Digitale Kompetenzen sind heute eine entscheidende Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe. Darum arbeiten wir gemeinsam mit Politik und Wirtschaft an zahlreichen Projekten für eine digitale Qualifizierung über alle Altersklassen und Bereiche der Gesellschaft hinweg. In unserer neuen Blogserie „Qualifiziert? Zertifiziert!“ sprechen wir mit Menschen, die an verschiedenen Bildungsprogrammen teilgenommen haben und mit Hilfe der erworbenen Fähigkeiten und Zertifizierungen neue Perspektiven gewinnen konnten.
Eigentlich hatte Arman Dinarvand eine gute Karriere im Iran. Schon als Jugendlicher interessierte er sich für Computersysteme. Mit nur 16 Jahren war er bereits Microsoft Certified Systems Engineer. „In meinem Bücherregal standen kaum persische Bücher, sondern Fachliteratur über Microsoft und Linux“, gibt Arman zu. Nach seinem Informatikstudium arbeitete er für verschiedene Unternehmen und leitete gemeinsam mit seinem Vater eine Firma, in der er Kunden in den Bereichen Netzwerk und Cybersicherheit beriet – sein Spezialgebiet.
Doch die politische Situation im Iran verschlechterte sich so sehr, dass sich die Familie 2018 zur Flucht entschied. Über die Türkei kamen sie nach Griechenland, wo sie mehr als drei Jahre in Flüchtlingslagern verbrachten. Doch auch dort fand Arman einen Weg, seine Fähigkeiten einzusetzen. Als Ehrenamtlicher half er Hilfsorganisationen bei ihren IT-Problemen und schulte andere Geflüchtete in IT-Kursen.
Anfang 2022 kam die Familie dann nach Deutschland. Über einen LinkedIn-Beitrag zum Bedarf an Cybersicherheitsspezialist*innen von Gründerin Anne Kjaer Riechert wurde er auf die ReDI School of Digital Integration aufmerksam. „Wow, dachte ich mir, da hat jemand drängende Probleme im Blick“, erinnert sich Arman.
Die ReDI School ist eine gemeinnützige Tech-Schule, die einen breiten Zugang zu digitaler Bildung schaffen möchte. Dafür kombiniert ReDI kostenlose Programmier- und Computer-Grundkurse mit einem Karriereprogramm sowie der Möglichkeit, mit der Startup- und Digitalbranche zusammenzuarbeiten. Dabei geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um den Aufbau eines Netzwerks aus Studierenden, Absolvent*innen und Tech-Führungskräften. Microsoft ist Partner der Schule und engagiert sich in zahlreichen Projekten zur digitalen Qualifizierung, um Menschen aus allen Gesellschaftsbereichen digitale Kompetenzen zu vermitteln.
Arman bewarb sich sich bei ReDI und ergatterte einen Platz in der ersten Cybersecurity Summer School. Dort lernten die Teilnehmenden in Online-Klassen die Grundlagen der Cybersicherheit kennen, beschäftigten sich mit Maßnahmen gegen Cyberattacken und erhielten Einblicke in verschiedene Karrierewege. Denn die deutsche Cybersecurity-Fachkräftebasis hinkt der wachsenden Bedrohung durch Cyberangriffe hinterher. Das Programm soll dabei helfen, die Lücke bei den Cybersecurity-Talenten in Deutschland zu schließen. Direkt im Anschluss daran schrieb sich Arman im Cybersecurity Digital Career Track ein. Im Fortgeschrittenenkurs bereitete er sich auf die anstehenden Klausuren vor. Ende Januar bestand er die Prüfung für das Azure Fundamentals-Zertifikat über MS Learn mit Bravour.
Das Besondere: Alle Kurse fanden im ReDI in Cyberspace-Programm rein digital statt, um den Erwerb digitaler Kompetenzen ortsunabhängig für alle zugängig zu machen. Neben der Cybersecurity Academy bietet ReDI so auch Kurse in den Bereichen Webentwicklung, Datenanalyse, oder auch digitales Marketing an.
Trotz des rein digitalen Miteinanders in der Cybersecurity Academy wuchsen Lernende und Lehrende schnell zu der typischen ReDI-Community zusammen. „Ich fand das ReDI-Team von Anfang an sehr hilfsbereit und fürsorglich“, sagt Arman. So konnte auch Arman beim Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt werden: Auf Empfehlung einer Referentin erhielt er einen Praktikumsplatz.
„Technologie entwickelt sich ständig weiter. Ich hatte zwar schon viel Hintergrundwissen, aber in den letzten vier Jahren hat sich so viel verändert, dass auch viel Neues gelernt habe.“, meint Arman. Das gibt ihm das Gefühl, einen ganz neuen Weg einzuschlagen. Die Zertifikate, die er in der ReDI School erworben hat, sollen ihm helfen, seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Doch zunächst verbessert er seine Deutschkenntnisse in einem Integrationskurs. Und dann? In den kommenden Monaten will er seine IT-Kenntnisse erweitern und weitere Zertifikate erwerben. „Ich möchte meine Lernreise fortsetzen und eines Tages wieder im Bereich der Cybersicherheit arbeiten“, sagt Arman abschließend. „Gleichzeitig möchte ich auch weiterhin anderen helfen und versuchen, eine Inspiration für sie zu sein – vor allem für Iraner*innen.“
Allen, die nun Lust bekommen haben, sich für die eigene berufliche Zukunft fit zu machen, empfehle ich einen Blick auf die vielfältigen Angebote unserer Initiative IT-Fitness. Sie unterstützt Menschen jeder Altersgruppe dabei, sich souverän im Netz zu bewegen. Mit kostenlosen Online-Tools zur Selbsteinschätzung sowie Selbstlern-Modulen zu Themen rund um künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung können Lernende die wichtigsten Kompetenzen für das KI-Zeitalter erwerben.
Mehr Infos zu unserem Engagement für digitale Bildung und Qualifizierung gibt es in dieser Story.
Ein Beitrag von Astrid Aupperle
Leiterin Gesellschaftliches Engagement
