Zukunft gestalten mit: Yasmin Mei-Yee Weiß, Vordenkerin für eine menschlichere Digitalisierung

In unserer Reihe „Zukunft gestalten mit“ stellen wir euch interessante Persönlichkeiten vor, die an Zukunftstechnologien und -visionen arbeiten. Damit unsere Zukunft innovativ und digital bleibt, muss Wissen zwischen der Wirtschaft und der Wissenschaft fließen. Dafür benötigt es Menschen wie die Personalmanagerin, Professorin für Betriebswirtschaftslehre, mehrfache Aufsichtsrätin und Publizistin Yasmin Mei-Yee Weiß, die erklärt, welche Skills wir brauchen, um die Zukunft zu gestalten.

Yasmin Mei-Yee Weiß ist als Expertin häufig auf Konferenzen geladen und spricht zu Themen wie Leadership oder digitale Kompetenzen. Auch bei uns hat sie schon Einblicke in ihr Forschungsfeld gegeben, zuletzt im November 2021 auf der Digitalkonferenz Microsoft Envision Education. Dort sprach sie über die Ausbildung von morgen und auf welche Future Skills es bereits heute ankommt.

Auch künstliche Intelligenz ist eines der Themen, welche die Professorin dauerhaft umtreiben. Sie beschäftigt sich damit, wie aus humaner und künstlicher Intelligenz eine kraftvolle „komplementäre“ Intelligenz gebildet werden kann. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist daher neben „Digital Leadership und Digitale Kompetenzen“ folgerichtig die Zukunft der Arbeit im Zuge der digitalen Transformation. Im Gespräch hat uns Yasmin erläutert, wie sie sich diese Zukunft vorstellt: „Tätigkeiten, die ‚dumb, dull & dangerous‘ sind, werden immer mehr von Maschinen und automatisierten Prozessen übernommen“, sagt sie und ergänzt: „Wir Menschen können uns dann mehr auf die Aufgaben konzentrieren, die angenehm, intellektuell stimulierend und herausfordernd sind und bei denen wir emotionalen Mehrwert stiften können.“

Großen Wert legt sie darauf, dass die Zukunft der Arbeitswelt nichts ist, „was einfach passiert“. Im Gegenteil: „Wir haben es selbst in der Hand, wie wir sie gestalten werden.“ Denn nur so wird aus einer bloßen Vision von Zukunft eine realistische Handlungsoption – „wenn wir es richtig angehen“.

„Je digitaler die Welt wird, desto menschlicher müssen wir werden“

Aus ihrer Sicht brauchen wir eine Reihe von Kompetenzen, die dafür unverzichtbar sind, aber (wenigstens bisher) kaum auf Lehr- oder Ausbildungsplänen auftauchen: Grundlagenwissen über Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz, Computational Thinking, das bereits frühkindlich gefördert werden sollte sowie eine berufsbegleitende Weiterbildung, die den gleichen Stellenwert erhält wie die Erstausbildung – und Kompetenzen: „Lernkompetenz, Problemlösungskompetenz, Ambiguitätstoleranz, kritisches und strategisches Denken, Kreativität, Resilienz sowie insbesondere auch Sozialkompetenzen wie Empathie, die uns von immer intelligenter werdenden Maschinen unterscheiden.“

Besonders der letzte Punkt ist Yasmin wichtig: „Je digitaler die Welt wird, desto menschlicher müssen wir werden“, sagt sie. „Menschen, die ihre beruflichen Tätigkeiten mit einem hohen Maß an Leidenschaft, Empathie, Fingerspitzengefühl und Kommunikationsgeschick ausführen, sind in der Lage, einen so hohen emotionalen Mehrwert zu stiften, dass sie kaum durch Technologie und automatisierte Prozesse zu ersetzen sind. Wer hingegen seinen Job nur nach Vorschrift erledigt und wenig Sozialkompetenz zeigt, kann früher oder später gut ersetzt werden.“

Schlüsselqualifikation Sozialkompetenz

In einer Idealvorstellung „tanzt der Mensch harmonisch mit den Maschinen“: Mal führe der eine, mal die andere, „aber durch die Komplementarität entsteht eine ‚Superpower‘ von Mensch und Maschine, mit der wir Aufgaben und Probleme deutlich besser lösen können als alleine.“ Und dabei geht es natürlich nicht nur darum, dass die Maschine die stupiden, schmutzigen oder gefährlichen Arbeiten übernimmt und der Mensch die angenehmen und herausfordernden. Die Arbeitsteilung ist differenzierter, wie die Professorin mit einem Beispiel aus der Medizin verdeutlicht: Wenn intelligente Maschinen zum Beispiel in der Krebsbekämpfung bei Diagnose und Therapieentwicklung eingesetzt würden, könnten sich die Ärzt*innen dann verstärkt auf die Interaktion mit den Patient*innen und ihren Angehörigen konzentrieren. „Empathische Gespräche führen, Mut machen, Trost spenden, für Fragen zur Verfügung stehen. Genau hierfür braucht es ausgeprägte Sozialkompetenz.“

Wer die Welt gestaltet, muss sie auch erklären

Technologienunternehmen wie Microsoft kommt bei der Gestaltung der Zukunft eine wichtige Aufgabe zu, und die besteht nach Überzeugung von Yasmin nicht allein darin, die Technologien dafür zur Verfügung zu stellen. „Ich glaube, dass diejenigen, die die Zukunft verändern, sie anderen erklären müssen“, stellt sie vielmehr fest. Gerade, weil große Tech-Unternehmen mit ihren Innovationen sehr stark die Art und Weise gestalteten, in der wir künftig leben und arbeiten.

„Ich sehe die Unternehmen in der Pflicht, verständlich zu erklären, was die Chancen und Risiken sind und welche neuen Anforderungen auf die Menschen zukommen.“ Dazu gehöre es auch, dass deutlich mehr Praktiker*innen aus Unternehmen wie Microsoft an die Schulen und Hochschulen gingen, um anhand von Beispielen und Use Cases zu veranschaulichen, was genau dort passiert. Damit verbessere sich auch die Akzeptanz und Adaption neuer Technologien – ohne Angst und Sorge um den eigenen Arbeitsplatz oder ein selbstbestimmtes Leben. „Akzeptanz ist immer eine direkte Funktion von Verständnis.“

Fragen an die Vorbilder

An ihre eigenen Vorbilder hat sie hohe Ansprüche: „Wenn ich inspirierende Persönlichkeiten treffe, stelle ich ihnen immer die folgenden Fragen: Wie hältst du trotz vollem Terminkalender dein Wissen aktuell und lernst dazu? Wie bleibst du in Balance und bekommst deine unterschiedlichen privaten und beruflichen Rollen unter einen Hut? Was würdest du deinem 25-jährigen Ich raten mit all dem, was du seitdem gelernt hast? Und: Wie siehst du die Zukunft, was sind die größten Chancen und Risiken, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen werden?“

Ein kluger Ansatz, um schnell und ohne Umschweife von allgemeinen Aussagen zu konkreten Erfahrungen und Inspirationen für das eigene Handeln zu kommen. Und das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum ihre eigenen Ideen nicht bloß Visionen sind, sondern Handlungsanleitungen. Vielen Dank dafür, Yasmin!


Ein Beitrag von Pina Meisel
Communications Manager Digital Qualification & Innovation

Pina Meisel als Portrait-Bild

Tags: , , ,

Weitere Infos zu diesem Thema

10. April 2024
Besuchen Sie Microsoft auf der Hannover Messe 2024!

Vom 22. bis 26. April findet erneut die weltweit wichtigste Industriemesse in Hannover statt. Auch Microsoft wird dieses Jahr wieder mit mehr als 25 Kunden und Partnerunternehmen auf seinem 1.000 Quadratmeter großen Stand vertreten sein. Ein Schwerpunkt ist dabei der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Industrie und wie Unternehmen die Technologie bereits erfolgreich in der Praxis einsetzen.

28. März 2024
Fünf Fragen zu Copilot Pro: Features und Abonnement-Details im Überblick

Mit der Einführung von Copilot Pro im Januar 2024 wurde Microsofts KI-Multitalent in den Microsoft 365-Apps auch für Privatpersonen verfügbar. Das Abonnement erweitert die Möglichkeiten von Apps wie Word, PowerPoint oder Excel und bietet völlig neue Funktionen. Ganz gleich, ob es ums Schreiben, Programmieren, Entwerfen, Recherchieren oder Lernen geht: Mit Copilot Pro haben Nutzer*innen einen Assistenten an ihrer Seite, der hilft, Aufgaben effektiver und kreativer zu erledigen.