Nachdem viele Beschäftigte die vergangenen zwei Jahre zu großen Teilen im Homeoffice verbracht haben, öffnen mittlerweile auch die letzten Büros allmählich wieder ihre Türen. Für die Meisten sind das gute Neuigkeiten: Der persönliche Austausch mit Kolleg*innen, gemeinsame Mittagspausen und der Smalltalk an der Kaffeemaschine hat vielen Beschäftigten im Homeoffice gefehlt. Und dennoch: Ein „back to normal“ ist für viele Arbeitnehmende nicht mehr vorstellbar. Die Pandemie stieß zahlreiche Diskussionen rund um unsere Arbeitsweise und das Neudenken von lang bewährten Konzepten an. Auch die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt hängt zunehmend von den Freiheiten ab, die der Arbeitgeber bereit ist, seinen Beschäftigten zu geben, wie zuletzt auch unser Work Trend Index zeigte.
Welche Trends es gibt und welchen Faktoren in der Arbeitswelt der Zukunft eine große Rolle spielen, haben wir uns näher angeschaut.
Flexibilisierung der Arbeitszeit
Dem Job zwischen 9:00 und 17:00 Uhr die volle Aufmerksamkeit schenken? Die Realität ist doch: Ein gemeinsames Mittagessen mit der Familie oder ein spontaner Spaziergang am Nachmittag gehören mindestens genauso zu einem erfüllten Tag, wie eine abgearbeitete To-Do-Liste. Wir alle haben dabei unterschiedliche Präferenzen: Während einige von uns in der Früh hochproduktiv sind, blühen andere erst am Abend richtig auf. Wir haben Langschläfer und Frühaufsteher in unseren Teams, Eltern, die ihre Kinder morgens in die Kita bringen und Kolleg*innen die am Nachmittag ihren Hobbies nachgehen.
So individuell wie wir sollte deshalb auch unser Arbeitszeitmodell sein. Berufliches und Privates lässt sich nicht immer strikt trennen – die Übergänge sind fließend. Ein „Work-Life-Flow“, der eine ganz individuelle Integration von Privatleben und Job ermöglicht, lässt zu, dass Mitarbeitende sich ihren Tag flexibel einteilen können und ihre berufsbezogenen Tätigkeiten in ihren Alltag integrieren. Einer Studie der Unternehmensberatung EY zufolge wünschen sich 80 Prozent der Angestellten eine vollkommene Flexibilisierung der Arbeitszeit.
Mobiles Arbeiten und „Workation“
Bei den meisten Deutschen klingelt der Wecker zwischen 5:00 und 7:00 Uhr am Morgen. Die Zeit zwischen Aufstehen und Arbeitsbeginn verbringen viele mit einer Tasse Kaffee zum Wachwerden, einer Dusche – und dem Arbeitsweg. Knapp 20 Prozent der Arbeitnehmenden müssen dafür mehr als eine halbe Stunde Zeit einplanen, die sie allzu häufig im Berufsverkehr, in vollen Zügen oder verspäteten Bussen verbringen. Kein Wunder also, dass sich die Wahl des Arbeitsplatzes für die meisten Arbeitnehmenden nach dem Wohnort richtet oder umgekehrt. Wie aber sähe das aus, wenn der eigene Aufenthaltsort für die Ausübung der Arbeit keine Rolle spielen würde?
Zu Beginn der Corona-Krise zeichnete sich ein Trend ab: Als durch die Arbeit im Homeoffice die Vorteile des arbeitsplatznahen Wohnens unbedeutend wurden, nahmen sich 12,9 Prozent der Bewohner*innen von Großstädten vor, die Metropolen zu verlassen. Unabhängig von Stadt oder Land gilt beim Mobilen Arbeiten: Neben dem Homeoffice können auch weitere flexibel gewählte Orte wie ein Café, ein Coworking Space, der Zug oder der Badesee zum Arbeitsplatz werden und das Privatleben so besser mit dem Berufsalltag in Einklang gebracht werden. Immer häufiger hört man in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten „Workation“ also dem Verschmelzen von Urlaub und Arbeit. Je nach Regelung im Arbeitsvertrag haben einige Arbeitnehmende ohne Präsenzpflicht die Möglichkeit, an frei gewählte Orte zu reisen und der Arbeit von dort aus nachzugehen – und so Urlaubsluft zu schnuppern, ohne sich freinehmen zu müssen.
Besonders für die Gen Z sind diese Arbeitsmodelle interessant: 68 Prozent von Ihnen würden sogar das Arbeiten an einem Urlaubsort dem arbeitsfreien Urlaub zu Hause vorziehen, wie eine Studie von Expedia im vergangenen Jahr zeigte. Unter allen Befragten gab jede*r Dritte an, dass die zeitweilige Arbeit an anderen Orten zu mehr Entspannung und zum Glücklichsein beitragen würde.
4-Tage-Woche – Ist ein freier Freitag die Zukunft?
Island macht es uns vor und auch Schweden, Großbritannien und Finnland experimentieren bereits mit ihr. Die Rede ist von der 4-Tage Woche – der Option, bei gleichbleibendem Gehalt einen Tag weniger pro Woche zu arbeiten. Bereits die ersten isländischen Studien im Jahr 2015 zeichneten ein eindeutiges Bild: Arbeitnehmende berichteten von geringerem Stress als zuvor, obwohl das Arbeitsaufkommen sich auf weniger Wochenstunden verteilte. Und das, obwohl die Studienteilnehmer*innen trotz verminderter Arbeitsstunden mindestens genauso viel schafften, wie zuvor. Bei vielen verbesserte sich die Produktivität pro Woche sogar. Auch Microsoft Japan testete bereits im Jahr 2019 das dreitägige Wochenende und kam zum selben Ergebnis: Die Produktivität der Mitarbeitenden stieg deutlich an.
Mittlerweile haben 86 Prozent der Arbeitnehmer*innen in Island die Möglichkeit erhalten, eine 4-Tage-Woche einzufordern. Auch in Belgien wurde zu Beginn des Jahres das Recht auf ein dreitägiges Wochenende eingeführt, jedoch ohne Reduzierung der Wochenstunden – die vier verbleibenden Arbeitstage werden also länger. In Deutschland ist das Modell noch wenig verbreitet, obwohl Studien zeigen, dass ein Großteil der Deutschen gerne auf die 4-Tage-Woche umsteigen würde – 71 Prozent sprachen sich in einer Forsa-Umfrage im Auftrag von ntv und RTL dafür aus.
Kürzere Arbeitstage mit der 5-Stunden-Regelung
Neben der Anzahl der Arbeitstage, werden auch die Arbeitsstunden pro Tag rege debattiert: Die Idee von acht Stunden Schlaf, acht Stunden Freizeit und acht Stunden Arbeitszeit pro Tag wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vom Unternehmer Robert Owen gefordert. Vor etwa 100 Jahren wurden diese Gedanken in Zeiten der Arbeiterbewegung gesetzlich festgeschrieben – und bis heute hat sich daran wenig geändert. Dabei bewiesen längst zahlreiche Studien, dass Mitarbeitende naturgemäß nur einen Bruchteil der acht Stunden konzentriert arbeiten können. Eine britische Studie kommt sogar zu dem Ergebnis, dass Beschäftigte an einem Arbeitstag lediglich 2 Stunden und 23 Minuten wirklich produktiv arbeiten.
Im Hinblick auf eine 5-Tage-Woche stehen oft fünfstündige Arbeitstage zur Diskussion, wenn es um eine Reduzierung der Arbeitsstunden am Stück geht – so wird vermieden, dass durch die gesetzliche Pausenregelung eine weitere halbe Stunde hinzukommt.
Eine Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigte zudem, dass die Freizeit für die Arbeitnehmer*innen einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Für eine Reduzierung der Arbeitszeit würden demnach sogar Auswirkungen auf die Höhe des Gehalts hingenommen.
Im Schnitt gaben Männer eine Wunscharbeitszeit von 36 Wochenstunden an – bei Frauen waren es 29,5 Stunden.
Das Büro der Zukunft ist auf hybrides Arbeiten ausgelegt
Wir alle erinnern uns an Bilder von verwaisten Bürogebäuden und leergefegten Geschäfts-Vierteln, in denen sonst trubeliger Alltag herrschte. Zu Beginn der Pandemie wurden immer wieder Fragen laut: Wird der Geschäftsalltag wie wir ihn kennen, überhaupt zurückkehren? Wird es das Büro als zentralen Unternehmensmittelpunkt in der Zukunft überhaupt noch geben? Die Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache: Nur 14 Prozent der Arbeitnehmer*innen würden vollständig auf das Büro verzichten wollen. Vielen ist in den vergangenen Monaten sogar umso mehr bewusst geworden, dass der Austausch mit Kolleg*innen ein wichtiger Teil des Arbeitslebens ist und nicht immer durch digitale Tools ersetzt werden kann. Der Großteil der Beschäftigten wünscht sich ein hybrides Modell, also eine Mischform aus Homeoffice und bürobasiertem oder mobilen Arbeiten.
Bürogebäude werden demnach als Orte der Begegnung auch weiter wichtig bleiben – ihre Rolle und die Anforderungen an sie werden sich lediglich ebenso verändern wie unsere Arbeitsweise: Weniger Präsenzpflicht bedeutet, dass weniger Fläche für Mitarbeitende benötigt wird – stattdessen müssen Meetingräume über Technologien verfügen, die hybride Meetings ermöglichen und die Vernetzung der dezentral arbeitenden Belegschaft gewährleisten.
Fazit: Vertrauen und Flexibilität gehen Hand in Hand
Die aktuellen Trends und Entwicklungen haben eines gemeinsam: Sie setzen eine Unternehmenskultur voraus, die auf Vertrauen basiert und den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Mitarbeitende legen neue Maßstäbe an ihren Job an und stellen ihr eigenes Wohlbefinden und ihre Gesundheit zunehmend über die Arbeit – das zeigt auch unser Work Trend Index.
Führungskräfte und Unternehmen sind jetzt gefragt, die sich verändernden Bedürfnisse und Anforderungen der Beschäftigten zu verstehen und angemessen auf sie zu reagieren. Damit neue Ansätze erfolgreich sein können, muss die Individualität der Mitarbeitenden anerkannt und unterschiedliche Arbeitsweisen und -zeiten nicht nur toleriert, sondern befürwortet werden und ein selbstbestimmter Arbeitsstil aktiv gefördert werden. Nur so können Arbeitgeber langfristig von der Motivation und Produktivität der Mitarbeitenden profitieren.
Wer mehr darüber erfahren will, wie unsere hybride Arbeitswelt bei Microsoft aussieht, kann hier weiterlesen.
Ein Beitrag von Kim Pohlmann
Trainee Business Communications Modern Work & Modern Life