ABC der Bildung: Was Schulen und Hochschulen sich von Corporate Learning abschauen können

ABC der Bildung

Schulen und Hochschulen sind die wichtigsten Bildungseinrichtungen unseres Landes. Bildung hört jedoch nicht mit dem Schul- oder Hochschulabschluss auf. Im Gegenteil: Eigentlich fängt sie im Job erst richtig an. Aber auch von den Erfahrungen aus der Arbeitswelt können Schulen, Universitäten sowie Schüler*innen und Studierende etwas mitnehmen. Was genau, das beschreibt Michael Wittel, Leitung Forschung und Bildung bei Microsoft Deutschland, im zweiten Beitrag unserer Blogserie „ABC der Bildung“.

Die letzten Monate haben uns auf der einen Seite bewusstgemacht, dass es kaum digitale Bildungskonzepte gibt und dass das technische Equipment für Remote Work oft nicht ausreicht. Auf der anderen Seite haben wir auch gesehen, wie wichtig digitales Lernen ist, was wir dafür an Didaktik und technischer Ausstattung brauchen und wo es noch fehlt. Wir können diese Zeit als eine Art „Lehrzeit“ ansehen, um mit neuen Ansätzen weiterzugehen und den gegenwärtigen Herausforderungen zu begegnen. Wenn ich wir schreibe, dann meine ich nicht nur Schüler*innen, Lehrkräfte, Pädagog*innen und Eltern. Ich meine auch alle, die in Unternehmen angestellt sind. Denn auch für uns ist das Thema Bildung sehr wichtig. Lernen hört schließlich nicht mit der mittleren Reife, dem Abitur oder dem Examen auf. Im Job lernen wir weiter, denn die fortschreitende Digitalisierung und ihre Geschwindigkeit fordern, dass wir uns permanent qualifizieren und weiterentwickeln.

Empathie, Engagement, Zusammenarbeit – das sind die Skills der Zukunft

Neben den klassischen Anforderungen in Jobprofilen, legen immer mehr Unternehmen Wert auf Qualifikationen, für die es weder Schul- noch Studienfach gibt. Sie suchen empathische, kommunikative, kritische und eigenständige Menschen, die gerne mit anderen zusammen Probleme lösen und dabei auch an die denken, die normalerweise nicht im Fokus von Technologie und Fortschritt stehen. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, ein (Berufs-)Leben lang zu lernen. Dass die oben genannten Skills zukünftig immer wichtiger werden, hat auch unsere Studie Abschlussklasse 2030 und der The Future of Jobs Report 2020 des World Economic Forum gezeigt.

Warum lebenslanges Lernen so wichtig ist

Neue Technologien verändern unser Leben und die Art und Weise, wie wir arbeiten und miteinander kommunizieren in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit. Wer heute einen Job anfängt, wird diese Aufgabe kaum bis zur Rente machen. Und wenn doch, dann wird sich die Tätigkeit wahrscheinlich mehrfach komplett verändern. Gleichzeitig entstehen in den kommenden Jahren neue Berufsprofile, über die wir heute noch gar nicht nachdenken. Auch in den Berufen, die wir schon kennen, im Handwerk oder in der Landwirtschaft zum Beispiel, spielt Digitalisierung eine immer größere Rolle. Also kommt es auch in „klassischen“ Berufen darauf an, mit den Veränderungen Schritt zu halten. Sich neu zu erfinden und disruptiv zu denken ist zwingend notwendig, als Individuum wie auch als Unternehmen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Das hört sich im ersten Moment eventuell erschreckend an, aber es kann funktionierenkann auch Spaß machen und ist für jeden möglich, wenn man offen und bereit dafür ist zu lernen.

Learning bei Microsoft

Wir haben das Thema Lernen daher fest in unserer Unternehmenskultur verankert und entwickeln uns zu einer lernenden Organisation. Unseren Mitarbeitenden geben wir mit: „Don´t be a know it all, be a learn it all“. Niemand kann alles wissen, aber wir alle brauchen die Motivation, immer weiter lernen zu wollen. Daher ist Lernzeit bei uns auch Arbeitszeit, wie meine Kollegin Mohanna Azarmandi, Chief Learning Officerin bei Microsoft Deutschland, immer betont. Für unsere Mitarbeiter*innen haben wir unterschiedliche digitale Learning Angebote mit Technologie-Fokus, aber auch zu Themen wie Inklusion und Digitalisierung.

Was wir in den vergangenen Monaten gelernt haben

Wir sind überzeugt, mit diesen Schritten auf dem richtigen Weg zu sein, aber natürlich haben auch wir Microsoft nicht über Nacht zum lernenden Unternehmen gemacht. Und wir befinden uns in einem fortlaufenden Prozess und Dialog mit allen Mitarbeiter*innen, um uns kontinuierlich zu verbessern. Diese Erfahrungen haben uns dabei geholfen:

  • Wir haben gelernt, dass eine klare Mission dabei hilft, Lernen zu einer nachhaltigen Angelegenheit zu machen. Unsere Mission ist es, jede Person und jedes Unternehmen auf dem Planeten zu befähigen, mehr zu erreichen. Dieses Ziel erfordert von uns dauerhafte Arbeit, Mut zu Innovationen und die Entschlossenheit, etwas bewirken zu wollen. Wir setzen uns seit langem dafür ein, die Lücke zwischen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu schließen, und allen zu helfen, ihr Wissen und ihre individuellen Qualifikationen weiterzuentwickeln, um in der digitalen Wirtschaft erfolgreich zu sein.
  • Lernen braucht Zeit, erst recht das lebenslange Lernen. Früher war Lernen oft etwas für die Freizeit oder eine Nebenbeschäftigung. Heute erhalten alle Mitarbeiter*innen bei uns Zeit zum Lernen. Wir als Unternehmen schaffen die Strukturen und eine Lernkultur, die das unterstützt. Sind wir hier schon perfekt? Natürlich nicht! Aber auch dies gehört zum Prozess und auch die Bereitschaft, als Unternehmen auf die Rückmeldungen der Mitarbeiter*innen zu achten und davon zu lernen. Dies tun wir mit dem Ziel, dass ‚Lernen‘ ein natürlicher und fester Bestandteil wird, egal welche Rolle man begleitet.
  • Technologie beschleunigt Veränderungen. Wir wären nicht Microsoft, wenn wir nicht von der Kraft moderner Technologien überzeugt wären. Nicht zuletzt die vergangenen Monate in der Corona-Pandemie haben uns in diesem Optimismus bestärkt: Viele Unternehmen, Schulen und Universitäten konnten ihren Betrieb eigentlich nur aufrechterhalten, weil sie Technologien für die Vernetzung, die virtuelle Zusammenarbeit und die direkte Kommunikation zur Verfügung hatten. Wir alle haben in den vergangenen Monaten sehr viel gelernt. Jetzt geht es darum, diese Erfahrungen in die Zukunft zu tragen.

Was Bildungseinrichtungen daraus mitnehmen können

Ich bin der festen Überzeugung, dass Schüler*innen und Studierende nur dann auf den Arbeitsmarkt der Zukunft vorbereitet werden können, wenn sie auch frühzeitig an die erforderlichen Skills der Zukunft herangeführt werden. Lebenslanges Lernen, Kreativität und Kommunikation, soziale Interaktion und Problemlösekompetenzen gehören unbedingt dazu. In der schulischen und universitären Bildung können diese Kompetenzen schon früh vermittelt werden, indem Neugier, Motivation und selbstbestimmtes Lernen gefördert werden.

Lehrkräfte können Schüler*innen noch mehr Vertrauen entgegenbringen, indem sie Zeiten für eigenverantwortliches Lernen und Experimentieren erweitern und Schüler*innen Möglichkeiten bieten, sich selbstständig mit neuen Technologien zu beschäftigen und diese kennenzulernen. Digitale Plattformen können dabei eine unterstützende Rolle spielen, um mehr dezentrale, personalisierte oder projektorientierte Lernformen im Unterricht einzubauen. Wichtig ist es auch, über das Erlebte im Klassenverbund zu diskutieren und so auch den reflektierten Umgang mit digitalen Medien zu beleuchten und zu lernen.

Welche Learning-Elemente aus der Arbeitswelt haltet ihr für adaptierbar für Schulen und Universitäten? Welche Fähigkeiten werden aus eurer Sicht zukünftig immer wichtiger? Schreibt mir dazu gern auf LinkedIn.

In unserer Blogreihe „ABC der Bildung“ beschäftigen wir uns regelmäßig mit Fragen rund um die konkrete Ausgestaltung der Post-Corona-Pädagogik. Wir möchten zeigen, welchen Beitrag moderne Technologien in der Bildung leisten können und wie zeitgemäße didaktische Prinzipien und Methoden mit digitalen Mitteln unterstützt werden können. Den Beitrag zu hybriden Lernformen gibt es hier.

 


Ein Beitrag von Michael Wittel
Leitung Forschung & Bildung bei Microsoft Deutschland

Michael Wittel

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23. September 2020
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