Digitale Barrierefreiheit: Tipps und Tricks

Digitale Barrierefreiheit ist wichtig und geht uns alle an. Im Gastbeitrag gibt Johannes Mairhofer einen Überblick, warum Barrierefreiheit wichtig ist und zeigt einige Tools, die ihr direkt selbst ausprobieren könnt.

Warum ist Digitale Barrierefreiheit wichtig?

Wir kommunizieren ständig und überall digital, informieren uns jederzeit und immer im Internet, bestellen alles online. Die Digitalisierung ist Gewohnheit, es geht nicht ohne. Wir wollen dies alles tun, mit allen unseren verschiedenen Geräten, an allen Orten, an denen wir eben sind und möglichst ohne Einschränkungen, ohne nachzudenken. Und möglichst einfach bedienbar. Meistens funktioniert das ganz gut, doch immer wieder gibt es Einschränkungen, die nicht sein müssen.

Einschränkungen

Natürlich gibt es dauerhafte Einschränkungen, die die Kommunikation erschweren:

  • dauerhafte körperliche Einschränkungen wie z.B. Blindheit, Amputation, Schwerhörigkeit, Gehörlosigkeit etc.
  • dauerhafte örtliche Einschränkungen wie z.B. immer schlechtes Netz, laute Umgebung am Arbeitsplatz oder Ton-verbot im Großraumbüro

Neben vielen vorstellbaren dauerhaften Einschränkungen gibt es aber auch etliche temporäre Einschränkungen. Hier ein paar konkrete Beispiele über mögliche temporäre Einschränkungen:

  • Die U-Bahn ist voll und laut, es ist kein Ton abspielbar bzw. schwer zu verstehen
  • Mit einer Einkaufstüte in der Hand lässt sich das Handy nur einhändig bedienen
  • Die Internetverbindung ist schlecht, Videos lassen sich nicht gut abspielen
  • Die Brille daheim vergessen. Der kleine Text ist nur schwer oder gar nicht lesbar

Zielgruppe Digitaler Barrierefreiheit

Mit diesen Beispielen wird schon klar, dass digitale Barrierefreiheit nicht nur für den vermeintlich kleinen Teil der Menschen mit Behinderung relevant ist, sondern für uns alle nützlich ist und uns alle angeht. Und wir alle profitieren davon, denn Einschränkungen gibt es oft und viele, egal ob temporär oder dauerhaft und orts- bzw. personenbezogen.

Selfmade-Lösungen

Eure eigene Webseite könnt ihr mit wenigen Handgriffen zumindest barrierearm gestalten und so viele der Barrieren verringern. Diese sind z.B.:

  • Inhalte für mindestens 2 Sinne verfügbar machen (2-Sinne-Prinzip)
  • Bilder mit alt-text und Bildbeschreibung versehen. Screenreader können das lesen
  • Videos mit Untertiteln versehen
  • Überschriften nach H1..H2…H3 sortieren
  • Aufzählungen mit Aufzählungszeichen anstatt Minus anführen
  • Inhalt und Design trennen

Mit diesen Tipps wird die Webseite nicht barrierefrei, aber immerhin barriereärmer und kann so von mehr Menschen konsumiert werden. Im heg blog oder bei raidboxes habe ich das auch ausführlicher beschrieben.

Die Blase wächst

Ich habe das Gefühl, dass das Interesse und die Bereitschaft, sich für digitale Barrierefreiheit einzusetzen, wächst. Auch bei großen Firmen:

  • Twitter bietet z.B. eine Bildbeschreibung an, die leider per Hand aktiviert werden muss. ist dies einmal getan, könnt ihr eure Bilder kurz beschreiben. Ist eine Bildbeschreibung hinterlegt, können Screenreader und im Smartphone-integrierte Tools die Bildbeschreibung vorlesen. So können auch Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen oder User mit aktiviertem Screenreder eure Bilder „sehen”, wenn z.B. das Netz schlecht ist. Die Bildbeschreibung aktiviert ihr am einfachsten über die Twitter Webseite unter “Einstellungen” -> Barrierefreiheit
  • Die meisten modernen Smartphones haben sogenannte Accessibility-Tools eingebaut. Diese könnt ihr aktivieren und dann z.B. den Kontrast erhöhen, die Schrift vergrößern, den integrierten Screenreader aktivieren etc. Damit könnt ihr euch dann z.B. die oben erwähnte Bildbeschreibung vorlesen lassen. Ihr findet das je nach Hersteller unter Einstellungen -> Bedienungshilfen. Dort habt ihr eine Vielzahl an nützlichen und spannenden Tools. Probiert es einfach mal aus, gerne in Kombination mit Twitter oder eurer eigenen Webseite. Lasst euch z.B. einmal eure Bildbeschreibung vorlesen oder versucht durch die eigene Webseite zu navigieren.
  • Mit Windows 10 bringt Microsoft auch eine ganze Menge an Tools mit, die ihr euch gerne einmal anschauen könnt. Gebt einfach in die Suche “erleichterte Bedienung” ein. Dort seht ihr dann eine Menge an Tools, wie z.B. eine Bildschirmlupe, ein höherer Kontrast, eine Bildschirm-Tastatur oder eine Sprachausgabe, die Text auf dem Bildschirm vorliest. Diese Screenreader sind gewöhnungsbedürftig, aber funktionieren gut. In meinem Blog habe ich mit Heiko Kunert, Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Hamburg, über barrierefreie Webseiten gesprochen.

Ein Gastbeitrag von Johannes Mairhofer

Johannes Mairhofer - Digitale Barrierefreiheit

Johannes Mairhofer ist freier Berater für digitale Themen. Er unterstützt seine Kunden z.B. dabei, eigene Webinhalte mit WordPress zu pflegen und beim Start in die sozialen Netze. Außerdem hält er Vorträge und Workshops zu digitaler Barrierefreiheit und begleitet Veranstaltungen seiner Kunden auf deren social-media-kanälen. (take-over). So z.B. auch den #neuenähe Hackathon von Microsoft und Aktion Mensch.

Foto: Sandra Schink

Weitere Infos zu diesem Thema

16. Januar 2025
Copilot ist jetzt in Microsoft 365 Personal und Family enthalten

Microsoft geht einen weiteren großen Schritt in Richtung KI-gestützter Produktivität: Ab sofort ist Copilot in den Microsoft 365 Personal- und Family-Abonnements enthalten – eine Erweiterung, die Millionen von Abonnent*innen weltweit neue KI-Möglichkeiten eröffnet.

15. Januar 2025
Innovation im Einklang mit dem EU AI Act

Die Microsoft AI Tour machte vor Kurzem in Brüssel, Paris und Berlin Station. Dort trafen sich auch viele europäische Organisationen. Sie waren von den Möglichkeiten der neuesten KI-Technologien begeistert und arbeiten bereits an deren Implementierung. Gleichzeitig wurde deutlich: 2025 wird ein entscheidendes Jahr, denn mit dem Inkrafttreten des weltweit ersten umfassenden KI-Gesetzes beginnt ein neues Kapitel der digitalen Regulierung.

6. Dezember 2024
Sechs KI-Trends, von denen wir 2025 noch mehr sehen werden

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich längst als unverzichtbares Werkzeug in Beruf und Alltag etabliert. Im Jahr 2025 wird sie jedoch weit mehr sein: KI wird neue Möglichkeiten eröffnen, komplexe Herausforderungen lösen und den Fortschritt in Wissenschaft und Gesellschaft beschleunigen.