Die Digitalisierung hat Unternehmen geholfen, besser durch die Krise zu kommen. Technologien wurden vielerorts über Nacht integriert, um kurzfristig widerstandsfähig zu sein. So wurde die Krise branchenübergreifend zu einem „Digitalisierungs-Katalysator“. 2021 muss die Unternehmenskultur dem digitalen Wandel folgen, um Mitarbeiter*innen auf dem Weg mitzunehmen. Wenn Führungskräfte Technologie, Qualifizierung und Kultur gemeinsam denken, kann aus Resilienz Innovationsfähigkeit entstehen.
Eine Krise als Zäsur für die Arbeitswelt
War Remote Work vor der Pandemie noch die Ausnahme, arbeitet laut Bitkom aktuell jede*r Vierte ausschließlich aus dem Homeoffice. Das sind insgesamt rund 10,5 Millionen Berufstätige in Deutschland. Fast jede*r Zweite arbeitet zumindest teilweise von Zuhause. Für die Zeit nach der Pandemie prognostiziert der Digitalverband gar, dass annähernd jede*r Dritte den Arbeitsort künftig flexibel wählen wird. Die Krise ist eine Zäsur für die Arbeitswelt, denn sie hat gezeigt, dass flexibles Arbeiten die Qualität von Arbeitsergebnissen nicht schmälert, sondern Mitarbeiter*innen produktiver und zufriedener macht.
Unser gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) durchgeführter Resilienz-Check hat bestätigt, dass der krisenbedingte Trend zu Hybrid Work zu einem Digitalisierungsschub geführt hat: Knapp die Hälfte der Beschäftigten gibt an, dass ihr Unternehmen in Software investiert habe. Ebenso viele nennen Investitionen in Hardware und in Infrastruktur wie Cloud-Lösungen. Gut 40 Prozent der Befragten sagen, dass ihre Firma jetzt besser ausgestattet sei als vor der Krise. Digital-Investitionen liegen auch weltweit weiter im Trend. Die Marktforscher von IDC prognostizieren, dass die Ausgaben von Unternehmen im Bereich der Digitalisierung bis 2023 auf 6,8 Billionen US-Dollar weiter ansteigen werden.
In Zeiten der Krise haben Unternehmen weltweit die Bedeutung der Digitalisierung erkannt. Auch wenn es gerade bei kleinen und mittelständischen Firmen noch digitalen Nachholbedarf gibt, so lässt sich auf den kurzfristigen Digitalisierungsschub aufbauen. Was mit Blick auf die Trends der Zukunft vielleicht noch spannender ist: IDC betont, dass 50 Prozent der Unternehmen bis 2025 eine für die digitale Transformation optimierte Organisationskultur einführen wollen. Ein sehr wichtiger Punkt, denn dort, wo die Digitalisierung buchstäblich über Nacht angekommen ist, müssen Unternehmen jetzt damit beginnen, den kulturellen und organisationsstrukturellen Wandel nachzuholen. Diese kulturelle Transformation wird zur Hauptaufgabe von Führungskräften im Jahr 2021.
Trends beim Wandel der Arbeitskultur
Noch herrscht in vielen Unternehmen eine starke Präsenzkultur vor. Doch Hybrid Work verändert die Beziehung zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen nachhaltig. Verstärkte Kommunikation ist essenziell, denn aller Digitalisierung zum Trotz steht der Mensch im Vordergrund. Empathie und Vertrauen gehören gerade jetzt zu den wichtigsten Eigenschaften von Führungskräften, denn es gilt herauszufinden: Wie kommen Mitarbeiter*innen mit dem technologischen Wandel zurecht? Und, wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen befähigen, das Potenzial der neuen Technologien auszuschöpfen? Jeweils sechs von zehn Beschäftigten sagen, dass ihre Führungskräfte sie eigene Entscheidungen treffen lassen – und ihnen Freiräume geben, um Neues auszuprobieren. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen: Vertrauen stärkt den Zusammenhalt aus der Distanz.
Eines der größten Herausforderungen für Führungskräfte bleibt es, hybride Teams auf ein Level zu bringen. Es dürfen keine Parallelwelten zwischen den Kolleg*innen entstehen, insbesondere durch unterschiedliche Informations- und Wissensstände. Bei ursprünglich geplanten Präsenzterminen war es mir seit jeher wichtig, immer einen Link zum digitalen Einwählen mitzuschicken, so dass im Zweifel alle teilnehmen können. Gerade bei hybriden Meetings ist es noch wichtiger, auf Inklusion zu achten. Es muss sichergestellt werden, dass die Diskussion sich nicht nur im Büro entfaltet, sondern auch virtuelle Teilnehmer*innen mitsprechen können. Dafür sollten sie aktiv eingebunden und gehört werden. Technologie spielt hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie Menschen unterstützt. Um teilhaben zu können, ist es aber auch für die Menschen wichtig, sich mit modernen Technologien vertraut zu machen.
Hierfür wird digitale Qualifizierung zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Doch in Weiterbildungsmöglichkeiten wurde bislang nicht im selben Maß investiert, wie in neue Technologien. Ein strategischer Fehler, denn vier von fünf Beschäftigten betonen die Bedeutung von Weiterbildung. Erfolgreiche Unternehmen etablieren eine digitale Lernkultur und bieten regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter*innen, damit diese die neuen Technologien nicht nur erfolgreich einsetzen können, sondern auch damit wachsen. Dies ist in Deutschland umso wichtiger, wo es uns an IT-Nachwuchs mangelt.
Für mich ist klar, Hybrid Work wird ein fester Teil unserer Arbeitskultur bleiben und diese weiter nachhaltig verändern. Doch der kulturelle Wandel ist hierfür genauso wichtig, wie der technologische. Keine Technologie der Welt kann menschliche Kreativität, Mut und Unternehmertum ersetzen. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, entscheidend für Veränderungen ist vor allem der menschliche Wille, sich weiterzuentwickeln. Umso wichtiger bleibt es für Unternehmen wie Führungskräfte, ihre Mitarbeiter*innen digital zu fordern und zu fördern.
Ein Beitrag von Dr. Christine Haupt
General Manager Marketing & Operation