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Mit vereinten Kräften gegen Mangelernährung: Microsoft, Munich Re, Social Impact Partners und Welthungerhilfe nutzen künstliche Intelligenz, um Kindern zu helfen

Die App Child Growth Monitor hilft künftig dabei, die Mangelernährung von Kindern frühzeitig zu erkennen, sie gezielt zu versorgen und mit gleichem Mitteleinsatz mehr Bedürftigen helfen zu können.

Welthungerhilfe, Munich Re, Social Impact Partners und Microsoft stellen im Rahmen des Digitalgipfels in Nürnberg eine mobile App vor, die dabei helfen soll, den Hunger auf der Welt effektiv zu bekämpfen. Die von der Welthungerhilfe entwickelte App wird auf der Cloud-Plattform Microsoft Azure betrieben. Zudem nutzt die mobile Anwendung, die derzeit als Prototyp in Indien getestet wird, Deep-Learning-Modelle aus den Diensten für künstliche Intelligenz (KI) von Microsoft Azure.

Ich möchte es schaffen, dass ab 2030 niemand mehr auf der Welt Hunger leidet“, formuliert Jochen Moninger, Head of Innovation bei der Welthungerhilfe (WHH) und Initiator des Projekts, sein ehrgeiziges Ziel. „Um dieses Problem zu lösen, vertraue ich auch auf digitale Technologien.”

Weltweit hungern nach Erkenntnissen der UNO-Ernährungsorganisation FAO 821 Millionen Menschen. Jeden Tag sterben 15.000 Kinder an den Folgen von Unterernährung. Zudem leiden 22 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren, insgesamt 151 Millionen, unter ernährungsbedingten Wachstumsverzögerungen.

Mangel- und Unterernährung beeinflussen auch die Bildung von Kindern
Ein Ansatz für effiziente Hilfe besteht darin, die Kinder unter fünf Jahren genauer als bisher zu identifizieren, die unter Mangelernährung leiden, um sie gezielt mit geeigneten Nahrungsmitteln zu versorgen. Oft ist nämlich einseitige Ernährung der Grund für den Mangel an lebenswichtigen Stoffen.

Hilfe gerade in diesem Alter ist besonders wichtig: Die körperliche Entwicklung in dieser Zeit entscheidet auch darüber, wie gut die Kinder später lernen können. „Es ist erwiesen, dass Mangel- und Unterernährung die Bildung von Kindern und deren künftiges Einkommen stark beeinflusst – und damit auch die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes“, erklärt Dr. Michael Menhart, Chefvolkswirt von Munich Re. „Wir haben ein starkes Interesse, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und Ländern, Familien und Kindern zu helfen, dem Hunger und der Armut zu entkommen.“

Frühzeitige und effiziente Hilfe durch KI
Mit herkömmlichen Mitteln ist es schwer zu erkennen, ob ein Kind unter Mangelernährung leidet; von Hand wiegen und messen ist fehleranfällig. Geeichte Spezialgeräte sind zudem sehr empfindlich und eignen sich schon aufgrund ihres Gewichts nicht für den Transport in entlegene Gebiete. Die mobile App nutzt Kamera und Infrarotsensor von Smartphones und erstellt 3D-Scans der Kinder aus Millionen von millimetergenauen Messungen. So dauert ein genauer Scan gerade einmal eine Minute.

Die erfassten Daten werden anonymisiert in Microsoft Azure übertragen. Ernährungswissenschaftler und IT-Spezialisten werten die Daten mit Deep-Learning-Modellen aus den KI-Diensten von Azure aus und speisen sie wieder in die App ein. So lernt die Anwendung, ihre Datenmodelle und damit ihre Vorhersagen über den Gesundheits- und Ernährungszustand der Kinder kontinuierlich zu verbessern. Voraussichtlich werden mehr als hunderttausend 3D-Scans von Kindern benötigt, um valide Prognosen erstellen zu können. „Um diese große Datenmenge analysieren zu können, sind wir auch auf externes Wissen angewiesen“, sagt WHH-Manager Moninger. „Und Munich Re ist als weltweit größter Rückversicherer ein führender Spezialist auf dem Gebiet der Datenanalyse.“

Nicht nur das: Munich Re engagiert sich auch im nachhaltigen Risikomanagement und bei innovativen Finanzlösungen. Dafür hat das Unternehmen mit der Hollard Insurance Group ein Joint Venture gegründet: Social Impact Partners (SIP). Kernaufgaben von SIP ist es, als Bindeglied zwischen Munich Re und Nichtregierungsorganisationen (NGO) maßgeschneiderte Finanzierungs- und Versicherungslösungen für alle Arten von Social-Impact-Organisationen zu ermöglichen. „Durch den Child Growth Monitor ist ein weiterer Schritt gemacht, dem ‚Zero Hunger‘ Ziel der Sustainable Development Goals näher zu kommen. Diese innovative Lösung ermöglicht nicht nur eine bessere Nutzung bestehender Ressourcen, sondern auch, die Effizienz von Maßnahmen zu messen. Hierdurch werden neue Finanzierungsmöglichkeiten in NGO Bereich überhaupt erst möglich“, sagt Hanna Grewe von Social Impact Partners.

Die große Menge an komplexen Daten erfordern modernste Technologien, um sie für die Welthungerhilfe nutzbar zu machen“, ergänzt Susanne Mehrtens, Senior Industry Marketing Manager von Microsoft. „Mit den KI-Services von Azure bieten wir Lösungen, die sich ständig verbessern und selbstständig Entscheidungen treffen.“

Prototyp im praktischen Einsatz erzielt genauere Messergebnisse und verbessert die wirksame Versorgung
Die von der Welthungerhilfe entwickelte App existiert momentan als Prototyp und wird in Indien getestet, wo zwölf Teams mit mobilen Endgeräten ausgestattet und trainiert werden, um Daten im Feld aufzunehmen. Diese Daten werden bereits für die Untersuchung von Kindern genutzt. „Der ‚Child Growth Monitor‘ zeigt, dass neue Technologien dank Microsoft AI eine zuverlässige Datenerfassung in Entwicklungsländern und eine hochwertigere Datenanalyse ermöglichen“, sagt Dr. Michael Menhart.

Insgesamt erzielt dieses Projekt schon heute eine hohe Wirkung und zeigt, dass moderne Technologien bei der Bekämpfung von Hunger einen echten Unterschied machen können: Der Child Growth Monitor ermöglicht es, deutlich mehr Kinder nicht nur zu erfassen, sondern vor allem korrekt zu messen. Das heißt, die Zahl kann von 35 Prozent auf 85 Prozent steigen, sodass mehr als doppelt so viele Kinder Ernährungshilfe erhalten können. Durch die effizientere Hilfe werden allein in Indien mehrere hundert Millionen Euro frei, die für humanitäre Zwecke investiert werden können.