Wie Low-Code und No-Code-Entwicklung den Mittelstand voranbringt

Low-Code/No-Code im Industriellen Mittelstand

Unternehmen müssen in unserer schnelllebigen Zeit unmittelbar auf Veränderungen von Märkten, Lieferketten und Kundenwünsche reagieren. Gleichzeitig bieten moderne Technologien die Möglichkeit, Prozesse zu digitalisieren und Daten zu nutzen, um agiler zu werden. Individuelle Anwendungen spielen dabei für Firmen eine zentrale Rolle. Allerdings sind traditionelle Entwicklungsprozesse oft zu schwerfällig und komplex, um den kurzfristigen Bedarf nach maßgeschneiderter Software zu decken. Beispiele von Microsoft Kunden zeigen, wie Low-Code- und No-Code-Entwicklung hier helfen kann.

In den kommenden fünf Jahren wird es 500 Millionen neue Apps geben, heißt es in dem E-Book „Exploring the Possibilities of Low Code: How Pro Developers Can Cook Up Innovation“. Eine Vielzahl dieser Anwendungen wird einen engen Aufgabenbereich abdecken und in speziellen Anwendungsgebieten zum Einsatz kommen, die durch Standardsoftware nicht passgenau zu bedienen sind.

Fest steht: Solche Apps werden unser Verständnis von Anwendungen verändern. Denn es handelt sich dabei nicht mehr um aufwändige, von Entwickler*innen kodierte Programme, die vor einem Release zahlreiche Iterationen, Tests und Beta-Stadien durchlaufen müssen. Viele dieser Apps werden stattdessen von Anwender*innen mit Wissen aus ihren Fachbereichen, aber ohne Programmierkenntnisse in einer grafischen Umgebung konfiguriert, in Standardanwendungen integriert und in kurzer Zeit ausgerollt. Und das heute schon: So zeigt die Studie No-Code/Low-Code 2022 von CIO-Magazin und Computerwoche, dass viele Unternehmen in Deutschland bereits mehrere No-Code-/Low-Code-Plattformen verwenden. Die Nutzung wird in den kommenden drei Jahren weiter zunehmen.

Die technische Basis solcher Plattformen sind Tools wie Microsoft Power Automate. Basierend auf der Microsoft Power Platform befähigt das Tool Anwender*innen ohne Coding-Kenntnisse zum Erstellen von automatisierten Routinen, indem es zum Beispiel klassische Workflows mit Hilfe von natürlicher Sprachverarbeitung vereinfacht.

Fachabteilungen selbst coden lassen

Die Überzeugung der befragten Unternehmens- und IT-Verantwortlichen korreliert mit der Reife der Plattformen: Praktisch jede*r kann Anwendungen entwickeln – zum Beispiel mit Microsoft Power Apps. Mit Low-Code- und No-Code-Werkzeugen interagieren Anwender*innen im Wesentlichen über grafische Bedienoberflächen. So können sie Funktionen der künftigen App im Baukasten-Prinzip zusammenzusetzen, ohne eine klassische, textbasierte Programmiersprache zu verwenden. Klassischer „Code“ wird nur noch im Hintergrund erzeugt und kann von Software-Expert*innen bearbeitet oder ergänzt werden. Mit solchen Werkzeugen können Unternehmen ihren Bedarf an neuen Anwendungen schnell selbst decken – was sich nicht nur positiv auf die Produktivität auswirkt, sondern auch auf die Motivation der Mitarbeitenden: Ihre Einbeziehung in die Entwicklungsarbeit sorgt für Stolz und ein positives Gefühl der Zugehörigkeit.

Eine Frau sitzt vor ihrem Rechner, arbeitet und hat Kopfhörer auf

Die drei folgenden Beispiele zeigen, welchen Beitrag Low-Code- und No-Code-Plattformen leisten, um Unternehmen agil und reaktionsfähig zu machen.

Biogen entwickelt eigene Apps für Kundendienst, Onboarding & Co.

Biogen hat mit Unterstützung des Microsoft Partners Arineo appbasierte Prozesse eingeführt. Das mittelständische Biotechnologie-Unternehmen mit deutscher Niederlassung in München nutzt dafür die Microsoft Power Platform als zentrales und skalierbares Werkzeug, um verschiedene Anforderungen der Fachbereiche mit individuellen Apps erfüllen zu können. So hilft etwa die „Field Force Finder App“ im Außendienst, für Kundenanfragen schnell die passende Ansprechperson im Unternehmen zu finden. Und eine Plattform für das Onboarding neuer Kolleg*innen in IT und HR sorgt dafür, dass Einarbeitung und technische Ausstattung strukturiert abgewickelt werden können.

Zur Kundenreferenz von Biogen

Weidmüller: Demokratisierung der KI-Nutzung

Die Weidmüller Gruppe aus dem westfälischen Detmold hat sich mit ihrer AutoML-Lösung das Ziel gesetzt, Machine Learning in der Industrie schnell und unkompliziert zu verbreiten. Dafür hat das Unternehmen seine Anwendung für das maschinelle Anlernen von Algorithmen so stark vereinfacht, dass Domänenexpert*innen aus Industrieunternehmen ausschließlich mit ihrem Wissen und ohne Zutun von IT-Spezialist*innen KI-Lösungen realisieren können. Das demokratisiert nicht nur die Nutzung von KI, sondern sorgt für deutlich gesteigerte Effizienz: Fachleute sind heute mit Industrial AutoML in der Lage, in weniger als einer Stunde ein erstes Machine-Learning-Modell für ihren Use Case zu erstellen und auf der Maschine auszuführen.

Ausführliche Beschreibung von Industrial AutoML

Zwei Männer in einer Werkshalle schauen gemeinsam auf ein Tablet
Mit der Industrial AutoML Lösung macht Weidmüller Machine Learning für Domänenxpert*innen zugänglich (Quelle: Weidmüller Interface GmbH & Co. KG)

Bayernwerk Netz: App schlägt Zettel

Die Service-Techniker*innen der Bayernwerk Netz GmbH greifen bei der Erfassung von Daten inzwischen zur eigenen App statt zu Zettel und Stift. Alle Prozesse, die manuelle Schreibarbeiten erfordern, galten dort als fehleranfällig und zeitaufwändig. Deshalb haben Mitarbeitende des Unternehmens mit der No-Code-Plattform des Microsoft-Projektpartners smapOne eine eigene App als Baukastenlösung zusammengestellt – ohne eine Codezeile zu programmieren oder überhaupt eine Programmiersprache zu nutzen. Die Plattform von smapOne setzt ebenfalls auf die Microsoft Power Platform und nutzt zudem Cloud-Dienste von Microsoft Azure.

Zur Kundenreferenz von smapOne und Bayernwerk Netz

Wenn aus Mitarbeitenden ohne Coding-Kenntnisse Citizen Developer werden

Die Beispiele zeigen: Low-Code- und No-Code-Apps sind immer dann eine gute Idee, wenn es darum geht, kleine Probleme und niedrige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Effizienz oder Innovationen behindern. Der Aufwand, um solche Apps zu entwickeln, ist hier fast immer geringer als der Nutzen, den sie besonders in den Fachbereichen bei alltäglichen Herausforderungen bringen.

Gleichzeitig helfen Low-Code- und No-Code-Plattformen dem seit Jahren prognostizierten Fachkräftemangel entgegenzuwirken, der mittlerweile in allen Branchen angekommen ist. Die Folgen sind bereits deutlich spürbar. Dazu steigt der Druck auf Unternehmen, maßgeschneiderte Microservices und Anwendungen viel stärker als bisher produktiv entlang der gesamten Wertschöpfungskette einzusetzen.

Hier helfen No-Code/Low-Code-Plattformen und Citizen Developer, also digital engagierte Mitarbeitende, die ihre Arbeitsumgebung nach Bedarf selbst digitalisieren. Denn die Fachleute, um die vielen benötigen Anwendungen zu entwickeln, müssen nicht mühsam gesucht werden, sondern sind schon da: Es sind die eigenen Mitarbeiter*innen. Ihr fundiertes Fachwissen genügt, um funktionale und innovative Apps zu erstellen.

Weiterführende Informationen:

Weitere Informationen zu unseren Angeboten für den Mittelstand finden Sie im KMU-Portal.


Ein Beitrag von Oliver Gürtler
Leiter des Mittelstandgeschäfts bei Microsoft Deutschland

Bild von Oliver Gürtler

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