Klimaneutralität im Handel: Kosten sparen und CO2 minimieren – Energie macht im stationären Handel den Unterschied

Montage Solarpanels

Copyright: SEE Airtricity

Zunehmend mehr Unternehmen im Handel und in der Wertschöpfungskette des Handels setzen sich Klimaneutralitätsziele. Allein dieser Trend zeigt, wie relevant Nachhaltigkeit und nachhaltiges Handeln für die Wirtschaftlichkeit bzw. Existenzsicherung der Unternehmen geworden ist. Wie der Handel die Herausforderung Klimaneutralität heute am effizientesten angehen kann, wollen wir im Rahmen einer dreiteiligen Artikelserie mit konkreten Erkenntnissen, Lösungen und Handlungsempfehlungen aus unserem Whitepaper „Klimaneutralität im Handel & für Unternehmen“ von EHI Retail Institute und Microsoft unter die Lupe nehmen. Im ersten Teil unserer Serie werden wir uns eingehend mit den Themenfeldern „Energie & Energiewirtschaft“ sowie „Gebäude & Gebäudemanagement“ beschäftigen.

Aktuelle Handlungsempfehlungen für die beiden Themenfelder Energie und Gebäude

Die Energiewende und damit die Transformation der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist einer der größten Hebel, um CO2-Neutralität zu erreichen. Gleichzeitig sieht sich der Handel gerade jetzt mit stetig steigenden Energiekosten konfrontiert, die weitere Energieeffizienz-Maßnahmen und die eigene Stromerzeugung auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen in den Fokus rücken. Als Ansätze im Themenfeld „Energie & Energiewirtschaft“ stehen vor allem der Umbau der Stromerzeugung durch den Ausbau von Photovoltaik und Windenergie, intelligente Energieeinsparungen über die Messung und Optimierung der Energieverbräuche sowie die Erhöhung der Energieeffizienz bspw. durch Prozessoptimierungen als zentrale Handlungsempfehlungen im Fokus.

In Gebäuden trägt vor allem das Heizen und Kühlen sowie die Stromnutzung im gewerblichen Bereich erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Die Versorgung mit Raumwärme, Prozesswärme und Warmwasser wird in der sogenannten „Wärmewende“ umgestaltet und umfasst Initiativen, die helfen, Wärmeenergie einzusparen und den Wärmeverbrauch statt über fossile Energieträger (Kohle, Öl, Gas) über regenerative Energien (Sonne, Wind, Wasserkraft) abzudecken. Die weitgehende Abdeckung des Energiebedarfes in Gebäuden durch erneuerbare Energien ist ohne eine deutliche Steigerung der Sanierungsrate jedoch nur schwer zu erreichen. Zudem sind effiziente Lösungen zum Gebäude- bzw. Facilitymanagement sowie zum Wasser- und Abfallmanagement erforderlich.

Mehr denn je gilt es nun, den gesamten Gebäude-Lebenszyklus von der Planung über den Bau bis zum Betrieb mit dem Ziel zu optimieren, den THG-Ausstoß, den Verbrauch von Land und Wasser sowie die Abfallmenge zu minimieren. Gleichzeitig gilt die energetische Sanierung von Gebäuden als Voraussetzung für die Wärmewende. Und auch die Automatisierung der Gebäudesteuerung für die Kühlung, Klimatisierung und Energie sollte als Grundlage für die Messung und Optimierung energetischer Sanierungsmaßnahmen ebenso vorangetrieben werden wie nachhaltige Facility-Management-Prozesse zur kontinuierlichen Überwachung. Heizungsanlagen, die auf fossiler Energie basieren, sind durch Wärmepumpen oder Geothermie, solarthermische Kollektoranlagen oder grüne Nah- bzw. Fernwärme zu ersetzen. Restbestände fossiler Heizungsanlagen sollten über synthetische Energieträger versorgt werden.

Der Stand der Dinge: Relevante Kennzahlen des EHI

Im Bereich der Eigenenergieerzeugung besteht je nach Standortbedingungen die grundsätzliche Möglichkeit, erneuerbare Energien an Filialstandorten, in Logistikzentren und Verwaltungsgebäuden zu nutzen. Neben zentralen Ansätzen, wie z.B. die intelligenten Energieeinsparung über die Messung und Optimierung der Energieverbräuche und die weitere Erhöhung der Energieeffizienz durch zusätzliche Prozessoptimierungen im Gebäude, gewinnt der Ausbau von Photovoltaik und Windenergie damit immer mehr an Bedeutung. Schon jetzt nimmt die installierte Photovoltaik-Leistung auf den Dächern deutscher Handelsketten stark zu. In den nächsten fünf Jahren ist laut EHI teilweise eine zusätzliche Vervielfachung der bisherigen Leistungswerte geplant.

Grafik zur Entwicklung des Photovoltaiks Bestands

Windenergie und Solarenergie sind in Deutschland die wichtigsten verfügbaren erneuerbaren Energien. Windkraft- und Photovoltaikanlagen bilden somit die Stellschrauben, mit denen auch die Sektoren Wärme und Verkehr mithilfe von Kopplung der Sektoren dekarbonisiert werden können. Sie lassen sich auf Ökostrom umstellen, indem der Ausbau von Wärmepumpenheizungen und der Infrastruktur für Elektromobilität vorangetrieben und diese von erneuerbaren Quellen gespeist werden. Der Handel hat diesen Umbruch mit der Fortentwicklung entsprechender Systeme bereits begonnen und plant ihn in den kommenden Jahren intensiv voranzutreiben. So sollen z. B. Ladestationen laut aktuellen EHI-Zahlen künftig zu 44 Prozent mit einem Lastmanagement (heute: 18 Prozent) und zu 18 Prozent mit Batteriespeichern (heute: 3 Prozent) gekoppelt sein.

Grafik zum Umsetzungsgrad von Energiekonzepten

Die Transformation eines bestehenden Immobilienportfolios hin zu einem nachhaltigen, klimaneutralen Gebäudebetrieb bringt für den Handel somit große Herausforderungen mit sich. Denn um das Monitoring zur Nachhaltigkeitsbilanzierung und -optimierung sicherzustellen, sind am Ende immer ganzheitliche Wärme- bzw. Energiemonitoring-Systeme gefragt. Als Einsatzfelder für entsprechende Monitoringprozesse rücken insbesondere die Bereiche Strom, Wärme/Kälte, Wasser und Abfall in den Fokus. Hier gilt: Wo Verschwendung vermieden werden kann, da werden Ressourcen eingespart. Insbesondere im Stromverbrauch, welcher den mit Abstand größten Anteil am Energieverbrauch in Handelsunternehmen ausmacht, herrscht zunehmende Transparenz. Die Handelsunternehmen sind inzwischen nicht nur in der Lage, Transparenz hinsichtlich der Aufteilung ihres Stromverbrauches auf die unterschiedlichen Verbrauchsträger herzustellen, sondern können über Energiemonitoring-Systeme mit einer Ampelfunktion auch auffällige Verbrauchsmuster identifizieren und unmittelbar entsprechende Untersuchungen bzw. Maßnahmen einleiten.

Die Praxis zeigt: Digitale Microsoft Lösungen sorgen für erhebliche Energieeinsparungen

Wie eine intelligente digitale Gebäudelösung für erheblich mehr Energieeffizienz sorgen kann, zeigt das Tool EnOS™ des Microsoft-Partners Envision Digital an den fünf Microsoft-Standorten in China und Hongkong. Als Full-Service-Anbieter für Energie- und E-Mobilitätslösungen ist Envision Digital seit Langem Vorreiter in der Smart-City-Infrastruktur und ermöglicht mit seinen Software-Lösungen ein intelligentes Energiemanagement unter Nutzung von Machine Learning auf der Microsoft Cloud. Im Fokus stehen dabei ein zentrales Datenmanagement und die Integration unterschiedlicher Anlagen, die Digital Twin-Technologie zur Optimierung von Gebäudekomfort, Ladestationen für Elektrofahrzeuge mit einem vernetzten Energiemanagementsystem und Energieverbrauch sowie ein skalierbares Energiemanagementsystem.

Ein gutes Beispiel für das dezentrale Erzeugen und Monitoring von Solarstrom liefert das Projekt des Microsoft-Partners SEE Airtricity. Hier werden Solarmodule auf den Dächern lokaler Gebäude installiert, die mit vorhandenen Netzanschlüssen an das bestehende Stromnetz gekoppelt sind. Über IoT-Technologie zur Messung und Verwaltung des erzeugten Stroms wird eine Reihe von Diensten vom Energiehandel bis hin zur Bilanzierung des Kohlenstoffausgleichs ermöglicht. Dieses Beispiel zeigt auf, wie dezentrale Erzeugung von Photovoltaik-Strom über die reinen Handelsimmobilien hinaus umgesetzt werden kann.

Wie nachhaltiger Gebäudebetrieb funktionieren kann, belegen der Handelskonzern Carrefour Egypt und dessen Franchise-Nehmer Majid Al Futtaim für die Regionen Naher Osten, Afrika und Asien. Zur Automatisierung der Gebäudesteuerung sowie des Energiemonitorings und der -optimierung setzen sie auf die Lösung des Microsoft-Partners Schneider Electric. Mit ihr ist es möglich, detaillierte Einblicke auf Filialbasis zu erhalten, um Leistungsbenchmarks zu erstellen und Einsparungen über alle Standorte hinweg zu erzielen. In seinen 19 Filialen konnte Carrefour Egypt damit Energieeinsparungen von 7 Prozent erzielen und nach nur 2 Jahren den ROI erreichen. Neben Schneider Electric arbeitet Microsoft mit zahlreichen bekannten Anbietern wie Bosch, Telekom, ABB und Johnson Controls zusammen, die vernetzte Gebäude- und Energiemanagement-Lösungen auf Basis der Microsoft Cloud bereitstellen.

Speziell für das Klima- und Kühlgeräte-Monitoring im Lebensmittelhandel bietet der dänische Microsoft-Partner Danfoss eine Cloud-basierte Lösung auf Basis von Azure Event Hubs mit entsprechender Sensorik, um die Leistung von Kühlanlagen bzw. -geräten zu verfolgen, auf Alarme zu reagieren und eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung einrichten zu können. Statt das Klima- und Kühlmanagement als Insellösung für einzelne Filialen umzusetzen, können Echtzeitdaten über das gesamte Handelsunternehmen hinweg erfasst werden, um ganzheitlich zu optimieren und zu bilanzieren. Auf diese Weise erzielt Danfoss eine 30-prozentige Steigerung der gesamten Netto-Energieeinsparungen.

Auch wir bei Microsoft setzen auf eine konsequente Verbesserung der Energieeffizienz durch automatisiertes Gebäude-Management. Im Microsoft Headquarter in Redmond mit seinen rund 125 Gebäuden, 35.000 Geräten und 500.000 Datenpunkten wurde bereits in 2018 die ICONICS Genesys64 Automatisierungslösung zum Einsatz, die Konnektivität von Werkshallen und Gebäuden zu Unternehmens-Systemen bietet. Auf der Microsoft Azure Plattform und mit Power BI, SQL-Server und Dynamics 365 Field Service wurde so eine ganzheitliche Gebäude-Management-Plattform erstellt, die es ermöglichte, den Energieverbrauch zu senken, die Gebäudeleistung zu verbessern und die Arbeitseffizienz zu erhöhen. Der Energieverbrauch des Campus mit seinen 59.000 Nutzer*innen konnte dadurch um 25 Prozent reduziert werden und innerhalb von 2 Jahren den ROI erreichen.

Der schnellste Weg zu mehr Nachhaltigkeit: die Microsoft Cloud for Sustainability

Wertvolle Unterstützung auf dem Weg zur Klimaneutralität im Handel bietet nicht zuletzt die Microsoft Cloud for Sustainability. Als digitales Werkzeug unterstützt sie unsere Kundinnen bzw. Kunden und Partner dabei Emissionsdaten zu erfassen, zu analysieren, CO2-Einsparpotenziale zu identifizieren und Erkenntnisse als Maßnahmen umzusetzen. Durch vorgefertigte Konnektoren, ein einheitliches Datenmodell und integrierte Berechnungsmodelle können verschiedenste Unternehmensprozesse oder Emissionstreiber erfasst, durch integrierte und automatisierte Analysen ausgewertet sowie gezielte Maßnahmen festgelegt und gemonitort werden.

Das aktuelle Whitepaper „Klimaneutralität im Handel & für Unternehmen“ von EHI und Microsoft steht unter folgendem Link zum kostenlosen Download bereit: DE & ENG


Ein Beitrag von Xenia Giese
Senior Industry Advisor Retail & Consumer Goods

Xenia Giese Microsoft

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