Technologie für mehr Teilhabe: Diese Tools unterstützen Menschen mit Sehbehinderung in ihrem Arbeitsalltag

Eine Frau sitz vor einem Laptop mit Braillezeile, der auf einem Tisch steht

In unserer Serie „Technologie für mehr Teilhabe“ stellen wir Menschen mit Behinderungen vor, die uns erzählen, wie Technologien sie in ihrem Alltag unterstützen. Während uns in der letzten Folge der Blogger Pascal erzählt hat, warum er ein großer Fan des Surface Pro 7 ist, gibt uns dieses Mal unsere Kollegin Franziska Sgoff einen Einblick in ihren Arbeitsalltag. Franziska arbeitet seit Anfang 2020 bei Microsoft als Business Program Managerin im Bereich Services Education, in der Workshops für Enterprise-Kunden organisiert werden. Dabei kümmert sie sich hauptsächlich um alle Themen rund um Barrierefreiheit, unterstützt aber auch bei dem Thema Nachhaltigkeit. In unserem Interview berichtet die Freisingerin, die von Geburt an blind ist, welche Technologien für sie in ihrem Alltag am wichtigsten sind.

Lisa Schell: Franzi, wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Franziska Sgoff: Aktuell bin ich – wie fast alle bei Microsoft – im Homeoffice und verbringe entsprechend viel Zeit in Teams-Calls. Um mich mit meinem Team auszutauschen und Projekte voranzutreiben arbeite ich generell viel mit Microsoft 365 Anwendungen, neben Teams vor allem mit Outlook und Word.

Lisa: Welche Tools unterstützen dich in deinem Arbeitsalltag?

Franziska: Bei der Bedienung der Programme hilft mir die Sprachausgabe von Windows 10, die mir alles vorliest, was auf dem Bildschirm steht. Zusätzlich habe ich noch eine Braille-Zeile – das ist ein Gerät, das mir alles, was auf dem Bildschirm steht, in Braille ausgibt und so quasi übersetzt. Manchmal arbeite ich parallel mit beiden Hilfsmitteln, manchmal nutze ich aber auch nur die Braillezeile oder nur die Sprachausgabe.

Lisa: Kommt die Technik da auch manchmal an ihre Grenzen?

Franziska: Ganz wichtig ist es, dass alle Programme, die ich nutze, barrierefrei sind – wenn beispielsweise Schaltflächen nicht so beschriftet sind, dass meine Sprachausgabe sie erfassen kann, ist es für mich schwierig, mich zu orientieren. Schwierig wird es auch bei grafischen Oberflächen wie virtuellen Whiteboards. Generell bin ich sehr pragmatisch – um mich zum Beispiel besser auf meiner Tastatur orientieren zu können, habe ich mir einfach zwei Aufkleber auf die Tasten „B“ und „5“ geklebt. Auch bei Videocalls habe ich kleine Hilfen entwickelt: Ich habe mir nämlich angewöhnt, die Kamera anzuschalten – auch wenn ich die anderen Anwesenden nicht sehe, glaube ich, dass es für sie ganz schön ist, wenn sie mich sehen können. Ich habe dann einen kleinen Trick, mit dem ich sicher stelle, dass ich gut im Bild zu sehen bin, weil es für mich natürlich schwierig ist, die Kamera richtig auszurichten: Wenn ich das Display meines Laptops ganz nach hinten klappe, ist das ein guter Winkel, damit die anderen Meeting-Teilnehmende mich sehen können.

Foto von Laptop und Braille Display mit Händen über Braille Display

Lisa: Wir arbeiten ja seit fast einem Jahr jetzt komplett von daheim. Was bedeutet das für dich?

Franziska: Das Arbeiten aus dem Homeoffice ist schon etwas ganz anderes als aus dem Büro – früher konnte ich neben mir sitzende Personen ganz unkompliziert um Hilfe bitten, jetzt ist das alles ein wenig umständlicher. Ich bin aber sehr dankbar für die Bildschirm teilen-Funktion auf Teams und die Möglichkeit, die Steuerung an andere zu übergeben. Außerdem bin ich dadurch, dass ich mein Team nicht mehr persönlich treffe, gezwungen, viel offener mit meiner Behinderung umzugehen. Wenn ich früher in ein Meeting gekommen bin, hat man schon an meinem Blindenstock erkannt, dass ich nichts sehen kann, jetzt muss ich das häufig selbst ansprechen.

Lisa: Welchen Tipp würdest du Personen geben, die mit Menschen mit Sehbehinderung zusammenarbeiten?

Franziska: Generell würde ich empfehlen, dass man offen über die eigenen Bedürfnisse spricht – nur weil ich bestimmte Dinge hilfreich finde, heißt das nicht, dass das alle Menschen mit Sehbehinderungen so wahrnehmen. Ganz allgemein finde ich es gut, sich im Team für unterschiedliche Arbeitsweisen zu sensibilisieren, unabhängig davon, ob man eine Behinderung hat oder nicht. Ich bin beispielsweise etwas langsamer darin, Dinge komplett zu erfassen, weil man mit der Braillezeile einen Text nur Zeile für Zeile lesen kann, den Text aber nicht einfach so überfliegt, wie sehende Menschen das oft machen. Außerdem ist es für mich zum Beispiel anstrengend, bei einer Präsentation einerseits dem oder der Vortragenden zuzuhören und gleichzeitig meiner Sprachausgabe, die mir die Präsentation beschreibt. Deshalb habe ich mit meinem Team beispielsweise vereinbart, dass ich Präsentationen schon vorab bekomme, sodass ich mich gut auf Meetings vorbereiten kann. Wenn man Präsentationen oder Dokumente erstellt, ist es für mich außerdem hilfreich, wenn diese mit dem Accessibility Checker in Microsoft 365 überprüft werden. So ist sichergestellt, dass die Dokumente barrierefrei sind und meine Sprachausgabe alle Inhalte korrekt erfassen kann.

Wenn ihr mehr über Franziska erfahren möchtet, besucht gerne ihre Webseite. Mehr Informationen zu Barrierefreiheit bei Microsoft findet ihr in unserer Feature Story.


Ein Blogpost von Lisa Schell
Communications Manager Consumer Products & Services

Portrait von Lisa Schell

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