Mit Mathe hatte sie nichts am Hut. Sie ging auf ein neusprachliches Gymnasium und schrieb ihren ersten Programmiercode erst im Studium: Stefanie Grois kam erst spät zur Informatik, aber heute ist sie mit größter Begeisterung dabei. Stefanie arbeitet als Cloud Solution Architect für IoT bei Microsoft und hilft Unternehmen, die optimale Struktur für Projekte im Internet der Dinge (IoT) zu finden. In einem Artikel für die Fachzeitschrift ELEKTRONIKPRAXIS hat sie beispielsweise in dieser Woche erklärt, wie man IoT-Edge-Geräte als transparentes Gateway konfiguriert.
Das Thema „Frauen und Technik“ geht ihr auf den Geist. „Frauen können genauso gut in Technik sein wie Männer“, sagt Stefanie. „Es liegt einfach an der Geschichte, dass sie seltener solche Fächer studieren.“ Sie weiß genau, wovon sie spricht. Stefanie studierte Medieninformatik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, doch sie gehörte dort zur Minderheit. Und auch heute, als erfolgreiche Architektin von IoT-Lösungen, spürt sie öfter, dass Männer ihr nicht die nötige Kompetenz zutrauen. Dabei arbeitet sie schon über sieben Jahre bei Microsoft, hat viele Kunden beraten und unzählige Projekte betreut.
Azure Developer Community Call
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Bereits als Consultant für Windows 8.1 bei den Microsoft Consulting Services sorgte sie mit dafür, dass unser Betriebssystem und seine Anwendungen auf Tausenden von Computern richtig ausgerollt wurden. Und schon ihre Bachelor-Arbeit über „Evaluating New User Interface Concepts for Privacy Preference Management” hatte es in sich.
Hackathons: Tragfähige Lösungen in kürzester Zeit finden
„Ich mag es einfach, mit Technologie zu arbeiten, und ich finde es großartig, Probleme zu lösen“, sagt Stefanie Grois mit strahlenden Augen. Sie liebt Hackathons, bei denen sie in kürzester Zeit tragfähige Lösungen mit ihren Kunden erarbeitet. „Das Coolste, das wir dabei einmal bearbeitet haben, war Pantografen smart zu machen“, sagt sie – und kokettiert damit, dass die meisten Leute gar nicht wissen, was das für Geräte sind. Dabei kennen sie wahrscheinlich alle: Pantografen heißen die rautenförmigen Stromabnehmer auf elektrischen Zügen und Straßenbahnen.
Wegen des permanenten Schleifens an der Oberleitung kommt es zum Verschleiß. Für eine effizientere Wartung und maximale Nutzungsdauer sollten die Pantografen deshalb mit Sensoren versehen und vernetzt werden, damit sich ihre Betriebsdaten erfassen lassen. Dafür gab es leider keine Standardlösung und es musste etwas Neues entwickelt werden, was gar nicht so einfach war. Schließlich müssen die Systeme bei Wind und Wetter zuverlässig arbeiten. Sie dürfen auch bei hohen Fahrgeschwindigkeiten keine Fehler verursachen und können im Fahrbetrieb nicht dauerhaft mit dem Internet verbunden sein. „Das war vielleicht eine Überraschung, als der Hersteller plötzlich zwei Pantografen an unseren IoT-Partner schickte“, berichtet Stefanie lachend. „Die riesigen Teile standen einfach vor der Tür.“
Dass es bei IoT-Anwendungen fast nie um Standardlösungen geht, gehört für sie zum Reiz ihrer Arbeit. Hardware, Vernetzung, Softwareplattform und Anwendungen so zusammenzubringen, dass sie echten Nutzen bringen – darin sieht sie interessante Herausforderungen. Dabei hat Stefanie die Erfahrung gemacht, dass manche Kunden in Deutschland genau davor zurückschrecken, statt ihre Herausforderungen zu bewältigen. „Zu meinen Aufgaben zählt es, die Kunden zu ermutigen, solche Projekte anzugehen und sie technologisch dabei zu unterstützen“, erklärt Grois.
Trusted Advisor: Auch mal Fehler vor den Kunden zugeben
Als Beraterin im Presales-Bereich, also vor dem Vertragsabschluss, erklärt sie potenziellen Kunden nicht nur, was sie mit Microsoft Azure und unseren IoT-Services anfangen können. Sie will und muss auch verstehen, worum es bei den geplanten Lösungen gehen soll. „Da gibt es durchaus einige Stolpersteine, denn das Internet der Dinge ist komplex“, gibt Stefanie zu bedenken. „Wenn seine Möglichkeiten effizient genutzt werden sollen, muss gerade im industriellen Umfeld alles optimal funktionieren. Die Wahl der Datenplattform ist entscheidend für die Nutzung in der Anwendung. Und schließlich muss es auch um die richtige Integration in das bisherige Business mit seiner Software gehen.“
Die Informatikerin sieht sich dabei als „Trusted Advisor“: als vertrauenswürdige Beraterin der potenziellen Kunden. „Meine persönliche Glaubwürdigkeit ist mein wichtigstes Kapital“, erklärt sie. „Ich verspreche deshalb nichts, was nicht funktioniert. Und wenn mal etwas schlecht läuft, dann sage ich das auch.“ Genau dafür braucht sie ihre technologische Kompetenz. „Es ist schon wichtig, dass ich beispielsweise das Schichtenmodell eines Netzwerks kenne und verstehe. Ich muss auf Augenhöhe mit den Technik-Fachleuten unserer Kunden sprechen können.“
IoT: Virtuelle und reale Welt zusammenbringen
Der kompetente Umgang mit Technik wurde ihr vielleicht nicht in der Schule vermittelt, doch er wurde ihr fast schon in die Wiege gelegt: Stefanies Vater arbeitet als verantwortlicher Ingenieur für die Energieversorgung des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Garching, einem wichtigen Standort der Technischen Universität München. „Mit sieben hatte ich meinen ersten Gameboy, und mit acht Jahren saß ich schon mit meinem Vater am Computer“, erzählt sie. Auch wenn sie auf ein neusprachliches Gymnasium ging, wo keine Informatik unterrichtet wurde und Mathe nicht zu ihren Stärken zählte, reizte sie eine technisch-wissenschaftliche Herausforderung nach dem Abitur.
„Ich fand Computerspiele immer großartig“, blickt sie zurück. „Ich wollte wissen, wie man sie entwickelt und las schon zu Schulzeiten viele Bücher darüber.“ Ihr Traumberuf damals: Entwicklerin oder Testredakteurin für Computerspiele. Bis zu ihrem Medieninformatik-Studium an der Uni München hatte sie aber noch keine einzige Zeile Code geschrieben. Doch das hielt sie nicht davon ab, sich gleich mit 3D-Animation, Mensch-Maschine Interaktion und weiteren Medien-Techniken zu beschäftigen sowie mit IT-Servicemanagement, Programmierung und Scripting. „Ich mag dabei, wenn es konkret wird“, erklärt sie, „wenn ich eine direkte Rückmeldung von der Anwendung bekomme“. Deshalb passt der Job bei Microsoft auch so gut zu ihr: Im Internet der Dinge bringt sie die reale Welt und ihre virtuelle Abbildung durch Software zusammen. Ihr IT-Know-how erzielt dabei greifbare Resultate.
Final Fantasy: Computerspiele zum Abschalten
Computerspiele haben ihren Reiz für Stefanie nicht verloren. Nach der Arbeit zockt sie gern zur Entspannung auf dem PC oder der Xbox. „Final Fantasy“ hatte es ihr schon in ihrer Schulzeit angetan. Solche Rollenspiele, bei denen man sich durch fantastische Welten bewegen kann, sind ihr Ding. Aber Stefanie spielt nicht nur digital. Auch Brettspiele machen ihr Spaß, und als Münchnerin zieht es sie immer wieder in die Berge zum Wandern oder Downhill-Fahren mit dem Mountainbike.
Die Klischees aus der IT-Welt passen auf sie überhaupt nicht. Nicht nur, weil sie erst zum Studium den Einstieg in die Software-Entwicklung fand, sondern auch, weil sie so gern mit Menschen kommuniziert – nicht nur digital, sondern auch im echten Leben. Das ist ein besonderes Talent, das Stefanie braucht, wenn sie Kunden berät. Denn dann bringt sie viele Menschen aus ganz verschiedenen Fachrichtungen zusammen und entwickelt mit ihnen Ideen für IoT-Anwendungen, die bis zum Proof-of-Concept oder einer Pilotinstallation gehen. Man kann wirklich sagen: Stefanies Job passt zu ihr, auch wenn sie vielleicht spät in das Thema einstieg. Sie hat ihre Berufung gefunden.
Ein Beitrag von Bosse Kubach
Trainee Business Communications Digital Qualification & Innovation / Data Applications & Infrastructure