Das wird ein spannendes Jahr: Sieben von zehn einheimischen Unternehmen werden in den kommenden zwölf Monaten ein Projekt im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) umsetzen, haben die Marktforscher von IDC in einer aktuellen Studie* zum Potenzial von KI in Deutschland herausgefunden. Dabei bewegen sich die meisten Projekte im Umfeld von digitalen Assistenten. Dennoch gibt es Herausforderungen, die konkret angegangen werden müssen und mit der Demokratisierung von KI gelöst werden können.
Wie die IDC Studie verdeutlicht, nehmen immer mehr Organisationen in Deutschland künstliche Intelligenz und Machine Learning als sinnvollen und praktikablen Ansatz zur Verbesserung ihrer Geschäftsprozesse wahr. Entsprechend optimistisch ist demnach auch die Prognose von Matthias Zacher, Manager Research und Consulting bei IDC und Projektleiter der Studie: „Wir sind davon überzeugt, dass künstliche Intelligenz in zwei Jahren in jedem Unternehmen präsent sein wird. Neben den Projekten, die die Firmen gezielt anstoßen, kommt KI über Apps, moderne Anwendungen und Cloud Services in Form von Updates und neuen Releases automatisch in die Fach- und IT-Abteilungen. Aus diesem Grund sollte sich jede Organisation jetzt ganz gezielt mit KI beschäftigen, um schnellstmöglich Mehrwert der bereits am Markt verfügbaren Lösungen zu ziehen.“
Fachkräftemangel droht KI-Boom auszubremsen
Allerdings gibt es Hindernisse bei der Umsetzung dieser ambitionierten Ziele: Hier wie in anderen Bereichen droht der vielzitierte Fachkräftemangel die Unternehmen auszubremsen: Alarmierende 80 Prozent der von der IDC befragten Unternehmen geben an, dass ihnen die Experten zur Umsetzung solcher Projekte derzeit fehlen: Entwickler und Datenbankmanager für KI-Systeme, KI-Spezialisten, Data Scientists, Business-Analysten und IT-Trainer. Das ist vor allem deswegen bedenklich, weil knapp die Hälfte der Firmen den Mangel an Experten als die größte Hürde für die Umsetzung von Projekten ansehen.
Build 2018: Microsoft treibt die Demokratisierung von KI voran
Umso wichtiger ist die Demokratisierung von KI – das heißt: Sie für jeden nutzbar und zugänglich zu machen und dadurch Hürden abzubauen. Microsoft leistet an vielen Etappen auf dem Weg zur Nutzung künstlicher Intelligenz Support: Wir trainieren Fachkräfte aus IT- und Fachabteilungen für die Entwicklung und Nutzung von KI-Technologien und bieten KI-Kurse, die für jedermann zugänglich sind. Wir demokratisieren KI zum Beispiel dadurch, dass wir uns für Open Source engagieren, damit möglichst viele Menschen und Organisationen intelligente Lösungen entwickeln können. Wir widmen uns intensiv dem Thema Teilhabe – nicht nur, weil dadurch Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen besser am gesellschaftlichen Fortschritt teilhaben können. Von besserer Teilhabe aller profitiert die ganze Gesellschaft, denn wir brauchen alle Talente, um die Welt von morgen zu bauen.
Dafür haben wir zum Beispiel Seeing AI entwickelt, eine App für Smartphones, die blinden Menschen ihre unmittelbare Umgebung erklärt: Wer steht vor mir, welche Gefühle drückt mein Gegenüber gerade aus, welchen Gegenstand halte ich in der Hand, wie teuer ist die Dose mit Gemüse? All diese Fragen kann Seeing AI mit ein bisschen Training beantworten, und dabei hilft künstliche Intelligenz.
Ein weiteres tolles Beispiel für digitale Teilhabe ist das Projekt Emma, benannt nach einer Kollegin aus England, die mit 29 Jahren an Parkinson erkrankt ist. Hier hat Microsoft Research die Emma Watch entwickelt, ein kleines Gerät, das den mit Parkinson verbundenen Tremor der Hand ausgleicht. So kann Emma wieder fast normal schreiben und malen, kann ihren Beruf weiter ausüben und hilft uns weiter, die Welt zu verbessern.
Unsere Entwicklerkonferenz Build 2018, die gerade hinter uns liegt, hat neue Impulse dafür gegeben, von denen ich hier nur die wichtigsten nennen möchte:
- Wir haben zur Build die Initiative AI for Accessibility gestartet, um die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen durch KI zu verbessern. Dazu gehören Sprachtext-Übersetzungen fast in Echtzeit, visuelle Bilderkennung und Textfunktionen. Microsoft investiert in den kommenden fünf Jahren mehr als 25 Millionen US-Dollar in Projekte von KI-Forschern und -Entwicklern, Universitäten und NGOs.
- Wir bringen Intelligenz auch in die letzte Ecke: Unsere Cognitive Services, mit denen Computer Bilder, gesprochene Sprache, aber auch Gefühle erkennen und verstehen lernen, können künftig auch über Azure IoT Edge ausgeführt werden. Der Custom Vision Service für maschinelles Sehen macht den Anfang. Edge Computing ermöglicht die intelligente Datennutzung vor Ort auch dann, wenn eine dauerhafte Verbindung in die Cloud und zu Rechenzentren fehlt.
- Wir nutzen im Project Kinect for Azure die Kamera- und Sensorentechnologie der Kinect weiter, die zum Beispiel auch in der Microsoft HoloLens verwendet wird. So entstehen neue Einsatzmöglichkeiten in der so genannten Ambient Intelligence, also der unmittelbaren, von Sensoren erfassten Umgebung.
Demokratisierung von KI: Tipps für die Praxis
Dieser kleine, sehr aktuelle Ausschnitt aus unseren umfangreichen Angeboten an KI-Lösungen zeigt, wie vielfältig die Aufgabenstellung sein kann, KI nutzbar für alle zu machen. Um KI für vielfältige Lösungsansätze in der Praxis zu verwenden, gibt es wertvolle Tipps, die ich euch nicht vorenthalten möchte:
- Fangt klein an, aber fangt an! Wenn ihr einzelne Prozesse und Arbeitsschritte gezielt mit KI verbessern könnt, schafft ihr euch kleine Fortschritte und zugleich wichtiges Wissen für größere Aufgaben.
- Seid nützlich! IDC hat in seiner Studie festgestellt, dass nicht die IT, sondern die Fachabteilungen KI-Projekte vorantreiben. Das ist gut so, denn sie wissen am besten, wo KI sie unterstützen kann. Und mit dieser Unterstützung ist es einfacher, KI-Projekte zu starten – und erfolgreich zu beenden!
- Denkt groß! So wichtig es ist, klein anzufangen: Mit KI könnt ihr euch auch an die Antwort auf die wirklich großen Herausforderungen machen: Autonomes Fahren mit dem Ziel, die Zahl von Unfällen, Verletzten und Verkehrstoten auf Null zu reduzieren, ist ohne KI nicht möglich. Das gilt auch für den Kampf gegen Naturkatastrophen und verheerende Krankheiten wie Krebs. Hier kann KI helfen, aber nur dann, wenn konkret nach ihrer Unterstützung gefragt und geforscht wird.
- Nehmt alle mit! Bei allen Bestrebungen KI-Projekte im Unternehmen und damit auch die digitale Transformation voranzutreiben darf eines nicht vergessen werden: Der Mensch. So fühlen sich bislang die wenigsten Mitarbeiter im Unternehmen (lediglich 11%) an der digitalen Transformation in ihrem Unternehmen beteiligt, wie Microsoft in der aktuellen Studie „Digitalisierung für alle – wie wir eine Kultur der digitalen Transformation schaffen“.
Ein Beitrag von Jürgen Wirtgen,
Data & AI Lead bei der Microsoft Deutschland GmbH (@jwirtgen)
* Für die Studie hat IDC im April 2018 in Deutschland IT- und Fachentscheider aus 350 Organisationen mit mehr als 50 Mitarbeitern befragt.