Developer Stories: Olivia Klose, Chief Technology Officer Manufacturing

Titelbild der Developer Stories mit Olivia Klose, Chief Technology Officer Manufacturing

„Könntest du dir vorstellen, Technical Evangelist zu werden?“ Mit dieser Frage begann Olivia Kloses Karriere bei Microsoft Deutschland. Das ist gerade einmal acht Jahre her. Heute ist sie Chief Technology Officer (CTO) Manufacturing und arbeitet mit Unternehmenskunden an technischen Herausforderungen.

2012 hatte Olivia gerade ihr Informatikstudium in der Tasche und ging auf die Suche nach einem interessanten Job. Deshalb fragte sie bei Microsoft nach den Einstiegsmöglichkeiten. „Die Antwort ließ mich zuerst ratlos zurück“, sagt sie in unserem Gespräch. „Erstens hatte ich noch nie von Technical Evangelists gehört und zweitens klang das irgendwie suspekt für mich“, erklärt sie mit einem Augenzwinkern. In ihrem Fall ging es aber mehr um eine Bühnenkarriere: „Are you ready to be a rockstar?”, war eine ernstgemeinte Frage in ihrem Vorstellungsgespräch. Manche Technical Evangelists sind so viel unterwegs und bekannt, dass sie als „Rockstars“ in der Szene gelten.

Technical Evangelist: Are you ready to be a rockstar?

Olivia hatte die Wahl: entweder als Consultant bei einer anderen Firma anzufangen oder bei Microsoft im Rahmen des Aspire-Programms für Hochschulabsolvent*innen als Technical Evangelist zu starten. Sie traute sich die Rolle zu, die am fremdesten erschien, und wurde für ihren Mut belohnt: „Wie oft kann man schon sagen, ein Technical Evangelist zu sein?“, sagt sie und lacht. Ihre einfachste Beschreibung für den Job ist: selbst von Technik begeistert zu sein und diese Begeisterung weiterzugeben. „Als Evangelist brennst du für dein Thema“, sagt Olivia. „Und das passte super zu mir.“

Olivia Klose
Olivia Klose, CTO Manufacturing hält zusammen mit Kristofer Liljeblad, Principal PM Manager bei Microsoft einen Vortrag auf dem Entwicklerkanal Channel 9.

Sie schrieb sehr viele Fachartikel und Blogposts. Doch vor allem war sie als Sprecherin auf Messen, in Workshops und auf Konferenzen unterwegs, wo sie immer wieder über künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen, Microsoft Azure und Big Data sprach. „Wir wollten Leute gewinnen, die ähnlich verrückt sind wie wir: die Lust haben, neue Sachen auszuprobieren und einfach mal loslegen. Und die auch den Mut haben, ihre Ideen gegen Bedenken und Widerstände durchzusetzen“, fasst sie ihre Mission als Technical Evangelist zusammen. Wenn ihr neugierig seid, wie das aussah, könnt ihr die Videos mit Olivia auf unserem Entwicklerkanal Channel 9 anschauen.

Chief Technology Officer: Ein Job mit Kultur-Erfahrung

Seitdem ist viel passiert: Olivia arbeitet heute nicht mehr als Technical Evangelist, sondern war zunächst einige Jahre Software Engineer im Commercial Software Engineering (CSE) von Microsoft, bevor sie im Juli 2020 ihre aktuelle Position als Chief Technology Officer (CTO) Manufacturing antrat. In dieser Rolle ist sie weiterhin in Commercial Software Engineering tätig, aber jetzt hat sie die strategische Leitung für den Fertigungsindustrie-Bereich. Es ist beeindruckend zu sehen, welche Karriereschritte sie in so kurzer Zeit machte. Ihre Abteilung arbeitet mit großen Unternehmenskunden an der Lösung komplizierter technischer Probleme.

 

Azure Developer Community Call

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Für einige Zeit leitete Olivia auch ein internationales Team, das über verschiedene Länder verteilt war: Dänemark, Niederlande, Österreich, Japan und China. Das bringt spezielle Herausforderungen mit sich, die nicht nur vom Arbeiten mit verschiedenen Ländern und Zeitzonen verursacht werden. „Für mich und mein Team ist es ganz wichtig, unterschiedliche Kulturen, Arbeitsstile, und Stärken zusammenzubringen“, berichtet sie aus ihrem Arbeitsalltag. „Es ist unerlässlich, auf kulturelle Werte zu achten, doch vieles liegt auch einfach am Persönlichkeitsstil: Manche sind extrovertiert, andere lieben feste Strukturen und manche mögen es, herausfordernde Fragen zu stellen, um Innovationen damit voranzutreiben. Es ist sehr spannend, diese Form von Arbeit zu managen.“ Dabei hilft ihr ein Buch, das Olivia sehr empfiehlt: Die Culture Map – Ihr Kompass für das internationale Business von Erin Meyer erklärt, wie kulturelle Unterschiede den internationalen Erfolg beeinflussen können, und gibt praktische Tipps.

Software-Entwicklung: Mit Fingerspitzengefühl, Teamwork und kurzen Sprints

Neben der internationalen Kompetenz spielt auch die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle für die Arbeit als Manufacturing-CTO. Dabei sind wieder Fingerspitzengefühl und Teamwork gefragt. „Wir arbeiten in der Regel in Projektteams mit ca. zehn Personen, eine Hälfte kommt von Microsoft und die andere vom Kunden“, sagt Olivia. Das gemeinsame Entwickeln von Software soll ermöglichen, dass die Kunden ihre Projekte nach der Entwicklung eines Minimum Viable Product (MVP) allein weiterführen können. „Dieser Austausch ist sehr wertvoll, weil wir viel voneinander lernen“, erklärt Olivia.“ Sie schätzt vor allem, an Herausforderungen gemeinsam in einem Team zu arbeiten und dadurch stets etwas Neues zu lernen: sowohl über den Fachbereich ihrer Kunden als auch technologisch.

Dabei geht es immer wieder darum, den gemeinsamen Nenner zu finden: „Wir arbeiten meistens über einen Zeitraum von drei Monaten, in dem es mehrere ein- oder zweiwöchigen Sprints für die Entwicklung der einzelnen Software-Funktionen gibt“, sagt Olivia. „Das halten viele Kunden anfangs für zu kurz, doch sie merken schnell, dass man in kürzeren Sprints schneller Feedback erhält, mehr Möglichkeiten zur Prozessverbesserung hat und besser die Arbeit planen und einschätzen kann.“ Bei Start jedes Projektes erarbeitet ihr Team gemeinsam mit den Entwickler*innen des Kunden die Richtlinien der Zusammenarbeit. Solche Working Agreements kann man auch auf GitHub als Teil des CSE Code-With Engineering Playbook einsehen. Die enge Zusammenarbeit dient auch dazu, dass Microsoft die gewonnenen Erkenntnisse auf andere Projekte übertragen kann. „Wir schauen natürlich, was wir davon wiederverwerten und anderen Entwickler-Teams bereitstellen können“, sagt Olivia. Deshalb gibt ihr Team auch sein Wissen gern an die Software-Community weiter, zum Beispiel über öffentlich zugängliche GitHub-Repositories.

Maschinelles Lernen: Von der Tumor-Forschung zur Trainerin für autonome Autos

Doch wie kam es eigentlich so weit? Olivia studierte Informatik und Mathematik in Cambridge, wo sie mit dem Bachelor abschloss, und setzte anschließend noch einen Master in Informatik darauf, für den sie am Indian Institute of Technology in Bombay und der TU München studierte. „Im Studium spezialisierte ich mich auf maschinelles Lernen in der medizinischen Bildgebung“, berichtet sie von dieser Zeit. „Da hatte ich echt das Gefühl, dass ich Menschenleben mit Algorithmen retten kann.“ Sie arbeitete an der Entwicklung von KI-Algorithmen, die Tumore in Computertomografien und MRT-Aufzeichnungen entdecken können.

Diesen Weg wollte sie nach dem Studienabschluss auch in der Forschung weitergehen. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich die Geduld dafür nicht aufbringe“, sagt sie und lacht. Eins der Modelle, an denen sie damals arbeitete, hatte auch nach Monaten nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. „Das hat mich mehr frustriert als motiviert, ich bin einfach pragmatisch veranlagt.“ Diesen Pragmatismus und ihre Erfahrungen bringt sie seitdem auch bei Microsoft ein. Bei einem CSE-Projekt vor ihrer Zeit als Manufacturing-CTO entwickelte sie beispielsweise mit einem Automobilkunden ein Framework, um die Trainingsprozesse der Machine-Learning-Modelle für autonome Fahrzeuge zu vereinheitlichen und skalierbar zu machen.

So wie Olivia: Mehr Vorbilder für technische Berufe

Man könnte ihr stundenlang zuhören. Olivia hat uns mit ihrer Begeisterung für ihren vielseitigen Job und der Arbeit in diversen Teams sowie dem „Evangelismus“ für KI und maschinelles Lernen angesteckt. Und wir finden, es braucht noch mehr davon: mehr Menschen wie Olivia, die begeistert ihren Berufsweg gehen und andere damit inspirieren. Studien zeigen immer wieder, dass solche Vorbilder vor allem für junge Frauen wichtig sind, die viel zu selten eine Karriere in MINT-Berufen einschlagen. Wir wollen unseren Teil beitragen, um Vorbilder wie Olivia sichtbar zu machen und besonders Mädchen zu ermutigen.

Denn: Damit alle Menschen von Technologien profitieren können, müssen auch die Entwicklungsteams so divers sein wie die ganze Gesellschaft. Aktuell liegt der Frauenanteil in der deutschen IT-Branche aber nur bei 17 Prozent. Da ist noch viel Luft nach oben! Deswegen laden wir euch ein, das zu ändern. Habt ihr Interesse? Dann schreibt Olivia gern bei LinkedIn oder werft einen Blick auf die offenen Stellen in CSE!

In unserer Artikelreihe „Developer Stories“ stellen wir regelmäßig spannende Microsoft-Entwickler*innen und ihre Projekte vor. Die zweite Folge mit Chris Heilmann, Codepoet und Principal Program Manager für Browser-Tools, gibt es hier zu lesen.


Ein Beitrag von Johanna Ronsdorf
Trainee Business Communications AI & Innovation / Data Applications & Infrastructure

Foto von Johanna Ronsdorf, Trainee Business Communications AI & Innovation / Data Applications & Infrastructure

und Markus Göbel
Senior Communications Manager Data Applications and Infrastructure

Markus Göbel

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