#besserlernen – Die Zukunft der Schule ist digital
Dass die Kreidezeit an deutschen Schulen bald der Vergangenheit angehören sollte und dass dafür Investitionen nötig sind, hat die Politik längst erkannt. Doch in der Praxis müssen oft genug auch im Bildungshaushalt noch Einsparungen umgesetzt werden. So scheint der Traum, sehr schnell in 40.000 öffentlichen und privaten Grundschulen sowie weiterführenden Schulen und Berufsschulen flächendeckend moderne Technologien zur Zusammenarbeit einzuführen, aktuell vorerst ausgeträumt. Glücklicherweise lässt sich die Digitalisierung davon aber nicht aufhalten: Sie wird täglich von vielen Lehrkräften im Schulunterricht kreativ und individuell ausgelotet. Auf der „Microsoft Education Exchange 2017“ (E²) in Toronto, trafen engagierte und technikaffine Lehrer aus aller Welt zusammen, um ihre innovativen Ideen für mediengestützten Unterricht auszutauschen und gemeinsam neue Konzepte für den digitalen Wandel im Klassenzimmer zu entwickeln.
Das „Fairmont Royal York-Hotel“ liegt in Downtown Toronto unweit der vielen Sehenswürdigkeiten der kanadischen Metropole. Die hier versammelten 240 Pädagogen aus 83 Ländern hatten dafür aber kaum ein Auge, denn an drei Tagen wurde in Keynotes, Breakout Sessions und Group Challenges unter dem Leitmotiv „Make whats next“ intensiv zu Themen wie lebenslanges Lernen, Technik-Unterstützung im Unterricht oder den Einsatz von Minecraft zur spielerischen Umsetzung komplexer Zusammenhänge debattiert. Ein Ziel einte dabei alle: gegenseitige Inspiration.
Stefan Malter, der als Dozent an der TU Dortmund im Institut für Journalistik arbeitet, war zum zweiten Mal mit dabei, in diesem Jahr als Microsoft Innovative Educator Fellow: „Das war ein absolutes ‚Life Changing Event’. Ich habe engagierte Lehrer und Dozenten aus aller Welt kennengelernt und durfte mehrfach Präsentationen vor interessiertem Fachpublikum halten.“ Für seine Vorträge zu Themen wie Medienkompetenz-Vermittlung und Medienproduktion in Schule und Unterricht wurde der Diplom-Journalist auf der E2 zudem mit dem 1. Preis in der Kategorie „Improving University and Workplace Readiness“ ausgezeichnet.
Julian Wagner von der Gesamtschule Horst in Gelsenkirchen war zum ersten Mal als Microsoft Innovative Educator Expert dabei, um den „Horizont zu erweitern und viele Anregungen“ für die Kollegen an der Schule mitzubringen. Microsoft unterstützt Lehrende bei ihren Digitalisierungsbemühungen unter anderem mit dem „Microsoft Innovative Educator Experts“-Programm (MIEE). Wagner hatte sich schon während seines Referendariats auf Twitter vernetzt und war so auf die MIEE aufmerksam geworden, für die sich interessierte Lehrer mit einem Projekt bewerben können. An erster Stelle stehe für ihn die Vernetzung und der Austausch, beispielsweise durch Skype-Calls, mit Lehrern aus aller Welt, betont Wagner. Darüber hinaus stehen allen Lehrern, auch ohne MIEE-Programm, nach einer Anmeldung auf der Microsoft Education Plattform Zugänge zu Apps und Ressourcen für den Lehralltag zur freien Verfügung.
Auch Torsten Traub, von der Realschule Neureut in Baden-Württemberg, war jetzt neu auf der Konferenz dabei. Der Lehrer für Mathe, Geographie, Medienbildung und den Fächerverbund EWG (Erdkunde-Wirtschaftskunde-Gemeinschaftskunde) arbeitete in Toronto zusammen mit Lehrkräften aus Kroatien, Kuwait, Ecuador und der Ukraine an einem „Language Tool for Minecraft“ und wurde dafür ausgezeichnet. Er nutzt privat unter anderem auch OneNote für die Selbstorganisation und lobt den niedrigschwelligen Zugang zu den Angeboten von Microsoft für technikaffine Lehrkörper: „Und wer tiefer einsteigen möchte, findet viele Möglichkeiten. Ich versuche alles so zu nutzen, dass es direkten Ertrag für meine Arbeit hat.“ Im kommenden Schuljahr möchte er auch das Spiel Minecraft und Office Mix für Powerpoint im Unterricht ausprobieren. Doch nicht alle Lehrkräfte in Deutschland sind neuen Technologien gegenüber so aufgeschlossen. In manchen Klassenzimmern ist zwar neueste Technik vorhanden, wird aber nicht adäquat genutzt, weil die Lehrenden nicht wissen, wie sie zu bedienen ist.
„Technologie kann gute Lehrer nicht ersetzen. Aber sie kann gute Lehrer noch besser machen“, sagt Anthony Salcito, Vice President Worldwide Education bei Microsoft. „Deshalb muss EdTech auch einfach, sicher und kontrollierbar sein.“ Um den Schulen den Einsatz digitaler Technik im Klassenzimmer zur Verbesserung der Lernerfolge zu erleichtern, engagiert sich Microsoft mit dem Programm „Showcase Schools“ (SCS). Im Schuljahr 2016/17 wurden insgesamt 4.800 Lehrende und 851 Schulen aus über 100 Ländern für die Teilnahme an den SCS- und MIEE-Programmen ausgewählt.
Seit Herbst 2015 ist die Europaschule SII Utbremen eine Showcase Schule. Harm Hörnlein-Roboom, Bildungsgangsleiter im Bereich IT und einer der beiden SCS-Koordinatoren beschreibt, wie die Schule erste Erfahrungen sammelte: „Zunächst haben wir mit ‚Bring your own device’ (BYOD) angefangen.“ Später seien von der Schule selbst Geräte und Software angeschafft worden. Mittlerweile sind Microsoft Tools wie Office 365, Word oder Sway fest im Alltag der 1.800 Schüler und 140 Lehrenden integriert. Der Leiter möchte nun den nächsten Schritt gehen und hofft, seiner Schule bald die Teilnahme an einem Hackathon zu ermöglichen.
Sarah Felsmann, eine der 20 MIIEs an dieser Schule in Bremen, versucht immer wieder digitale Lösungen in ihren Unterricht einfließen zu lassen. So übte sie mit ihrer Klasse das kollaborative Arbeiten in komplexen Aufgabenumfeldern. Ihre Schüler programmierten ein Adventure-Game nach der Scrum-Methode und Felsmann dokumentierte die Ergebnisse mit Sway. Auch der Informatik- und Englischlehrerin ging es beim E² vor allem um neue Impulse für ihre Unterrichtsarbeit, „besonders um den Vortrag von Stephen Reid, da seine Ansätze des technologiebasierten Lernens mich sehr ansprechen und ich auch selbst immer wieder versuche, neue Tools zu integrieren.“
Die Digitalisierung an den Schulen gelingt natürlich umso besser, wenn auch die Schüler mitziehen. Da trifft es sich gut, dass nach einer Untersuchung des Branchenverbandes bitkom mehr als drei Viertel von ihnen Lust auf digitale Inhalte haben und beispielsweise Coden lernen wollen. Das Megathema „Digitalisierung der Bildung“ lässt sich jedoch für Schüler, Lehrer und Schulen ohne zusätzliche Unterstützung nicht bewältigen. Deshalb hat Microsoft gemeinsam mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft den „Digitalen Bildungspakt“ ins Leben gerufen. Die Beteiligten haben sich zum Ziel gesetzt, eine breite gesellschaftliche Debatte über die digitale Bildung anzuregen und fördern dies durch Veröffentlichungen sowie mit Konferenzformaten für Öffentlichkeit, Lehrer und Politik. Darüber hinaus unterstützt Microsoft mit der bundesweiten Bildungsinitiative „Code your Life“ Jugendliche dabei, einen spielerischen Einstieg beim Programmieren zu finden.
Sarah Felsmann begrüßt es, wenn Informatik nicht nur für jüngere Jahrgänge weiter an Stellenwert gewinnt und dadurch dem Fachkräftemangel und den internationalen Herausforderungen begegnet wird: „In einer Welt, in der Technologie eine immer größere Rolle spielt, sollten Kinder den Umgang mit dieser frühzeitig erlernen können.“ Bei der Eröffnung der diesjährigen CeBIT übernahm Bundeskanzlerin Angela Merkel immerhin schon mal eine der zentralen Forderungen aus dem „Digitalen Bildungspakt“, als sie anregte, neben Rechnen, Schreiben und Lesen künftig auch Programmierfähigkeiten im Curriculum zu verankern.
Insofern ist Microsoft mit Programmen wie dem MIIE und den SCS auf internationaler Ebene und insbesondere in Deutschland mit dem „Digitalen Bildungspakt“ und der Code Your Life-Initiative schon ein gutes Stück vorangegangen. Denn damit die Digitalisierung nicht nur von der Politik beschworen wird, muss sie im Alltag von Schülern und Lehrern eine feste Größe werden. Das funktioniert am besten übers Ausprobieren und über Vorbilder aus Schule und Elternhaus. Mit dem #besserlernen kann also gar nicht früh genug begonnen werden!