Wie künstliche Intelligenz die Digitalisierung im Handel vorantreibt

Was sind die neuesten Entwicklungen in Sachen Online-Shopping? Ihr wolltet schon immer mal Lebensmittel online einkaufen, aber die Auswahl war einfach zu schlecht? Diese und weitere Themen standen kürzlich im Mittelpunkt des Microsoft Innovation Summit for Retail & Consumer Goods. Wir fassen die Highlights der Veranstaltung für Euch zusammen.

Verbessertes Kundenerlebnis über das Team Mensch & Maschine

Eine Hürde muss Künstliche Intelligenz (KI) noch nehmen. Nicht selten besteht die Hemmschwelle für den kommerziellen Einsatz von KI noch in der Befürchtung, die Technologie würde den Menschen überflüssig machen, indem sie 1:1 seinen Job übernimmt. Ein aktuelles Beispiel aus dem Handel widerlegt diese Annahme und zeigt, dass das Potential von KI vielmehr darin liegen kann, als sinnvolle Ergänzung zum Menschen zu wirken, um die geschäftlichen Abläufe zu optimieren.

So hat das IT-Unternehmen BE-terna aus Leipzig auf dem Retail-Branchentreff eine intelligente Umkleidekabine vorgestellt: Kunden können über ein Touchscreen-Terminal („Smart Mirror“) spezifische Informationen zu Produkten aufrufen und sich zusätzlich passende Accessoires oder Kleidungsstücke vorschlagen lassen – beispielsweise die farblich abgestimmte Hose zum T-Shirt, oder die richtige Krawatte zum Hemd. Der Job des Verkaufsberaters wird dabei keineswegs obsolet – ganz im Gegenteil: Nachdem der Kunde sich ein Produkt ausgesucht hat, erhält der Verkäufer direkt eine Push-Nachricht auf sein Smartphone, um die gewünschten Kleidungsstücke zur Umkleidekabine zu bringen und dort mit der persönlichen Beratung zu beginnen – wo er dem Kunden selbstverständlich zusätzliche Vorschläge machen kann.

Online-Shopping: „Digitales Anprobieren“ vermeidet Retoursendungen

Taugt ein solches Konzept ebenfalls für jene, die Kleidung lieber online shoppen? Auch hierfür gibt es interessante Ansätze: Reactive Reality aus Graz hat eine App entwickelt, mit der die Kamera des Smartphones durch einfaches Herumlaufen um eine Person ein 3D-Avatar erstellt. Die App kann auch Maßpunkte nehmen, wodurch digitales Anprobieren von Kleidungsstücken im Anschluss kein Problem darstellt – welche Größe passt, weiß dann die Software.

Das könnte die Anzahl von Retouren deutlich verringern, zumindest sollten sich Auswahlbestellungen reduzieren lassen. Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Pakettransporte und damit weniger Aufwand für Kunden und Shop. Die Möglichkeiten der App gehen aber noch weiter: Der persönliche 3D-Avatar kann auch in Computerspielen oder bei der Videotelefonie verwendet werden. Ein weiteres Feature der App: Gegenstände lassen sich ebenfalls in 3D abbilden. Wer also schon immer wissen wollte, wie der teure Designerstuhl im eigenen Wohnzimmer wirken würde: einscannen, et voilà!

KI-Technologie erleichtert die Einkaufsplanung

Wie KI die Kunden beim Treffen von Entscheidungen unterstützen kann, war auch Thema bei Hitachi Solutions. Bei einem Partner aus der Catering-Branche hilft KI-Technologie dabei, Speisepläne für Kantinen zu optimieren. Die gezielte Auswertung von Daten führt auch zu Entscheidungen, was am nächsten Tag im Angebot ist. Entscheidend für den Erfolg einer solchen Lösung ist eine belastbare Datenbasis: Wann kommen bestimmte Gerichte gut an und wann nicht? Welche Zutaten sind vorhanden? Müssen bestimmte Anforderungen wie Allergene berücksichtigt werden?

Ähnlich funktioniert das System „Luminate Demand Edge“ der JDA Software Group. Hier lassen sich Automatisierungsquoten von bis zu 99 Prozent erreichen, wodurch sich der Arbeitsanteil für die Mitarbeiter verändert: weniger eintönige Standardaufgaben, mehr Sonderfälle und Spezialaufgaben. So hilft KI-Technologie beispielsweise bei der Planung von Menge sowie Preis eines Artikels für eine bestimmte Filiale und berücksichtigt dabei rund 200 Einflussfaktoren – vom Wetter, über den Wochentag, bis hin zur Wettbewerbssituation, Veranstaltungen in der Umgebung und vieles mehr. So lassen sich Regale gezielter füllen und Bestandslücken verringern. Davon profitiert natürlich auch der Verbraucher, wenn die eigene Größe eines Artikels verlässlich im Laden vorhanden ist und Inventuren deutlich kürzere Zeiten in Anspruch nehmen.

Verbraucher über digitale Dienste stärker einbeziehen

Kunden erwarten heute ein Einkaufserlebnis. Sie wollen durch eine stärkere Beteiligung beim Einkaufsprozess von den Anbietern „mitgenommen“ werden. Dieses zeigt sich beispielsweise die besondere Herangehensweise von myEnso bei der Konzeption ihres Online-Supermarkts. Bisher läuft der Onlinehandel mit Lebensmitteln eher schleppend, was sich durch einen geringen Marktanteil von circa zwei Prozent zeigt. „Wir haben daher unsere Kunden gefragt: Was wollt ihr – und was wollt ihr nicht?“, sagt Norbert Hegmann, CEO von myEnso.

Herausgekommen ist der sich stetig weiter entwickelnde Onlineshop myEnso, der laufend neue Funktionen erhält. Eine „Wünsch-Dir-was-Plattform“ bezieht die Verbraucher grundlegend mit ein: Kunden können nicht nur mitentscheiden, welche Produkte es ins Angebot schaffen – sie können sogar Anteilseigner von myEnso werden.

Microsoft als erfahrener Technologie-Partner des Handels

Und die Rolle von Microsoft? Alle Unternehmen, die ihre Lösungen auf dem Microsoft Innovation Summit 2019 präsentiert haben, setzen hierfür auf Dienste aus unserem Hause. Gerade Cloud-Technologien und Produkte wie Azure, Power BI und Dynamics 365 erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei Kunden aus dem Handel. Darüber hinaus ist Microsoft selbst als Händler aktiv: Neben dem Microsoft Store im Netz gibt es in den USA, Kanada und Australien auch physische Filialen – demnächst wird mit London ein weiterer Standort hinzukommen.

Anhand konkreter Beispiele zeigte Scott Pearson – Senior Director Business Strategy, Microsoft Retail & Online Stores – auf dem Summit, wie Microsofts Ladengeschäfte die eigenen Software-Lösungen einsetzen. Das begann schon bei der Konzeption des neuen Ladengeschäfts in London: Vor der Einrichtung des Stores wurden via Microsoft HoloLens gezielte Tests durchgeführt und es wurde analysiert, wie sich Produkte vor Ort am besten präsentieren lassen. Über den Einsatz von Mixed Reality konnten auf diese Weise Fehler vorab vermieden und so erhebliche Kosten gespart werden. Ein Beispiel: Waren im Plan ursprünglich an einer Stelle sechs Tische angedacht, zeigte sich bei der virtuellen Begehung, dass es an manchen Stellen zu eng wird.

Auch im Kundenkontakt spielen Softwarelösungen bei Microsoft eine wichtige Rolle: Beispielsweise beim Einsammeln von wertvollem Kundenfeedback, bei der Registrierung für Events oder auch bei der Produktanalyse. Die genannten Beispiele zeigen, dass die digitale Transformation auch in den klassischen Ladengeschäften angekommen ist und auch dort einen echten Mehrwert bieten kann. Dabei wird es immer wichtiger, seine Kunden aktiv einzubinden – zum Beispiel durch Events, digitale Dienstleistunden oder auch „Mitmachaktionen“ – und eigene Mitarbeiter diesbezüglich bestmöglich zu schulen. Eingesetzte digitale Lösungen sollten zielgerichtet dazu beitragen, Abläufe zu optimieren und Produkte zukunftsfähig zu machen.

Bei aller Digitalisierung bleibt jedoch essenziell: „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen“, so Alexander Britz, Head of Digital Business Transformation & Artificial Intelligence. Damit Menschen Vertrauen aufbauen können, müssen von der KI gefällte Entscheidungen stets transparent und nachvollziehbar sein. Ist dieses Vertrauen einmal vorhanden, hat KI das große Potential, nicht nur den Alltag Zuhause deutlich zu erleichtern, sondern eben auch Abläufe im Büro oder in Unternehmen entscheidend zu optimieren – oder wie in unserem ganz speziellen Fall, Geschäftsmodelle im Handel.

Digitalisierung im Handel kennt dabei keine Einheitslösungen, betont Xenia Giese, Industry Solution Executive Retail & Consumer Goods bei Microsoft Deutschland: „Unsere Kunden aus der Handels- und Konsumgüterbranche benötigen Innovationen mit Mehrwert. Zeitgemäße Digitallösungen für den Handel erweitern heute ganze Geschäftsfelder. Sie identifizieren und nutzen die Potentiale neuer Technologien wie KI stets gezielt, um bestehende Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und neue Lösungen für spezifische Kundenanforderungen zu finden.“

Spannende Informationen und mehr Anwendungsbeispiele rund um die innovativen Retail-Lösungen von Microsoft gibt es in unserer Pressemappe. Viel Spaß beim Stöbern!

 


Ein Beitrag von Irene Nadler
Communications Manager Windows & Devices

Irene Nadler, Communication Manager; Microsoft GmbH

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