Digitaler Mittelstand: Wie moderne Technologien bei der Transformation helfen

Der digitale Wandel ist allgegenwärtig. Welche Strategien eignen sich speziell für kleine und mittlere Unternehmen, um die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen und im Wettbewerb mit großen Unternehmen mithalten zu können? Darüber sprachen wir bei unserem Microsoft Virtual Executive Roundtable: „Mittelstand 2022: Geschäftsmodelle anpassen – Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sichern“.

Die Runde mit dem Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Markus Jerger, den beiden Geschäftsführerinnen Kerstin Hochmüller von der Marantec Company Group und Viktoria Schütz von der DEGUMA-Schütz GmbH sowie Rainer Seßner, CEO der Bayern Innovativ GmbH, war sich einig: Der Einsatz moderner Technologien hilft kleinen und mittleren Unternehmen bei der Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle. Die Motivation, die eigene Organisation zu digitalisieren und damit nachhaltig zu transformieren, ist groß. Das brachten vor allem die beiden Geschäftsführerinnen im Roundtable mit ihren praktischen Erfahrungen wunderbar zum Ausdruck. Allerdings stoßen Unternehmen dabei oft auch auf bürokratische Hürden und organisatorische Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

„Wir bremsen Unternehmen aus, die den Schritt in die Digitalisierung machen wollen“, sagte etwa Markus Jerger als Bundesgeschäftsführer des BVMW, dem seit Oktober 2021 auch Microsoft Deutschland als Premiumpartner angehört. Mit „wir“ meint er unter anderem den schleppenden Ausbau der öffentlichen Infrastruktur in Deutschland, unter dem besonders der Mittelstand leidet. Dazu gehören ein flächendeckendes schnelles Internet vor allem im ländlichen Raum, aber auch Transportwege wie Straßen, Schienen oder Wasserwege. Das Ausbremsen von Innovationen sei umso schlimmer, weil sich die Volkswirtschaft und speziell der für Deutschland so wichtige Mittelstand „in einer der wichtigsten Transformationsphasen seit der Wiedervereinigung befindet“, sagte Markus Jerger.

Neben der Digitalisierung nennt er auch die Dekarbonisierung angesichts des drohenden Klimawandels und den demografischen Wandel, der zu einem deutlich spürbaren Fachkräftemangel geführt habe, als Herausforderungen. „Da muss sich etwas bewegen“, fordert der Mittelstandschef von der Politik und spricht sich für Eigenkapitalförderungsfonds der öffentlichen Hand aus. Zudem fordert Jerger einen Abbau bürokratischer Hürden, weil dies dem Mittelstand durch damit verbundene Einsparungen zusätzlichen Spielraum für Investitionen bringen könnte: „20 Prozent weniger Bürokratie würden für 10 Milliarden Euro mehr Investitionen sorgen“, rechnet Jerger vor.

Pandemie hat digitale Transformation beschleunigt

„Bürokratieabbau ist wichtig“, bestätigt auch Kerstin Hochmüller, die als CEO die Marantec Company Group führt, deren Unternehmen Antriebslösungen – vom Garagentorantrieb über Industrieanwendungen bis zur IoT-Gesamtlösung – anbietet. „Egal, was man machen möchte, man stößt als Erstes auf Regularien, die den Spaß an Innovationen nehmen und wahnsinnig viel Zeit kosten“, sagt sie im Roundtable. Sie plädiert aber auch dafür, vom „Müssen zum Machen“ zu kommen. Dafür, so Kerstin Hochmüller, gebe es in den Unternehmen „genug Gestaltungsspielraum“.

Dieses Selbstbewusstsein zeigt auch Viktoria Schütz, die in zweiter Generation den Familienbetrieb DEGUMA-Schütz GmbH leitet, einen Hersteller von Maschinen für die Verarbeitung von Gummi und Kunststoffen. Sie spricht über die Transformation ihres Unternehmens, die schon vor Corona begann, aber durch die Pandemie einen deutlichen Schub erhalten habe. „Dadurch haben wir neue Wartungs- und Instandsetzungs-Services sowie Fern-Inbetriebnahmen und digitale Kundenveranstaltungen etablieren können. Für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle konnte intern und extern nachdrücklicher Akzeptanz geschaffen werden.“ Gleichzeitig betont sie die Bedeutung von Change Management, denn die digitale Transformation betreffe nicht nur die Technologie, sondern auch die Kultur und Fähigkeiten der Mitarbeitenden.

Hat die Pandemie hier irgendetwas verändert? „Ja“, sagt Kerstin Hochmüller. Unternehmen seien experimentierfreudiger geworden und das sei wirklich „cool“: „Niemand hat sich groß um Regeln geschert, sondern hat einfach gemacht. Und alle waren froh, dass das funktioniert hat und gut lief.“

Das ist aus meiner Sicht ein wichtiges Statement, denn es zeigt, wie bedeutend es ist, dass Unternehmer*innen den Mut haben neue Projekte einfach zu starten. Dabei gibt es viele Wege zum Ziel und jedes Unternehmen geht seinen eigenen. Wir als Microsoft unterstützen alle Szenarien, ob sie nun neue Geschäftsmodelle in einer agilen, cloudbasierten IT betreffen oder Konzepte für mobiles, hybrides Arbeiten oder nachhaltigere Prozesse anstoßen wollen.

„Jede tragfähige Idee zur Innovation machen“

Unsere Diskussion zeigt: Die Pandemie hat eine Art „Ad-hoc-Digitalisierungsschub“ ausgelöst, der die Digitalisierung an vielen Orten deutlich beschleunigte. Gleichzeitig nehmen wir wahr, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen das Potenzial digitaler Technologien noch nicht voll ausnutzen. Einer, der das ändern möchte, ist Rainer Seßner, der sich als CEO von Bayern Innovativ das Ziel gesetzt hat, „Innovationsimpulse“ speziell für kleine und mittlere Unternehmen zu geben, denen oft die Ressourcen für aufwändiges Innovationsmanagement fehle. Dabei lobt Seßner zwar die „tolle Frühförderung“ in Deutschland, die etwa bei der Forschung und Entwicklung von Prototypen helfe. Weil aber die Organisation des Tagesgeschäfts bei vielen Unternehmen im Fokus stünde, würden die Weiterentwicklungen von Prototypen zur Serienreife jedoch vernachlässigt.

Moderne Konzepte wie zum Beispiel Low-Code-Entwicklung können Unternehmen dabei helfen, experimentierfreudig zu sein und Potenziale für sich zu nutzen, die sie bei der Transformation unterstützen. Mit diesen Konzepten können Unternehmen ihr Domänenwissen nutzen, ohne sich auf speziell ausgebildete und besonders in KMU selten verfügbare IT-Fachkräfte verlassen zu müssen. Statt zu programmieren, führt bei Low-Code- und No-Code-Anwendungen das Konfigurieren von Technologien zum Ziel und unterstützt damit das kontinuierliche Entwickeln von Anwendungen.

Digitale Transformation braucht Digitalkompetenzen

Auch dafür brauchen Unternehmen Digitalkompetenzen, die sie über die gezielte Weiterbildung in der eigenen Organisation aufbauen können. Microsoft bietet dafür eine ganze Reihe von Angeboten, die den Aufbau digitaler Kompetenzen fördern. Für nähere Informationen empfehle ich die Übersicht meiner Kollegin Pina Meisel. Ganz neu ist unsere Initiative für KMU: Skills4Mittelstand, die wir gemeinsam mit den Partnern brainymotion und University4Industry an den Start gebracht haben. Diese speziell auf den Mittelstand zugeschnittene Initiative umfasst unterschiedliche Lernpfade, damit Entscheider*innen und Mitarbeitende von kleinen und mittelständischen Unternehmen ihre Digitalkompetenzen aufbauen können.

Aus Erfahrung weiß ich: Am schnellsten lernt man von anderen, die schon einen Schritt weiter sind. Eine Inspirationsquelle für diese Beispiele sind auch Berichte anderer Unternehmen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, aber mit Unterstützung moderner Technologien bereits Lösungen dafür erarbeitet haben. Unsere Kundenreferenzen bieten eine Menge Anregungen.

Open statt Hidden Champion

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren der Digitalisierung, und auch dafür stand der „Microsoft Virtual Executive Roundtable“, ist das Überwinden traditioneller Unternehmens- und Organisationsgrenzen. Kerstin Hochmüller zeigte im Panel die Richtung auf: „Wir wollen kein Hidden, sondern ein Open Champion sein“, sagt sie und plädiert für ein Miteinander über traditionelle Organisationsgrenzen hinweg. „Wenn wir aufhören zu denken, dass wir alles allein machen können und uns stattdessen zu anderen Mittelständlern und Startups öffnen, werden wir deutlich schneller vorankommen und die besseren Lösungen finden“.

Dem kann ich nur zustimmen: Kein Unternehmen muss die Digitalisierung allein angehen. Als Technologieanbieter mit einem Netzwerk aus mehr als 30.000 Partnerunternehmen in Deutschland unterstützen wir Unternehmen dabei, fit für die Zukunft zu werden. Viele dieser Lösungspartner sind selbst Mittelständler und kennen nicht nur die Möglichkeiten moderner Technologien, sondern mit ihrer Branchenexpertise auch die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen. In ihrer Arbeit fließt beides zusammen.

Innovationskraft des Mittelstandes fördern

Der Microsoft Virtual Executive Roundtable hat gezeigt: Es gibt nicht nur einen bewährten Erfolgsweg für die digitale Transformation. Alle Unternehmen müssen ihren eigenen finden. Dafür brauchen sie vor allem Mut und die entsprechenden Rahmenbedingungen, um kontinuierlich die nächsten Etappen auf diesem Weg zu gehen. Der erste Schritt ist dabei, dass Entscheider*innen in Unternehmen ihre Digitalkompetenzen weiterentwickeln, um zu verstehen, was mit Technologie alles möglich ist. Dann können Digitalisierungsmaßnahmen definiert und Lösungen gefunden werden, die zum Unternehmen passen. Im nächsten Schritt geht es um die digitale Qualifikation der Mitarbeitenden, um das Potenzial und die Fachexpertise der eigenen Belegschaft besser zu nutzen. Anschließend sollten Unternehmen loslaufen und experimentierfreudig sein – wie die beiden Unternehmerinnen im Talk, Kerstin Hochmüller und Viktoria Schütz, eindrucksvoll gezeigt haben.


Ein Beitrag von Oliver Gürtler
Leiter des Mittelstandsgeschäfts bei Microsoft Deutschland

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