Am Thema Künstliche Intelligenz (KI) führt aktuell auch im Handel kein Weg vorbei. Dank der Nutzung von Cloud Technologien stehen nicht nur erstmals relevante Daten rund um Kunden und Geschäftsprozesse zur Verfügung, diese können mithilfe der entsprechenden Rechenleistung und leistungsstarker Algorithmen nun auch wertvolle Insights für die Geschäftsstrategie und Prozesse liefern. Moderne Datenplattformen sind in der Lage, sowohl unternehmensinterne Daten zu organisieren als auch externe Daten sinnvoll zu integrieren. Für Handelsunternehmen ist das eine echte Chance: Von der personalisierten Kundenkommunikation über Erlebnisse auf allen Einkaufskanälen bis hin zum intelligenten Storemanagement bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, Prozesse kundenzentrierter und nachhaltiger zu gestalten.
Doch gerade weil das Thema KI in aller Munde ist, herrscht in Deutschland noch große Unsicherheit ob ihrer genauen Definition und Möglichkeiten. Kein Wunder also, dass laut Bitkom-Studie zwar 72 Prozent der Einzelhändler digitale Technologien und KI als Chance für ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit sehen, gleichzeitig jedoch ebenso viele (73 Prozent) das Gefühl haben, von der technologischen Entwicklung überwältigt zu werden. Wir sind deshalb überzeugt, dass digitale Technologien wie KI nur dann einen echten Mehrwert für den Einzelhandel bieten, wenn die Lösungen sich an der Lebensrealität der Anwender orientieren. Deshalb haben wir mit Blick auf die Wünsche unserer Kunden unterschiedliche Ansätze entwickelt, mit denen KI-Anwendungen im Unternehmen implementiert werden können. Hierzu zählen spezifische Services zur Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen mit maximaler Autonomie wie Azure Machine Learning zur KI-Modellierung oder Azure Data Bricks zur Erstellung von KI-Arbeitsbereichen. Weiterhin bieten wir vorgefertigte KI-Tools wie Azure Cognitive Services für die Analyse von Bildern, Sprache oder Entscheidungen sowie fertige Lösungen mit integrierter KI, etwa Dynamics 365 Customer Insights. Für die treffsichere Vorhersage von Kundenpräferenzen und -verhalten gibt es viele Optionen, KI bedarfsgerecht zu implementieren.
Wie das funktioniert, zeigen wir in unserem gemeinsam mit dem EHI Retail Institute erstellten Whitepaper „KI im Store“. Gemeinsam mit unseren 18 Partnern zeigen wir zudem auf der EuroShop 2020, der weltgrößten Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels, wie Einzelhändler ihre Geschäftsstrategie mithilfe von KI und digitalen Technologien auf das nächste Level bringen können. Und das nicht erst in ferner Zukunft, sondern hier und heute – wie die beiden folgenden Anwendungsbeispiele eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Migros: Bildklassifizierungssystem auf Basis von Custom Vision zur Entlastung der Mitarbeiter
Nicht nur das Kundenerlebnis, auch die Mitarbeiterzufriedenheit ist entscheidend für ein erfolgreiches Geschäft. Die Migros-Tochter Micarna setzt deshalb auf eine KI, um ihre Mitarbeiter vom repetitiven und körperlich ermüdenden Entscheidungsprozess zur Klassifizierung von Schlachtprodukten zu entlasten. Die Produktidentifizierung übernimmt ein Bildklassifizierungssystem auf Basis des KI-Dienstes Custom Vision aus der Familie der Cognitive Services. Ziel ist es, dass die Mitarbeiter künftig von der Künstlichen Intelligenz Vorschläge zur Klassifizierung des Frischfleisches erhalten und diese nur noch im System mittels Knopfdruck bestätigen und verbuchen müssen.
Ströer: Intelligente Bilderkennungssoftware identifiziert kritische Werbeinhalte
Was 1855 mit der ersten Litfaßsäule in Berlin begann, hat sich durch die Digitalisierung rasant verändert: „Programmatic Advertising“ in der digitalen Außenwerbung erlaubt es Marken, ihre Zielgruppe immer mit der richtigen Werbebotschaft zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zu erreichen. Die Schnelligkeit in der Umsetzung fand bisher jedoch eine natürliche Grenze: Jedes Bild, jede Videosequenz muss auf kritische Inhalte überprüft werden, bevor das Material ausgespielt werden kann. Die Ströer Gruppe, mit 300.000 Werbeflächen einer der führenden deutschen Außenwerber, war überzeugt: Das geht besser! Gemeinsam mit Microsoft und seinem Partner sepago entwickelte das Unternehmen eine Künstliche Intelligenz für das smarte Identifizieren, Erfassen und Indizieren von Bildern und Videos. Möglich machen das die Cognitive Services der Microsoft Azure Cloud. Die KI übernimmt die Erstsichtung des Materials, auffällige Inhalte gehen direkt für einen Gegencheck an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter, die diese bewerten, ändern oder wieder freigeben können. Ströer kann Inhalte nun in der Regel innerhalb eines einzigen Tages autorisieren. Werbeanfragen können so deutlich schneller bearbeitet, Kampagnen effektiver ausgesteuert und abgerechnet werden – und das alles bei einer geringeren Belastung der Mitarbeiter.
Aber auch abseits von KI-Anwendungen können Händler ihren Kunden mithilfe innovativer Microsoft-Lösungen mit einem optimalen digitalen und In-Store-Kauferlebnis begeistern und ihnen eine persönliche und differenzierte Customer Experience anbieten. Wie das funktioniert, zeigen die folgenden fünf Cases:
Bütema: Wenn On- und Offlineangebot miteinander verschmelzen
Onlineshops bieten eine nahezu unbegrenzte Auswahl, der Einkauf lässt sich bequem in der Bahn oder auf der Couch erledigen und wird direkt nach Hause gebracht. Doch der stationäre Einzelhandel verfügt über ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal: Das Erlebnis und die persönliche Beratung vor Ort, die von den Kunden noch immer sehr geschätzt werden. Mit der Digital Signage-Technologie von Bütema in Verbindung mit Microsoft Azure Cloud-Lösungen können Marken die Stärken von Onlineshop und Filiale verbinden und ihren Kunden eine begeisternde Customer Experience anbieten, beispielsweise in Form eines intelligenten Spiegels mit Barcode Scanner und Sound Kit zur Emotionalisierung. Über das zentral verwaltete Content Management System können Inhalte zentralisiert per Drag & Drop erstellt und per Mausklick an alle Bildschirme in sämtliche Filialen weltweit übermittelt werden. Dank intuitiver Templates und vielfältigen Medientypen wie Bildern, Videos, Musik, PDFs und Social Media Content lässt sich so ein ansprechender Produktmix erstellen.
Ombori: Voice Interactive Mirror und Selfie Mirror bieten neue Shopping-Erlebnisse
Im H&M Flagship Store am Times Square in New York können Kunden über einen sprach-gesteuerten, interaktiven Spiegel Selfies für ein fiktives Modemagazin Cover „My H&M” erstellen und auf diese Weise Teil einer echten Fashion-Inspiration werden. Über einen QR-Code Scan werden dem Kunden am Spiegel Outfit-Vorschläge gezeigt, die sofort gekauft werden können. Beim „Mirror Shopping“ werden zudem personalisierte Rabatte eingeräumt. Darüber hinaus hat Ombori für den Lindt-Store am Flughafen Zürich gemeinsam mit Microsoft Schweiz einen intelligenten Spiegel entwickelt, der mithilfe von Microsoft Cortana sprachbasiert mit Kunden kommuniziert. Der Selfie Mirror zeigt ihnen Produkte und Angebote und ermöglicht es den Kunden, hochwertige Selfies im Postkartenformat aufzunehmen, digital zu versenden oder ihren schokoladigen Souvenirs als personalisierten Gruß beizulegen. Der Selfie Mirror schafft an allen Berührungspunkten, sowohl online als auch in der Filiale, begeisternde Kundenerlebnisse.
Stora Enso Smart Cabinet: Intelligente Cabinets als automatisierte Einzelhandelslösung
Stora Enso Smart Cabinet hat auf Basis von Microsoft Azure IoT eine schlüsselfertige Lösung für den vollautomatisierten Einzelhandel auf den Markt gebracht. Die Lösung verwendet nachhaltige RFID-Etiketten (Radio Frequency Identification) zur Verfolgung und Rückverfolgung der gelagerten Artikel. Diese Tags sind papierbasiert und bieten eine kunststofffreie und wiederverwertbare Lösung zur Verpackungsauthentifizierung. Per Smartphone können Kunden die „Intelligent Cabinets“ öffnen und die entnommenen Lebensmittel über kompatible Zahlungsanwendungen wie MobilePay direkt bezahlen. Zusätzlich bietet Stora Enso Smart Cabinet eine Backend-Lösung an, mit denen die Betreiber den aktuellen Bestand jedes Schranks überprüfen und rechtzeitig für Nachschub sorgen können.
Digimarc: Unsichtbare Barcodes für reibungslose Einkaufserlebnisse
Auch Digimarc aus Oregon/USA setzt auf moderne Technologien für bessere Einkaufserlebnisse im Laden, an der Kasse und speziell in den Frischebereichen. Dafür hat das Unternehmen eine einfach zu implementierende Lösung für Einzelhändler entwickelt: Der unsichtbare Digimarc Barcode bietet Kunden ein flexibles Checkout-System. Über unsichtbare Barcodes, die direkt in die Produktverpackung integriert sind und von Smartphones, Scannern oder Kassen ausgelesen werden können. Auch das Kassieren wird dank der universell lesbaren Labels einfacher, die oft umständliche Suche nach dem UPC-Barcode entfällt und der Bezahlvorgang wird deutlich beschleunigt.
Fickenschers Backhaus: Prozessoptimierung im Mittelstand
Neben seinen Ladengeschäften setzt das Familienunternehmen Fickenschers Backhaus aus Nordbayern auf den Vertriebskanal Internet. Über den Webshop logolini-Präsente vertreibt Fickenscher individualisierte Werbegeschenke im großen Stil. Um die tausenden einzelnen Aufträge zuverlässig umsetzen zu können, kommt im Hintergrund die ERP-Software Microsoft Dynamics 365 Business Central zum Einsatz. Alle Aufträge – von der Auftragserteilung über die Druckfreigabe bis zur Fertigung – laufen über das intuitive Task-Management Tool. Im Vergleich zur rein manuellen Prozessabwicklung ist der Zeitaufwand dadurch um 30 bis 40 Prozent gesunken. Geschäftsführer Florian Fickenscher ist überzeugt: „Die Customer Journey beginnt online, das Internet ist unser wichtigster Absatzkanal in Zukunft. Von Social Media über den Onlineshop bis zur Kontaktpflege nach dem Kauf – mit der Cloud-Lösung können wir eine intensivere Beziehung mit unseren Kunden aufbauen.“
Weitere innovative Microsoft- und Partner-Lösungen finden Sie direkt auf der EuroShop 2020 in Halle 6, Stand G24. Weiterführende Informationen auch im Newsroom.
Ein Beitrag von Xenia Giese
Industry Executive Retail & Consumer Goods, Microsoft Deutschland GmbH