Qualifiziert? Zertifiziert! ReDI School-Alumna Yasmin: Herausforderungen bewältigen – mit Programmier-Kenntnissen und einem starken Netzwerk

Porträt von Yasmin Fattahiamin

Digitale Kompetenzen sind heute eine entscheidende Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe. Darum arbeiten wir gemeinsam mit Politik und Wirtschaft an zahlreichen Projekten für eine digitale Qualifizierung über alle Altersklassen und Bereiche der Gesellschaft hinweg. In unserer Blogserie „Qualifiziert? Zertifiziert!“ sprechen wir mit Menschen, die an verschiedenen Bildungsprogrammen teilgenommen haben und mit Hilfe der erworbenen Fähigkeiten und Zertifizierungen neue Perspektiven gewinnen konnten.

Aufgewachsen im Iran hat Yasmin dort Accounting studiert und nach ihrem Bachelor-Abschluss einen Job als Systembuchhalterin begonnen – mit gutem Gehalt, schnellen Beförderungen, doch keinerlei Herausforderungen. „Die Aufgaben waren immer dieselben. Ein Roboter hätte sie erledigen können“, erzählt die heute 30-Jährige. Irgendwann habe sie sich dann gefragt: „Sehe ich mich selbst in dieser Position in zehn Jahren?“ Ihre Antwort war einfach und sie lautete: nein.

Die Teilnahme an einem Programmierkurs für Finanzen führte Yasmin zu der Entscheidung, einen neuen Weg einzuschlagen, nach Deutschland zu ziehen und ein neues Studium zu beginnen. Sie kündigte ihre Stelle in der Buchhaltung, begann in einem Café zu jobben, lernte Deutsch, beantragte ein Visum, reiste nach Berlin und schrieb sich schließlich an der Technischen Universität für ein Studium in Computer Science ein.

Doch damit sollten die Herausforderungen für die junge Frau erst richtig beginnen. So machte unter anderem die Inflation im Iran die Finanzierung des Lebens in Deutschland für ihre Familie zunehmend schwer. Das Geld, das ihr Vater für die Beantragung des Studierenden-Visums auf einem Sperrkonto hinterlegt hatte, war nach einem Jahr aufgebraucht. Yasmin arbeitete wieder als Kellnerin, verdiente ihren Lebensunterhalt neben dem Studium und hatte immer mehr Schwierigkeiten, mit dem Lernen noch hinterherzukommen. Über einen Kommilitonen erfuhr sie zu dieser Zeit von der Berliner ReDI School of Digital Integration.

Die gemeinnützige Tech-Schule möchte einen breiten Zugang zu digitaler Bildung schaffen. Dafür kombiniert ReDI kostenlose Programmier- und Computer-Grundkurse mit einem Karriereprogramm sowie der Möglichkeit, mit der Startup- und Digitalbranche zusammenzuarbeiten. Dabei geht es nicht allein um Wissensvermittlung, sondern auch um den Aufbau eines Netzwerks aus Studierenden, Absolvent*innen und Tech-Führungskräften. Microsoft ist Partner der Schule und engagiert sich in zahlreichen Projekten zur digitalen Qualifizierung, um Menschen aus allen Gesellschaftsbereichen digitale Fähigkeiten zu vermitteln.

Yasmin bewarb sich bei ReDI – und wurde angenommen. „Ich war Studentin, habe 20 Stunden als Kellnerin gearbeitet und war zwei Mal pro Woche in der ReDI School – das war viel“, erinnert sie sich. Doch die Mühe sollte sich lohnen – wenngleich nicht, ohne Yasmin zuvor noch einmal auf die Probe zu stellen. Dieses Mal durch den Ausbruch der Corona-Pandemie. Mit dem Beginn der Krise verlor sie ihren Job. „Nach einem Monat war jedes Restaurant geschlossen, es gab keine Chance, als Kellnerin Arbeit zu finden.“ Doch der Verlust des Arbeitsplatzes war nicht das einzige Problem: Da in Europa alle Grenzen geschlossen waren, konnte Yasmin nicht zurück in den Iran reisen. „Auf der Suche nach einem Job bekam ich nur Absagen, musste aber dennoch meine Miete und Versicherungen weiterzahlen“, erzählt Yasmin.

Astrid Aupperle und Yasmin Fattahiamin beim Gespräch in Berlin

Jobeinstieg über die ReDI School

„Ich stand vor der Wahl: Entweder alles hinzuwerfen und hochverschuldet in den Iran zurückgehen oder mir Geld von einem Familienmitglied borgen und mein Bestes geben, um es wieder zurückzuzahlen.“ Yasmin entschied sich für Letzteres, blieb als Studentin in Berlin und bei ReDI.

„ReDI ist mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Es gibt Mentor*innen, die dir mit deinem Lebenslauf helfen und dich unterstützen, einen Job zu finden.“

Eines der Formate, um Lernende und Unternehmen zusammen zu bringen ist der ReDI HR Summit. Sie sei zu dem Event eingeladen gewesen, erinnert sich Yasmin, doch habe arbeiten müssen. Dann jedoch erhielt sie die Nachricht von Paulina Munoz, Coach bei der ReDI School. Sie erzählte Yasmin, dass jemand nach den besten Schüler*innen gefragt habe – und Yasmin nun am nächsten Tag ein Vorstellungsgespräch habe. Sei einfach da und gut vorbereitet. Während ihrer Jobsuche hatte Yasmin bereits an mehreren ReDI-Workshops teilgenommen und von den Tutor*innen wertvolle Tipps für die Erstellung eines Lebenslaufs und das selbstbewusste Auftreten in Bewerbungsgesprächen erhalten.

„Ich habe eine Mind-Map gemacht und Brainstorming, ich habe alle Anforderungen des Unternehmens aufgeschrieben und versucht, Ähnlichkeiten zu dem zu finden, was ich gemacht habe.“ Und als das Vorstellungsgespräch am nächsten Tag begann, erzählte Yasmin genau das – wie sie all die Krisen auf dem Weg bis dahin gemeistert hatte und was das im Alltag für sie bedeutete. Schon am darauffolgenden Montag erhielt sie eine Zusage. Im August 2020 begann sie ihren neuen Job. 20 Stunden die Woche führte sie Datenbereinigung und Business Analysen durch. Um noch tiefer in diesen Bereich einzusteigen, hat sie sich vor einigen Monaten auf eine neue Stelle beworben – mit Erfolg. Inzwischen arbeitet Yasmin als Werkstudentin im Bereich Business Process Intelligence.

Allen, die nun Lust bekommen haben, sich für die eigene berufliche Zukunft fit zu machen, empfehle ich einen Blick auf die vielfältigen Angebote unserer Initiative IT-Fitness. Sie unterstützt Menschen jeder Altersgruppe dabei, sich souverän im Netz zu bewegen. Mit kostenlosen Online-Tools zur Selbsteinschätzung sowie Selbstlern-Modulen zu Themen rund um künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung können Lernende die wichtigsten Kompetenzen für das KI-Zeitalter erwerben.

Mehr Infos zu unserem Engagement für digitale Bildung und Qualifizierung gibt es in dieser Story.


Ein Beitrag von Astrid Aupperle
Leiterin Gesellschaftliches Engagement

Profilbild Astrid Aupperle, Microsoft Berlin

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