KI gestalten mit: Anja Hendel

Papierbogen zeigt Anja Hendel von diconium

In unserer Reihe „KI gestalten mit“ stellen wir Personen hinter der Technologie und ihre Visionen und Projekte rund um künstliche Intelligenz vor. Dieses Mal sprechen wir mit Anja Hendel, Managing Director beim digitalen Dienstleistungsunternehmen diconium.

Anja ist Expertin für Innovationen im Bereich Mobilität und arbeitet mit ihrem Team an smarten Mobilitätslösungen für die Zukunft. Mit Blick auf künstliche Intelligenz (KI) ist ihr besonders wichtig, ethische Fragen in den Blick zu nehmen, mit denen sich sie sich beispielsweise im KI-Expertenrat beschäftigt.

Wir haben ihr sechs Fragen zu künstlicher Intelligenz gestellt.

Wie bist du das erste Mal mit KI in Berührung gekommen?

Anja: „Das war während meines Studiums. Ich habe in einer Firma gearbeitet, die auch Call Center-Lösungen entwickelt und vertrieben hat. Dort habe ich das erste Mal Dialoge mit Maschinen hören können und war total überwältigt. Heute bin ich mir gar nicht sicher, ob und wieviel hiervon wirklich KI war. Wir nutzen ja täglich viele Lösungen mit KI und sind uns dem auch nicht bewusst. Wichtig ist hier nicht, welche Technologie wir nutzen, sondern vielmehr, wie sie uns unterstützt.“

Der Einsatz von KI im Bereich Mobilität ist mit großen Erwartungen, aber auch einigen Unsicherheiten verbunden. Woran liegt das und was sind aus deiner Sicht die Chancen?

Anja: „Die Unsicherheiten bestehen nicht im Kleinen, wenn wir beispielsweise über die optimierte Routenführung im Navigationssystem sprechen, sondern bei den wirklich großen Zukunftsthemen. Sprechen wir nämlich darüber, wie wir mit künstlicher Intelligenz unsere Mobilität sicherer machen und organisieren, stellen sich viele rechtliche und ethische Fragen, aber auch grundlegende technologische und strategische Fragen. Es geht um Verantwortung. Und allen voran um Sicherheit.  

Wir können außerdem Verkehrsströme lenken, indem wir KI zentral oder dezentral in Steuersystemen nutzen. Doch welcher Variante geben wir gerade im Straßenverkehr den Vorzug? Und wie greifen dezentrale und zentrale KI ineinander? Ist zudem die Qualität der Daten bereits ausreichend, die ich für das Training der KI benötige und kann sie im Einsatz auch schnell genug über diese Daten verfügen? In dem Zusammenhang spielt die 5G-Technologie eine große Rolle – dieser Mobilfunkstandard kann eine ganze Branche in ein neues Zeitalter katapultieren.

Endgültige Antworten gibt es darauf noch nicht, was gewiss bei manchen zur Unsicherheit beiträgt. Doch die Fragen zeigen meines Erachtens auch, wie weitreichend KI unsere Mobilität verändern und letztlich nachhaltiger, teilbarer, sicherer sowie obendrein komfortabler und bezahlbarer gestalten kann. Aber: ‚Autonomous (Driving)‘ steht letztlich für die Durchdringung aller Wirtschafts- und Lebensbereiche mit KI, nicht nur der Mobilität oder Automobilbranche. Es geht um menschliche Selbst- und Fremdbestimmtheit – und letztlich auch darum, wie wir in Zukunft menschliche und künstliche Intelligenz definieren und jeweils fordern und fördern wollen.“

Welches Narrativ würdest du dir mit Blick auf KI für die Zukunft (in Deutschland) wünschen?

Anja: „Der Blick auf künstliche Intelligenz ist bislang zu stark geprägt von Sorgen, Ängsten und völlig übertriebenen Schreckensszenarien. Entweder vernichtet KI massenhaft Jobs oder gleich die gesamte Menschheit. Ich würde mir stattdessen ein Narrativ wünschen, das realistischer und vor allem optimistischer ist. Die KI als Technologie des Bösen ist ein Hollywood-Märchen und die Sorge um die Jobs verkennt völlig, dass künstliche Intelligenz dazu beiträgt, neue Jobs entstehen zu lassen. Sie kann sogar Millionen von Menschen einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen und beispielsweise einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten. Gerade Letzteres wird viel zu selten thematisiert. KI unterstützt und hilft uns, wir arbeiten Seite an Seite mit intelligenten Maschinen, die unser Leben zum Besseren verändern. Tech for Good also. Und das möglichst bunt und vielfältig. Das ist das Narrativ, das ich mir wünsche.“

Welchen Beitrag kann jede und jeder von uns aus deiner Sicht für die Weiterentwicklung von KI leisten?

Anja: „Der wichtigste Beitrag ist Offenheit. Wer Zukunft gestalten will, muss Technologie verstehen. Das ist keine Frage des Geschlechts, sondern der Einstellung. Was uns voranbringt sind Offenheit, Neugier und die Lust am Netzwerken. Und das in jeglicher Hinsicht. Für die Weiterentwicklung von KI ist es nämlich wichtig, dass wir ihr unsere Werte, unsere Ansichten vermitteln, dass wir Ethik mit einbeziehen.

So ist zum Beispiel diskriminierende KI ein gewaltiges Problem, die bestimmte Bevölkerungsgruppen benachteiligt, weil mit unzureichenden Datensets gearbeitet wird. Das gilt es zu verhindern und darin steckt für uns dann auch ein gesellschaftlicher Lernprozess, an dem sich jede*r beteiligen kann und sollte. Was macht uns als Gesellschaft aus? Was muss eine KI über uns wissen? Wir müssen die unterschiedlichsten Perspektiven und Blickwinkel bei der Weiterentwicklung von KI mit einbringen, damit wir sie zum Nutzen aller Menschen gestalten.“

Du sollst eine Person in drei Sätzen vom Nutzen von KI überzeugen: Wie sähe dein Elevator Pitch aus?

Anja: „Die Dampfmaschine hat den Wohlstand der gesamten Menschheit auf ein völlig neues Level gehievt. Mit der künstlichen Intelligenz haben wir die Chance, diese Geschichte zu wiederholen, vielleicht sogar neu zu schreiben. Wir nutzen die Technologie, damit Menschen sich wieder mehr auf das konzentrieren können, was ihre größte und vielleicht einzigartige Stärke ist: Kreativität.“

Bonus-Frage: Hast du Vorbilder, die dich zum Thema KI inspirieren und von denen du gerne lernst?

Anja: „Oh ja, sehr viele. Ich schätze zum Beispiel die Arbeit von Richard Socher, Dr. Fei Fei, Cassie Kozyrkov und Dr. Sandra Wachter sehr.“

KI gemeinsam gestalten

Drei Personen auf dem Fahrrad

Für uns steht fest: Wir müssen KI gemeinsam gestalten. Nur dann können wir sicherstellen, dass möglichst alle Menschen von den Chancen profitieren, die damit einhergehen. Dazu gehört ein offener Dialog, den wir im Rahmen unseres Formats #KiTweetUp bei Twitter führen.

Dort tauschen wir uns regelmäßig zu Fragen und Ideen rund um künstliche Intelligenz aus. Wer nichts verpassen möchte, folgt @MicrosoftDE und hält #KiTweetUp im Blick. Wir freuen uns!

Weitere Ressourcen:

 


Ein Beitrag von Pina Meisel
Communications Manager AI & Innovation

Pina Meisel als Portrait-Bild

 

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