Kaum eine Technologie polarisiert mehr als künstliche Intelligenz. Das liegt an der Fantasie der Menschen, die schon seit Jahrzehnten darüber sinnieren, ob Maschinen mit mehr oder weniger menschlichen Eigenschaften unser Leben leichter machen oder uns am Ende beherrschen werden. Die Antwort ist einfach: Künstliche Intelligenz ist das, was wir daraus machen.
Die Technik rund um künstliche Intelligenz hat sich allein in den vergangenen zwei Jahren rasant entwickelt: Cloud, Cognitive Services und Sensorik sind soweit. Es wird Zeit, diese Entwicklung nicht mehr nur zu bestaunen oder zu kritisieren, sondern zu fördern, zu begleiten und zu gestalten: Es ist an uns, künstliche Intelligenz so einzusetzen, dass sie uns nützt, hilft und besser macht.
Diese Aufbruchstimmung ist nicht nur bei uns zu spüren; ich erlebe sie in vielen Gesprächen mit unseren Kunden beinahe täglich: Künstliche Intelligenz ist das zentrale Thema. Das liegt nicht nur an der reifen Technologie, sondern vor allem an dem Potenzial, viele gesellschaftliche Bereiche und Branchen grundlegend zu verändern. „Künstliche Intelligenz entwickelt sich von einem Science-Fiction-Thema zu einem realen Ding“, schreibt Microsoft-CEO Satya Nadella in seinem unlängst auch auf Deutsch erschienenen Buch Hit Refresh. „Künstliche Intelligenz treibt jede Erfahrung an, erweitert die Fähigkeiten des Menschen um Erkenntnisse und Prognosefähigkeiten, zu denen der Mensch allein nicht imstande wäre.“
Mach dein eigenes Ding!
Das beschreibt unsere Strategie sehr gut: Wir treten an, um mit KI etwas völlig Neues aufzubauen, das uns Menschen hilft, stärker, schneller und klüger zu werden. Auf diesem Weg sind wir schon die ersten Schritte gegangen, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Carlsberg: Geschmack ist auch eine Frage von (künstlicher) Intelligenz
Die dänische Carlsberg-Brauerei entwickelt zusammen mit der Universität Aarhus, der Technischen Universität Dänemark und Microsoft das „The Beer Fingerprinting Project“. Dafür werden die Aromen von mehr als 1.000 verschiedenen, täglich produzierten Bierproben gemessen, um eine Sensorplattform zu etablieren, die den Zeit- und Kostenaufwand für die Entwicklung neuer Biere reduziert. Ziel ist es, den Kunden neue, einzigartige und vielfältige Geschmacksrichtungen anbieten zu können.
Bertrandt: Künstliche Intelligenz macht das Fahren sicherer
Der Technologie-Spezialist Bertrandt aus dem schwäbischen Ehningen hat zusammen mit Microsoft die „Automotive Analytics and Development Platform“ entwickelt, mit der Fahrzeugdaten über Sensoren aufgezeichnet und über das Mobilfunknetz in Microsoft Azure gespeichert sowie ausgewertet werden. Mit der Lösung ist es möglich, Staus und Tempolimits zu erkennen und Straßenschäden wie Schlaglöcher zu lokalisieren. So können nachfolgende Fahrzeuge Tempo und Fahrwerksabstimmung automatisch anpassen. Das sorgt für ein komfortables Fahrgefühl bei den Insassen, geringeren Verschleiß am Auto und höhere Sicherheit, weil zu den übermittelten Daten zum Beispiel auch Informationen über Starkregen oder Glätte gehören. Bertrandt und Microsoft haben die Plattform erstmals auf der IAA im September dieses Jahres gezeigt.
Dixons Carphone: Der persönliche Berater ist ein Bot
Beim britischen Elektroeinzelhändler Dixons Carphone beginnt das Einkaufserlebnis für neun von zehn Kunden online. Zwei Drittel der Kunden kommen mobil über ihr Smartphone in das virtuelle Ladengeschäft, um Produktinformationen einzuholen und Preise zu vergleichen. Sie alle werden von Cami empfangen, dem KI-Chatbot des Unternehmens. Cami ist so konzipiert, dass er aus den Chats lernt, um die Bedürfnisse der Kunden zu antizipieren, sie mit aktuellen Preisen und Lagerbeständen abgleicht und so alle Fragen schnell und präzise beantworten kann. Damit erzielt der Händler im E-Commerce nennenswerte Umsatzzuwächse und schafft Freiräume für die echten Vertriebsmitarbeiter, die in der gewonnenen Zeit wertvolle Kundendienstleistungen anbieten können.
Mensch und Maschine: Hier entstehen echte Teams
In allen Szenarien zum Einsatz von künstlicher Intelligenz arbeiten Mensch und Maschine zusammen. Maschinen nehmen Menschen Arbeit ab und unterstützen sie in dem, was sie tun. Sie erweitern menschliche Fähigkeiten mit dem, was Algorithmen besonders gut können: riesige Datenmengen schnell verarbeiten und Muster erkennen. Das ist die wichtigste Botschaft unserer Protagonisten.
Und noch zwei letzte Gedanken (für den Moment): Die Beispiele zeigen auch, dass es richtig ist, klein anzufangen. All unsere Protagonisten setzen auf KI, um einzelne Prozesse und Projekte zu verbessern. Das erleichtert den Einstieg ungemein, ist zudem wesentlich erfolgversprechender und hilft Organisationen jeder Größe, daraus für weitere Projekte zu lernen. Sie müssen dafür nicht in die Fußstapfen von Bertrandt, Carlsberg, und Dixons treten. Aber es schadet auch nichts, wenn Sie aus dem Baumaterial anderer Ihren eigenen Weg pflastern.
Ein Beitrag von Andre Kiehne
Segment Lead Specialist Sales und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland