Der digitale Wandel verändert grundlegend die Art, wie wir leben und arbeiten – und er ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein kann. Das gilt auch für das Lernen: Schule, Ausbildung oder Studium sind nur die ersten Etappen – was jedoch 10, 20 oder 40 Jahre später wichtig und wissenswert sein wird, ist schwer absehbar. Daher ist es wichtig, ein Leben lang offen für neue Impulse zu bleiben und die eigenen Kompetenzen kontinuierlich zu erweitern. Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie schnell sich die Arbeitswelt ändern kann – und in Zukunft weiter ändern wird. Microsoft hat daher die IT-Fitness Akademie ins Leben gerufen, um Menschen mit ausgewählten Lernpfaden und Zertifikaten dabei zu helfen, sich weiterzubilden und neue berufliche Perspektiven zu entwickeln.
Berufswunsch: Priester. Beruf: Unternehmer. Siegfried Lautenbacher stand seit seiner Ausbildung bis heute an einigen Weggabelungen und hat sich dabei kontinuierlich weitergebildet und technologischen Entwicklungen angepasst. Dazu gehört für ihn auch, überkommene Prozesse zu „entlernen“. In unserer Interview-Serie „Qualifizierungstalk“ spricht er über Träume und Zweifel, über Einsicht und Verantwortung, sowie über die Bedeutung von Lernen in Kollaboration.
Lieber Siegfried, welche Bedeutung nimmt für Dich lebenslanges Lernen ein?
Menschsein bedeutet Lernen ein Leben lang. Wir lernen jeden Tag etwas dazu und merken oft gar nicht, dass wir lernen. Insofern ist lebenslanges Lernen etwas ganz Natürliches und gehört zu unserem Leben wie Essen und Trinken. Nur im Beruf scheint es manchmal so, als gäben wir die Verantwortung für Lernen in der Personalabteilung ab, manchmal gezwungenermaßen, manchmal aber auch freiwillig.
Gab es in Deinem Leben einen besonderen Anlass für eine berufliche Veränderung?
Einen? Viele! Fangen wir vielleicht mit dem ersten besonderen Anlass an: Ich habe im Alter von 25 Jahren mit drei Freunden ein Unternehmen gegründet und mich damals endgültig von meinem ersten beruflichen Wunschtraum verabschiedet. Denn ursprünglich wollte ich katholischer Priester werden. Das war übrigens im Jahr 1989 – also weit vor dem Internet, wie wir es heute kennen. Unternehmer werden war damals keinesfalls weit verbreitet und schon gar nicht “hip”. Wir waren aus unseren jeweiligen Studiengängen kaum auf diese Herausforderung vorbereitet.
Welche besonderen Herausforderungen oder Hürden gab es, was musstest Du ganz neu lernen? Hättest Du Dir dabei mehr Unterstützung durch online verfügbare Lernangebote gewünscht?
Mein Unternehmen Beck et al. existiert seit über 30 Jahren. Es gab mehrere Weggabelungen, an denen wir entscheiden mussten, wie wir weitermachen, da sich durch den Technologiewandel unser Geschäftsmodell quasi in Luft auflöste. Da hieß es für mich ganz schnell überkommene Verfahren und Prozesse zu „entlernen“ und neue Technologien und Verfahren zu verstehen, um mit dem Team die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das „Sich-Ausruhen-auf Bekanntem“ ist wahrscheinlich die größte Hürde für das Lernen. Ich glaube, dass es vor dem Lernen auch die Einsicht braucht, dass es an der Zeit ist, etwas Neues zu tun. Ich glaube zudem, dass Lernen mehrdimensional ist und nicht nur daheim im stillen Kämmerlein vor dem Rechner passiert. Für mich ist eine notwendige Voraussetzung zum Lernen der Austausch mit anderen. Das gemeinsame Erfahren und Herantasten an das jeweilige Thema ist sehr wichtig. Online-Lernangebote sind hierbei ein tolles Hilfsmittel, um sich schnell zu informieren und die nötigen Grundlagen anzueignen. Das schätze ich heute sehr, dass es die Möglichkeit gibt, mit Expert*innen, die ihr Wissen online vermitteln, virtuell in Austausch zu gehen und Neues kennenzulernen. Wichtig aber bleibt, Lernangebote nicht mit Lernen verwechseln! Denn zum Lernen gehört nicht nur die individuelle Aneignung, sondern auch die aktive Beschäftigung mit dem Thema, am besten im Austausch und in Kollaboration mit anderen.
Was würdest Du anderen gern mit an die Hand geben, die vor der Entscheidung stehen, den Schritt Richtung Weiterbildung und Berufswechsel zu gehen?
Ich möchte sie ermutigen. All die Zweifel, dass man nicht gut genug sei, dass man es doch nicht schaffen wird und daher lieber beim Alten bleiben solle, die sind nicht das letzte Wort. Wir können zu jedem Zeitpunkt etwas Neues anfangen.
Welche Rolle spielen außerschulische Zertifikate im Lebenslauf?
Ich habe Menschen nie wegen ihrer Zertifikate im Lebenslauf eingestellt, sondern weil sie mich als Menschen überzeugt haben. Dazu muss man im Bewerbungsprozess aber erst mal so weit kommen. In Zeiten, in denen Algorithmen die Erstauswahl von Bewerbungen übernehmen, ist es sicher eine notwendige Voraussetzung, Gelerntes auch über Zertifikate nachzuweisen. Und nicht zuletzt können Zertifikate auch eine Bestätigung und Motivation für den eigenen Weg sein.
Und welchen Lernpfad der IT-Fitness Akademie hältst Du aus Deiner Erfahrung für besonders empfehlenswert?
Ich habe mich für den Lernpfad “Datenanalyst:in” eingeschrieben. Da habe ich Defizite. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass es eine wichtige Basisqualifikation für die allermeisten Rollen und Funktionen in digital transformierten Unternehmen sein wird. Ansonsten ist es natürlich wichtig, das eigene Selbstbild zu hinterfragen und von anderen Menschen, denen man vertraut, zu hören, wo die eigenen Stärken liegen. Das hilft, den eigenen Weg zu finden.
Lieber Siegfried, herzlichen Dank für diese ermutigenden Worte aus der Perspektive eines Unternehmers und Lernenden. Und nun viel Erfolg bei der Datenanalyse!
Mehr zu unserer Qualifizierungsinitiative IT-Fitness gibt es hier. Das Kurs-Angebot umfasst unter anderem Softwareentwicklung, digitales Marketing, Projektmanagement oder auch Grafikdesign und ist für die Teilnehmer*innen komplett kostenlos. Interessierte können sich hier selbst für die gebührenfreie Online-Akademie anmelden oder mit unserem Kompetenztest die eigenen Fähigkeiten für das KI-Zeitalter besser einschätzen.
Isabel Richter
Senior Communications Manager Corporate Communications