„Create Your Story“ – der Kurzgeschichtenwettbewerb zur Ermutigung junger Schreib-Talente

Schreibinspiration von Katharina Hopp

Der halbe Tag ist vorüber und ich sitze fokussiert an meinem Schreibtisch. Meine Konzentration erreicht gerade Höchstmaße – die einzigen Töne, die ich wahrnehme, sind ein Surren der Zimmerlampe und das sanfte Tippen meiner Tastatur. Plötzlich übertönt das Telefonklingeln meinen konzentrierten Schreibfluss.

Erschrocken zucke ich zusammen, bin herausgerissen aus meiner Welt, habe den Faden verloren, fallenlassen. Er liegt jetzt am Boden, zusammengeknüllt und voller Knoten. Ich seufze, warum muss genau dann, wenn meine Gedanken sich endlich sortiert haben, von den Wolken zu etwas Festem wurden, genau jetzt, irgendjemand anrufen? Kurz überlege ich, den Anruf zu ignorieren, will die Wölkchen festhalten, doch sie lösen sich zwischen meinen verzweifelten Fingern, verschwinden zurück in die verwinkelten Ecken meines Kopfes. Dorthin, wo ich nur Zugang habe, wenn ich meine erzählenden, kunstvollen Worte wiederfinde, die sich im grauen Alltag nur dann zeigen, wenn neben Arbeit und Schule Zeit für ihre Farben bleibt.

Kopfschüttelnd stehe ich auf und beende das nervtötende Klingeln mit einem Druck auf den grünen Hörer.

„Hallo?“, sage ich, lausche, aber da ist kein Laut. Kein Geräusch, nicht mal ein rasselnder Atem, den ich aus diversen Horrorfilmen kenne, da ist einfach Stille. Keine schöne, nicht die Art Ruhe, in die du hinaustrittst, wenn der Winter die Landschaft mit seinen vereisten Regentropfen bedeckt hat, nicht diese Friedvolle. Diese Sorte von Nichts ist ein Vakuum, als wäre ein Blinder taub, gefühlslos, geruchslos und gelähmt zugleich. Als hätte der sternbehangene Himmel sich ausgedehnt und alles in sich aufgesaugt oder verdrängt, bis nur noch Schwärze übrig bliebe und die tote Stille von den Himmelskörpern belacht würde.

„Wer ist da?“, frage ich, blöd genug, noch nicht aufgelegt zu haben und meine Schreibinspiration jetzt endgültig von Tonlosigkeit aufgefressen.Noch bevor meine Fingerspitze das glatte Material zum Beenden des sehr einseitigen Gesprächs berühren kann, wird das Schweigen am anderen Ende durchbrochen. Vor Schreck ruckt mein Kopf weit weg von der Muschel, die Stille von drohender Stimme durchbrochen, die klingt wie eine Mischung aus Donnergrollen und hektischen Regentropfen.

„Leg nicht auf.“, eine Pause so lang wie der letzte Atemzug. Ich presse das Telefon an mein Ohr, wie hypnotisiert vom Gewitter. Als wäre ich ein Hund, dessen Herrchen ihn tritt und doch füttert, treu und untergeben, dennoch angstvoll und bang. Was soll das Tier erwarten? Schlag oder Leckerei? Zuckerbrot oder Peitsche? Der Sturm tobt weiter: „Hör mir genau zu. Wenn ich aufgelegt habe, schreibst du nicht weiter. Ich kenne deine Ideen, verfolge sie nicht.“ Ich zwinge mich, den Hörer weiter von meinem Ohr zu halten, mich wieder in die Wirklichkeit zurückholen, mich vom Wörtersog abzustoßen, an der Luft zu halten, lernen zu schwimmen, in der Flut, die der Regen verursacht hat.

Ich drücke meine freie Hand kräftig an die Schläfe, will, dass der Schmerz mich vernünftig macht.

„Wer zum Teufel sind Sie? Drohen Sie mir?“, stoße ich hervor, so heftig, dass ich vereinzelte Spucketropfen in der Luft glänzen sehe wie den Staub.
„Schreib nicht weiter.“ Dann ist das Gewitter vorüber, aber es zieht diese kalte, erwartungsschwangere Luft mit sich, dass es nicht der letzte Sturm gewesen sein könnte.

Also schreibe ich nicht weiter. Die Geschichte ist zu Ende.

 

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