Hamburger Start-up nutzt Microsoft Kinect für Gamification-Therapie von Demenzkranken
- Mehr als 46 Millionen Menschen weltweit leiden unter einer Demenzerkrankung.
- In Deutschland sind einer Schätzung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend rund 1,4 Millionen Männer und Frauen betroffen – mit stark steigender Tendenz.
- Heilung ist nicht in Sicht; Therapien setzen daher bei der Prävention an, um das Fortschreiten der Demenzerkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität für Betroffene und ihre Angehörigen möglichst lange zu erhalten.
- Das preisgekrönte Hamburger Start-up „RetroBrain“ bringt mit „Memore“ bald eine auf wissenschaftlicher Basis entwickelte Spielesammlung auf den Markt. Für die Steuerung nutzt Memore Microsoft Kinect für Windows.
Die Idee zu „Memore“ entwickelte Gründer Manouchehr Shamsrizi bei seinem Philosophie-Forschungsaufenthalt an der renommierten Yale-University in den USA. „Wir haben Tagelang darüber gesprochen, wie eine gerechte Welt aussehen kann“, erinnert sich der 27-jährige Shamsrizi. „Das wollte ich dann auch in die Praxis umsetzen.“ So gründete er als Social Entrepreneur zusammen mit Kommilitonen aus ganz Deutschland – darunter Mediziner und Game-Designer – aus einem gemeinsamen Studienprojekt Ende 2014 das Start-up RetroBrain, das seit der ersten Minute auf Microsoft-Technologie setzt. Unterstützung für das Projekt bekommt das junge Unternehmen von Wissenschaftlern der Berliner Humboldt-Universität, der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Max-Planck-Instituts sowie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Auch Partner wie die Maltesern, die Diakonie und die Schering Stiftung unterstützen das Hamburger Unternehmen.
Aktivierende Therapien sorgen für neue Synapsen im Gehirn
Die fachkundige Begleitung seiner Spielesammlung ist Manouchehr Shamsrizi wichtig: „Die Aktivierung von Demenzpatienten, soziale Interaktion und die Stimulation des Gehirns spielen bei der Behandlung der Krankheit und bei der Prävention von Begleiterkrankungen eine sehr wichtige Rolle“, sagt der Gründer. „Wir wissen, dass auch Demenzkranke bei aktivierenden Therapien neue Synapsen im Gehirn bilden, die ihnen bei der Bewältigung der Krankheit helfen. Zudem sorgt Bewegung für einen signifikant höheren Ausstoß von Dopamin“ – auf Deutsch gesagt: Glücksgefühle bei den Betroffenen, die sich nach jüngster neurowissenschaftlicher Forschung positiv auf das Gehirn auswirken.
„Alzheimer raubt den Menschen ihre Erinnerungen und ihre Persönlichkeit“, sagt Dr. Klaus von Rottkay, verantwortlich für Marketing und Operations und Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland. „Das Start-up RetroBrain mit seiner Gamification-Lösung Memore auf Basis von Microsoft Kinect ist ein tolles Beispiel dafür, was digitale Technologien im Kampf gegen diese schlimme Erkrankung leisten können.“
Der Krankheit trotzen
Memore ist eine Sammlung unterschiedlicher Spiele: Beim Motorradspiel steuern Demenzkranke das Kraftrad allein durch Gewichtsverlagerung auf das rechte oder linke Bein, während sie gleichzeitig Autos ausweichen und Benzinkanister einsammeln müssen. Während diese Bewegungen anerkannte Therapieform sind, um die Stand- und Gangsicherheit zu erhöhen und Sturzverletzungen vorzubeugen, entfaltet erst die Kombination verschiedener Therapieansätze die bestmögliche Wirkung. „Als Therapie ist beispielsweise das bloße Verlagern vom einen auf das andere Bein zwar sinnvoll, aber langweilig“, sagt Manouchehr Shamsrizi. „Wir haben aus dieser sinnvollen Übung deshalb ein Spiel gemacht, das den Menschen Spaß macht und sie vor Stürzen bewahrt.“ Zur Memore-Box gehören zur Zeit auch ein Kegelspiel, das Demenzkranken hilft, in der Gruppe mit anderen Spaß zu haben, sowie das „Postbotenspiel“, in dem Erkrankte aufmerksam Fahrradfahren und mal mit dem rechten, mal mit dem linken Arm Briefe austeilen müssen, während sie musiktherapeutisch angeregt werden. Speziell dieses Spiel ist auf Nachfrage von Krankenhäusern entstanden, die nach Unterstützung von Neuro-Reha-Maßnahmen für Schlaganfallpatienten gefragt hatten.
Spielen allein über Bewegungssteuerung dank Microsoft Kinect
Um Memore zu spielen, benötigen Patienten keinerlei Controller. Die Steuerung der Spiele erfolgt ausschließlich über die Bewegungsteuerung „Kinect für Windows“ und erfordert erstmalig keine komplizierte Koordination von Hand und Augen. So finden sich auch Menschen mit wenig oder keiner Erfahrung mit Computern ohne Eingewöhnung zurecht – ihr Spielerlebnis hat mit klassischen Computerspielen nicht viel zu tun. Das Team von RetroBrain hat Memore als Kombination von Hard- und Software angelegt – technisch ein Windows-Rechner out of the box, der außer einem Ein- und Ausschalter und einem Monitoranschluss keine weiteren Anschlüsse enthält. „Uns war es wichtig, dass Pfleger und Angehörige Memore so einfach wie möglich bedienen können“, erklärt Gründer Shamsrizi. „Mit Kinect haben wir die beste Bewegungssteuerung integriert, die es auf dem Markt gibt. In ihr steckt so viel Technologie, auf der wir bei der Entwicklung von Memore aufbauen können – das wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen.“
Dank Office 365 im internationalen Austausch
RetroBrain ist Teilnehmer des BizSpark-Programms, mit dem Microsoft Entwicklernachwuchs und Start-ups in der ganzen Welt unterstützt und mit kostenlosen Cloud-Services und Support beliefert. „Wir sind bei unserem Projekt auf eine erstaunlich offene und unbürokratische Kultur bei Microsoft gestoßen“, erinnert sich Shamsrizi: „Wir haben viel Unterstützung und kostenlosen Support bei der Entwicklung bekommen. Dabei haben uns Office 365 und die Microsoft-Cloud mit SharePoint Online auch geholfen, Memore zu entwickeln und unser zunächst über ganz Deutschland verstreutet Team überhaupt zu koordinieren.“
Memore: Noch nicht ganz fertig, aber schon preisgekrönt
Aktuell genießt Memore noch den Status eines „minimal viable products“, das regelmäßig vor Ort in mehr als einem Dutzend Hamburger Altenheimen und Pflegeeinrichtungen getestet und weiterentwickelt wird. Mit dem Start der Box rechnet Shamsrizi in den nächsten drei bis vier Monaten.
Für Furore sorgt RetroBrain mit Memore aber schon vor dem offiziellen Start: Vor knapp zwei Jahren bekam das Start-up – damals noch eine Studenteninitiative – für ihr Konzept den Rudi-Assauer-Preis der „Rudi Assauer gemeinnützige Initiative Demenz und Gesellschaft (GID) GmbH“ und gewann den Social Business Award der WHU Otto Beisheim School of Business. Shamsrizi selbst wurde vom internationalen Sozialunternehmer-Netzwerk Ashoka als “IT4Change”-Stipendiat sowie vom Weltwirtschaftsforum als “Global Shaper” ausgezeichnet. Neben der Microsoft-Förderung wurden dem jungen Unternehmen, das zwischenzeitlich von sechs Gründern auf mehr als 10 Mitarbeiter angewachsen ist, bereits öffentliche Innovationsfördermittel zugesprochen, darunter das Gründerstipendium Exist des Bundeswirtschaftsministeriums sowie die InnoRampUp – Förderung der Freien und Hansestadt Hamburg. Die Webseite der Spielesammlung erreichen Sie hier, einen TV-Bericht des Norddeutschen Rundfunks finden Sie hier.
Welt Alzheimer Tag
Seit 1994 finden am 21. September in aller Welt vielfältige Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Alzheimer-Kranken und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen. Weltweit sind etwa 35 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 wird die Zahl auf voraussichtlich 115 Millionen ansteigen, besonders dramatisch in China, Indien und Lateinamerika. Der Welt-Alzheimertag wurde von der Dachorganisation Alzheimer’s Disease International (London) und der WHO gegründet und wird weltweit unterstützt.
Microsoft Deutschland GmbH
Die Microsoft Deutschland GmbH ist die 1983 gegründete Tochtergesellschaft der Microsoft Corporation/Redmond, U.S.A., des weltweit führenden Herstellers von Standardsoftware, Services und Lösungen mit 93,58 Mrd. US-Dollar Umsatz (Geschäftsjahr 2015; 30. Juni 2015). Der Netto-Gewinn im Fiskaljahr 2015 betrug 18,16 Mrd. US-Dollar. Neben der Firmenzentrale in Unterschleißheim bei München ist die Microsoft Deutschland GmbH bundesweit mit sechs Regionalbüros vertreten und beschäftigt rund 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Verbund mit rund 31.500 Partnerunternehmen betreut sie Firmen aller Branchen und Größen. Das Advanced Technology Labs Europe (ATLE) in München hat Forschungsschwerpunkte in IT-Sicherheit, Datenschutz, Mobilität, mobile Anwendungen und Web-Services.
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