Digitalisierung nicht als Selbstzweck – So gelingt eine nachhaltige Veränderung im Schulalltag

Illustrationen zum Thema Lernen neben der Schrift "Zukunft Bildung: Aus der Praxis für die Praxis"

Zukunft Bildung: Aus der Praxis für die Praxis

In unserer Fortbildungsreihe für Lehrkräfte Microsoft LearnEd stehen wieder spannende neue Sessions auf dem Programm. In der Blogserie „Zukunft Bildung: Aus der Praxis für die Praxis“ sprechen wir mit den Expert*innen der Sessions über ihre Ansätze des digitalen Lehrens und Lernens. Diesmal erzählt uns Florian Nigl, wieso Smartphones im Unterricht an seiner Schule herzlich willkommen sind und warum die Digitalisierung einen Unterricht nicht automatisch besser macht. Florian Nigl unterrichtet Chemie, Physik und IT an der Realschule Schöllnach in Niederbayern und ist Mitglied der erweiterten Schulleitung.

Als Projektleiter für die Arbeit im Modellversuch „Digitale Schule 2020“ hat sich Florian Nigl seit 2016 intensiv damit beschäftigt, wie man Digitalisierung gewinnbringend in den Unterricht einbringen kann. Dabei hatte er von Anfang an die volle Unterstützung der Schulleitung – und spätestens seit der COVID-19-Pandemie sind auch im Kollegium die letzten Zweifel am Sinn und Zweck seiner Arbeit ausgeräumt. Als „bekennender Nerd“ hat der zertifizierte MIE- und MIEE-Experte Florian zwar grundsätzlich Spaß an Technik, dennoch ist die Digitalisierung für ihn niemals Selbstzweck, sondern muss immer eine nachhaltige Veränderung bieten – etwa die Arbeit erleichtern oder den Schullalltag bereichern. Und beides gelingt an der Realschule Schöllnach inzwischen sehr gut.

So hat der Einsatz von Microsoft Teams nicht erst in der Pandemie dazu geführt, die Transparenz der Kommunikation unter den Kolleg*innen deutlich zu verbessern. Seit dem Umstieg auf das Flipped-Classroom-Konzept wird außerdem viel Zeit und Energie gespart, weil statische Inhalte vorab zur Verfügung gestellt werden können, sodass nur die wirklich wichtigen Themen diskutiert werden. Und seit Klassenbücher mit dem Schulmanager online digital geführt werden, müssen die Klassenlehrer*innen den Kolleg*innen nicht mehr wegen einzelner Einträge hinterherlaufen. Florian Nigl selbst organisiert seinen gesamten Unterricht seit 2011 über Microsoft OneNote. Als Fachlehrer unterrichtet er viele Klassen parallel und kann so immer auf einen Blick sehen, wie weit er in der letzten Stunde gekommen ist. Auch viele Schüler*innen nutzen das Tool bereits, um ihre Hefte zu führen. Die anderen machen einfach ein Foto von ihrer Arbeit und hinterlegen das im Kurs-Notizbuch. Dadurch muss er keine Hefte mehr mitschleppen und kann sein Feedback bequem zu Hause am Rechner geben.

Florian Nigl, Quelle: Privat.

Auch die Schüler*innen nutzen OneNote für die Zusammenarbeit in der Gruppe, zum Beispiel zur Dokumentation der Gruppenarbeit bei Experimenten im Unterricht und zum Sammeln von Rechercheergebnissen. Das funktioniert auch mit dem Handy problemlos. Ohnehin hat die Realschule Schöllnach von Anfang an auf das Konzept „bring your own device“ gesetzt, mit dem Smartphone als zentralem Werkzeug, das die allermeisten Schüler*innen ohnehin besitzen. Nach und nach wurden dann eine Vielzahl von browserbasierten Tools ausprobiert und in den Schulalltag integriert. Das funktioniert reibungslos, auch dank einer Gigabit-Leitung, die im Zuge des Schulversuchs installiert wurde.

Pragmatismus und die Trial & Error-Methode prägen das Vorgehen an der Realschule Schöllnach. „Wir hatten nie den Anspruch, den Unterricht zu revolutionieren, sondern sinnvoll zu ergänzen und zu bereichern“, meint Florian. Ein praktisches Beispiel: Die Schüler*innen kochen im Chemieunterricht Seife und dokumentieren das Experiment dann in Form eines Videos. Dadurch erwerben sie gleichzeitig fachliche, praktische und digitale Kompetenzen – und genau darum geht es, sagt Florian Nigl, „die optimale Mischung zu finden, um Kinder bestmöglich aufs Leben vorzubereiten“. Damit das gelingt, müssten sich Lehrkräfte allerdings klarmachen, dass Digitalisierung allein den Unterricht nicht automatisch besser macht. Und sie sollten einfach mal Dinge ausprobieren und dafür auch ein Stück weit den eigenen Perfektionismus ablegen. Denn, so Florian Nigl: „Auch Lehrer*innen dürfen Fehler machen und daraus lernen“.

In seinem Workshop zeigt Florian Nigl anhand von praktischen Beispielen, was im Schulalltag alles schiefgehen kann und wie es digital besser geht. Und er vermittelt die ersten Schritte beim Arbeiten mit OneDrive, OneNote und Teams sowie Möglichkeiten, um drahtlos zum Beamer zu kommen – das alles im „Bring Your Own Device“-Szenario. Wir freuen uns auf die Microsoft LearnEd-Session am Donnerstag, 23. Juni 2022 von 16:00 bis 17:00 Uhr.

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Ein Beitrag von Cornelia Schneider-Pungs
Industry Advisor für Schulen

Cornelia Schneider-Pungs

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