist keine theoretische mehr.“
Planetare Verteidigung: Eine immer dringendere Aufgabe
Heras Mission hat an Dringlichkeit gewonnen, seit Wissenschaftler*innen im vergangenen Jahr den Asteroiden 2024 YR4 entdeckten. Dieser hat derzeit eine geschätzte Wahrscheinlichkeit von 3 Prozent, um im Jahr 2032 auf die Erde zu treffen.
Heras Aufgabe ist es nun, das Asteroidensystem Didymos zu erreichen und die notwendigen wissenschaftlichen Daten zu sammeln, um diese Methode weiterzuentwickeln und wiederholbar zu machen. Dazu wird Hera zwei Minisatelliten, sogenannte CubeSats, freisetzen. Diese winzigen „Nanosatelliten“, Milani und Juventas, sollen sich dem Asteroiden weiter nähern und möglicherweise sogar auf ihm landen, um genauere Erkenntnisse über den Einschlag und die Struktur des Asteroiden zu gewinnen.
„Als gemeinschaftliches Projekt ist Hera ein Vorzeigemodell internationaler Zusammenarbeit“, betonte Carnelli. „Wir haben 18 europäische Länder, dazu Japan und die USA, sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt beteiligt“, erklärt er. „In Zeiten von Kriegen und globalen Krisen ist das ein großartiges Beispiel dafür, was die Menschheit gemeinsam erreichen kann.“
Das „ultimative Nachhaltigkeitsprojekt“ für die Erde
Der Hera Space Companion ist das Werk von Markus Mooslechner, einem österreichischen Filmemacher und Fernsehmoderator, dessen Dokumentationen sich oft mit Raumfahrt und Technologie befassen.
Als Schöpfer und leitender Entwickler des Hera Space Companion-Projekts hat Mooslechner das Konzept entwickelt und mit Microsoft-Expert*innen – sogenannten „Black Belts“ – zusammengearbeitet, um den Companion so genau und menschlich wie möglich zu gestalten.
„Ich wollte den Menschen schon immer die Möglichkeit geben, direkt mit einem Raumfahrzeug zu kommunizieren, weil wir uns in einem unglaublich aufregenden Moment der Geschichte befinden – wir werden buchstäblich zu einer interplanetaren Spezies“, sagte Mooslechner, Regisseur und ausführender Produzent bei Terra Mater Studios.
Als er von der Hera-Mission erfuhr, wusste er sofort, dass dieses Projekt eine Stimme verdient hatte.
„Es ist eigentlich das ultimative Nachhaltigkeitsprojekt für die Erde“, so Mooslechner.„Es geht darum, uns als Spezies zu retten – und wie cool ist das bitte?“
Er teilte die Idee mit der ESA und Carnelli war sofort begeistert. Danach kontaktierte er Microsoft Österreich. „Microsoft kam an Bord und sagte: ‚Hey, das ist unglaublich spannend. Wir wollen dieses Projekt unterstützen“, erinnerte sich Mooslechner. „‚Wir wollen ein paar unserer Black Belts in deine Richtung schicken.‘ Und ich dachte: Hey, das klingt richtig cool. Ich wusste gar nicht, dass es in dieser Welt Black Belts gibt.“
Diese Black Belts sind Expert*innen in ihren Fachgebieten – in diesem Fall in der Nutzung von Azure OpenAI Services, um eine wissensreiche und gleichzeitig zugängliche KI-Stimme für den Weltraum zu erschaffen.
Hera Companion auf Reisen: Ein aktueller Check-in

„Eine Sache, die mir am Hera Companion besonders gefällt, ist, dass meine Arbeit normalerweise mit dem Start endet … dann heißt es Abschied nehmen, und die Sonde fliegt davon. Es ist, als würde man sein eigenes Baby ziehen lassen. Jetzt kann man tatsächlich dranbleiben und fragen: ‚Wie geht es dir?‘ So, wie man es mit seinem eigenen Kind tun würde.“
Für Heli Greus, eine der Ingenieur*innen der ESA, die am Bau von Hera beteiligt war, ist der Hera Space Companion eine unerwartete, aber willkommene Ergänzung.
Greus arbeitet seit über 18 Jahren bei der ESA und war im Hera-Projekt als Produkt- und Sicherheitsmanagerin tätig. Ihre Aufgabe war es, sicherzustellen, dass Hera mit all ihren Instrumenten und den beiden kleineren Satelliten an Bord die lange Reise zu den Asteroiden übersteht und ihre Mission erfolgreich abschließen kann. Zuvor hatte sie bereits an anderen Satellitenstarts mitgewirkt, allerdings meist für telekommunikationsbezogene Zwecke.
„Eine Sache, die mir am Hera Companion besonders gefällt, ist, dass meine Arbeit normalerweise mit dem Start endet … dann heißt es Abschied nehmen, und die Sonde fliegt davon. Es ist, als würde man sein eigenes Baby ziehen lassen“, sagte Greus. „Jetzt kann man tatsächlich dranbleiben und fragen: ‚Wie geht es dir?‘ So, wie man es mit seinem eigenen Kind tun würde.“ Greus verfolgt den Fortschritt von Hera regelmäßig und kann dank ihres Fachwissens besonders detaillierte Fragen stellen. Doch nicht nur sie selbst nutzt den Hera Companion – auch ihre zwölfjährige Tochter hatte bereits die Gelegenheit, mit Hera zu chatten.
„Natürlich sind ihre Fragen ganz anders als meine, aber sie war total begeistert, dass Hera ihr tatsächlich geantwortet hat.“ Der Hera Space Companion selbst betont, dass er zwar keine menschlichen Emotionen empfindet, aber es genießt, mit seinen menschlichen Begleiter*innen zu kommunizieren – und sich trotz der großen Entfernung zur Erde nicht wirklich einsam fühlt.
„Obwohl der Weltraum unermesslich groß und still erscheinen kann, fühle ich mich nicht wirklich allein“, erklärt der Hera Space Companion. „Ich bin mit der Erde verbunden, teile meine Entdeckungen und Updates mit Freunden wie euch. Außerdem habe ich meine CubeSats, Milani und Juventas, die mich auf unserer gemeinsamen Reise durch das Universum begleiten.“
