Künstliche Intelligenz, echte Verantwortung

Zwei Techniker*innen diskutieren Daten, die nach der Inspektion von Turbinen in einem Windpark auf einem Laptop angezeigt werden.

KI wird die Welt verändern. Und sie eröffnet neue Möglichkeiten, die Welt zu retten. Es ist ethisch geboten, die Chancen der Technologie zu nutzen. 

Dieser Artikel ist zuerst als Gastbeitrag im Magazin „Verantwortung“ des FAZ-Instituts erschienen.

Aus den Laboren in die reale Welt und mitten ins öffentliche Bewusstsein: Mit ChatGPT ist die abstrakte Zukunftsvision künstliche Intelligenz (KI) schlagartig greifbar geworden. Auch wenn viele Fragen noch offen sind und niemand vorhersagen kann, wie KI in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unsere Welt verändern wird: Es ist erkennbar und spürbar, dass wir am Beginn einer neuen Epoche stehen. Nach der körperlichen Arbeit, bei der uns Menschen heute wie selbstverständlich Maschinen und Roboter unterstützen, können nun auch Teile der Wissensarbeit von Maschinen erledigt werden.

ChatGPT zeigt eindrucksvoll das Potenzial von KI – wirft aber auch zahlreiche Fragen auf, wie die Entwicklung und der Einsatz von KI-Lösungen verantwortungsvoll möglich sind. Als Entwickler von KI-Lösungen tragen wir zweifellos eine besondere Verantwortung. Deshalb haben wir schon 2018 „Responsible AI Principles“ zum verantwortungsvollen Umgang mit KI festgelegt. Dazu zählt zum Beispiel die Nutzung diverser Trainings-Datensätze um zu verhindern, dass KI diskriminierende Stereotypen erlernt. Aber auch das Recht auf menschliche Überprüfung von KI-Entscheidungen.

Nicht außer Acht gelassen werden darf: Verantwortung ist mehr, als sich nur der Risiken von Technologie bewusst zu sein und sie zu minimieren. Sie impliziert auch, Potenziale von Technologien zu erkennen und zu nutzen. Der Theologe Prof. Dr. Peter Dabrock, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Ethikrats und aktuelles Präsidiumsmitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech), hat in einem Gastbeitrag darauf hingewiesen: „Verantwortung tragen wir als Einzelne wie als Gesellschaft für das, was wir tun, aber auch für das, was wir wider besseres Wissen unterlassen.“ Also: für weggeworfene Chancen.

Daten für den Schutz des Planeten

Das gilt auch und gerade im Bereich Nachhaltigkeit. Denn wir brauchen neue Technologien, um den Planeten schützen zu können. Digitalisierung und Nachhaltigkeit lassen sich nicht entkoppeln, sondern nur gemeinsam denken. Laut Bitkom-Klimastudie können digitale Technologien einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Deutschland seine Klimaziele bis 2030 erreicht: Sie können mehr als ein Drittel zu den benötigten CO2-Einsparungen beitragen – netto, also nach Abzug der Energie, die die Technologie selbst verbraucht. Allein in den Bereichen Fertigung, Mobilität, Energie und Gebäude ließen sich mit smarter Technologie Einsparungen von 133 Megatonnen CO2 erzielen. Die Bundesregierung sieht KI als „Chancentreiber“ und hat ein Fünf-Punkte-Programm „Künstliche Intelligenz für Klima und Umwelt aufgelegt“.

Bei Microsoft ist es unser Anspruch, die Möglichkeiten der KI für Nachhaltigkeit nutzbar zu machen. KI kann dabei helfen, Prozesse zu automatisieren, Effizienz zu steigern und damit Ressourcen besser zu nutzen. Mit ihren gewaltigen Möglichkeiten bei der Erfassung und Auswertung von Daten bietet sie Potenziale für Verbesserungen in etlichen nachhaltigkeitsrelevanten Bereichen – ob in der Industrie, der Mobilität, globalen Lieferketten und Warenströmen, der Kreislaufwirtschaft, Energieversorgung, Land- und Forstwirtschaft. Aber auch in datengestützter Analyse zum Schutz der Atmosphäre, von Wäldern, Meeren und anderen Ökosystemen.

Die Erfassung, Speicherung und Auswertung nachhaltigkeitsbezogener Daten ist dafür entscheidend. Deren schiere Menge ist so groß und wächst so schnell, dass kein Mensch das leisten könnte. Hier kommt KI-gestützte, automatisierte Analyse ins Spiel. Mit der „Cloud4Sustainability“ beispielsweise bieten wir Unternehmen eine Möglichkeit, Emissionen in ihren Prozessen und Lieferketten zu ermitteln – denn nur was sie messen können, können sie auch managen. Wir arbeiten an einem „Planetary Computer“: Das ist eine smarte Cloud, die einen Katalog globaler Umweltdaten bietet – mit leicht zugänglichen Schnittstellen. Es geht uns um den Aufbau eines globalen Umweltnetzwerks, das auch Naturschutzakteuren zur Verfügung steht.

Gründergeist für positiven Impact

Um KI für Nachhaltigkeit nutzbar zu machen, unterstützen wir zudem Gründerinnen und Gründer. Im globalen Programm „Entrepreneurship for Positive Impact“ fördern wir weltweit Start-ups, die sich Fortschritten im Bereich Klimaschutz und weiteren nachhaltigen Entwicklungszielen der UN verschrieben haben. Diese Start-ups erhalten nicht nur finanzielle Förderungen. Sie bekommen Zugang zu unseren Cloud-Lösungen – inklusive KI – und erhalten fachliche Unterstützung von unseren Expert*innen. Auch deutsche Start-ups haben die Aufnahme in das Programm geschafft.

  • PINA Earth aus München unterstützen wir dabei, mit Hilfe von KI Luftbilder von Wäldern auszuwerten – um sie zu schützen. Mit den Bildern wird der Baumbestand und -zustand präzise erfasst. Anhand der vorkommenden Baumarten lassen sich Schlüsse ziehen, wie gut ein Wald mit den Veränderungen des Klimawandels klarkommt, mit höheren Temperaturen, sinkenden Niederschlägen, mit anderen Schädlingen und Krankheiten. Mit gezielter Anpflanzung passender Arten lassen sich Wälder dann klimaresilient umbauen. Zudem kann die KI ermitteln, wie viel Kohlendioxid in einem Waldgebiet gespeichert ist – und den Eigentümern damit einen Zugang zum CO2-Zertifikatehandel eröffnen. So können sie Einnahmen generieren, die Erhaltung des Waldes wird lukrativer.
  • Shipzero aus Hamburg arbeitet mit uns daran, die verborgene Maschinerie hinter unserem Alltag klimafreundlich machen: die Logistik. Komplexe Lieferketten stehen hinter nahezu allen Gütern, die wir jeden Tag nutzen. Luftfahrt, Schiff, Schiene und Straße müssen zusammenspielen, damit unser Leben funktioniert. Wo auf diesem Weg welche Emissionen anfallen, ist für Unternehmen schwer zu erfassen. Doch es ist die Voraussetzung dafür, sie reduzieren zu können. Shipzero hat eine Datenplattform entwickelt, in die Unternehmen ihre vorliegenden Logistikdaten hochladen können. Die Auswertung hilft nicht nur dabei, Ineffizienzen zu erkennen, sondern liefert auch konkrete Verbesserungsvorschläge zur Verkürzung von LKW-Wartezeiten beim Ausladen, zur Verringerung von Leerfahrten oder zur Verlagerung von Fracht auf die Schiene. Gemeinsam wollen wir so einen Beitrag leisten, die Emissionen im Frachtverkehr langfristig auf null zu bringen.
  • WeSort.AI aus Würzburg geht mit KI-Lösungen aus unserer Azure-Cloud das Müllproblem an. Der Müllberg der Menschheit wächst beständig, viel zu viel landet in der Natur oder in Verbrennungsanlagen, statt recycelt zu werden. Das verursacht neben Umweltverschmutzung auch unnötige CO2-Emissionen, weil Stoffe wie Verpackungsmaterialien neu hergestellt statt aus dem Recycling-Kreislauf entnommen werden. Ein Grund dafür liegt in Müll-Sortieranlagen. Wenn Maschinen nicht in der Lage sind, verschiedene Kunststoffarten zu unterscheiden, können sie nicht sortenrein aufbereitet werden. Hier schafft die intelligente Müllsortierung mit KI Abhilfe. Kameras tracken den Müll auf dem Sortierband, erkennen Materialeigenschaften und Verwendungstyp, sortieren Fremdstoffe aus, ermöglichen die zielgenaue Aufbereitung. Und echte Kreisläufe.

Die Förderung von Nachhaltigkeits-Start-ups setzt die Reihe von Maßnahmen fort, mit denen Microsoft KI für den Klimaschutz nutzbar macht. Im Rahmen des Programms „AI 4 Earth“ beispielsweise hat Microsoft 950 Projekte weltweit unterstützt. Beim Earth Lab in Berlin gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut haben 50 Expert*innen an KI-Anwendungsszenarien zum Schutz der Erde getüftelt.

Technologie zugänglich zu machen sehen wir als Teil unserer Verantwortung. Denn nur so können möglichst viele Menschen davon profitieren. Seit der Gründung der Microsoft Deutschland GmbH 1983 sind wir lokal verortet, vernetzt und verwurzelt. So eng wie kaum ein anderes Unternehmen haben wir Deutschland dabei unterstützt, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Als Microsoft Deutschland 1983 gegründet wurde, waren PCs in deutschen Haushalten, Unternehmen und Behörden Exoten. Das Internet war ein Forschungsprojekt, das Smartphone Science Fiction, die Cloud eine Wolke am Himmel und das Fax ein gängiges Kommunikationsmittel. Mit Windows 95 wurde der PC zum Massenphänomen, heute ist er allgegenwärtig. Wir leben im vollvernetzten Zeitalter.

Digitale Technologien werden auch die kommenden Jahrzehnte prägen. Neben KI zeichnet sich das Quantencomputing als weiterer Durchbruch ab. Auch für die Herausforderungen der Zukunft, allen voran der Klimawandel, ist Technologie eines der wichtigsten Werkzeuge. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, es auch zu nutzen.


Ein Beitrag von Marianne Janik
Vorsitzende der Geschäftsführung

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