Durch Corona auch sichtbar unverzichtbar: Wie zentrale Organisationen in der Krise dank Digitalisierung produktiv bleiben

Eine Frau hat einen Video-Call mit drei Arbeitskolleg*innen

Blicken wir in einigen Jahren auf den Digitalisierungsprozess in Deutschland zurück, werden wir eine klare Zäsur erkennen: Es gibt eine Zeit vor und eine nach Corona. Bis zur Krise konnte man sich des Eindrucks nicht verwehren, dass Deutschland in der Digitalisierung die Füße schleifen lässt. Bei einer gerade erst veröffentlichten Studie der Stiftung digital age erreichen wir hierzulande lediglich einen Digital Competence Index Wert von 61 – bei 100 möglichen Punkten.

Neue Prioritäten: Wendepunkt für Unternehmen und Organisationen

Diese Ergebnisse zeigen, wie sich unsere Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf ihre digitalen Fähigkeiten und Kompetenzen selbst einschätzen: Demnach liegt unsere Stärke vor allem darin, digitale Instrumente und Sicherheitsprinzipien anzuwenden. Hier erreichten wir unseren höchsten Wert. Wenn es allerdings darum geht, Innovation und Transformation für die Zukunft zu gestalten, liegen wir weit hinter unseren Möglichkeiten zurück. Dieser Rückstand resultiert nicht nur – aber auch – aus der Tatsache, dass digitales Lernen in unseren Schulen bislang viel zu kurz kam. Immerhin 59% aller Schüler stört der fehlende Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Eine Anpassung der Lerninhalte erschien vor dem Hintergrund einer guten Konjunktur nicht notwendig – dann kam Corona. In vielen Unternehmen und Organisationen existierten bereits Visionen und langfristige Pläne zur Digitalisierung, in der Regel wurden diese aber nicht mit hoher Priorität umgesetzt und nachgehalten.

Mit der Krise kam schlagartig ein Wendepunkt für Unternehmen und Organisationen aller Größenordnungen: Wo sich zu Beginn der Pandemie noch 60% der deutschen Firmen als Nachzügler in Bezug auf die Digitalisierung sahen, zeichnet sich ein paar Monate später ein vollkommen neues Bild. Verschiedene Unternehmen in ganz Deutschland entdecken nun das Potenzial digitaler Lösungen. Überall dort, wo es vorher unmöglich erschien, Prozesse zu digitalisieren und umzustellen, öffnen sich nun bisher verschlossene Türen. Das geschah in erster Linie einmal, um durch die digitale Vernetzung den Betrieb überhaupt aufrechterhalten zu können. Nun zeigen sich aber eindrucksvoll die Chancen, die die Digitalisierung für die Zukunft der Unternehmen und Organisationen bereithält. Wir sollten sie nutzen!

Die Unsichtbaren werden sichtbar

Die aktuelle Situation rund um Covid-19 bringt eine weitere Zäsur mit sich: Bisher „unsichtbare“ Unternehmen und Organisationen der allgemeinen Daseinsvorsorge rücken in ihrer existenziellen Bedeutung in den Fokus der Aufmerksamkeit. Zu Recht wird ein Begriff immer häufiger mit ihnen in Verbindung gebracht: Systemrelevanz.

Doch was bedeutet systemrelevant in diesem Kontext? Hierbei handelt es sich um Einrichtungen oder Organisationen, die eine wichtige Bedeutung für das Allgemeinwesen haben und deren Ausfall zu nachhaltig wirkenden Versorgungsengpässen, erheblichen Störungen der öffentlichen Sicherheit oder anderen dramatischen Folgen führen kann. Im Hinblick auf die IT-Versorgung und IT-Sicherheit ist bei diesen Unternehmen per Gesetz davon auszugehen, dass ihr fortlaufender Betrieb zu einem gewissen Umfang weiterhin gesichert und aufrechterhalten wird. Das ist insofern von großer Bedeutung, da es häufig die kleinen Firmen sind, die Schlüsselrollen in den systemrelevanten Bereichen innehaben – von der Energieversorgung, dem Ernährungssektor, der Gesundheitsbranche über das Transport- und Verkehrswesen bis hin zur staatlichen Verwaltung und Bildung.

Auf digitaler Aufholjagd

Die kommenden Monate werden darüber hinaus die herausragende Bedeutung einer weiteren Gruppe von Unternehmen zutage führen; die der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Sie sind das Rückgrat unseres Wohlstands. Gerade in den wirtschaftlichen Turbulenzen und Verwerfungen, die auf die gesundheitliche Krise folgen, zeigt sich ihre existenziell wichtige ökonomische Bedeutung. 99% unserer Unternehmen sind kleine und mittelständische Unternehmen, insgesamt stellen sie 60% der Arbeitsplätze in Deutschland. Was sie, unabhängig von ihrer Branche verbindet: ihr Drang zur Innovation. Ihre Investitionsrate ist beispielsweise mit 89% doppelt so hoch wie die von Großunternehmen.

In der Krise ist allen Unternehmen eines gemeinsam – egal, ob im engeren Sinne systemrelevant oder nicht: Sie müssen ihren Betrieb bestmöglich am Laufen halten und weiterhin produktiv bleiben. Gerade Unternehmen aus den systemrelevanten Bereichen, sogenannten KRITIS-Unternehmen, fällt dies trotz ihres Willens zur Digitalisierung oftmals besonders schwer. Ein Grund hierfür findet sich unter anderem in den gesetzlichen Anforderungen und Regularien. Diese Gesetze sorgen für einen gewissen Mindeststandard an IT-Sicherheit, vor allem in Branchen wie beispielsweise dem Gesundheitswesen, der Energiewirtschaft, der Telekommunikation und dem Banken- und Finanzsektor. Diese Betriebe sind, auf Grund ihrer hohen Vernetzung untereinander und der Verarbeitung von besonders sensiblen Daten, stärker von Schadsoftware oder anderweitigem Systemverlust bedroht. Die gesetzlichen Schutzmaßnahmen zur Datensicherheit und zum Datenschutz haben nicht umsonst einen derart hohen Stellenwert: Wir alle sind auf eine sichere Informations- und Kommunikationsstruktur angewiesen. Die Verfügbarkeit aller Systeme sowie die Integrität und Vertraulichkeit der verarbeiteten Informationen müssen zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein. Daher ist ein hohes Maß an IT-Sicherheit so essenziell, auch wenn es vor allem die betroffenen Unternehmen in ihrem Innovationspotenzial einschränkt. Wir sind uns bewusst, dass das Gesundheitswesen, die öffentliche Hand und die Wirtschaft mit Hochdruck an Lösungen zur Bewältigung dieser Herausforderung arbeiten, um einen weiteren Betrieb der systemrelevanten Firmen sicher zu stellen.

Zwei Arbeitskollegen unterhalten sich mit Maske an einem Holztisch

Wie Technologien unterstützen

Wir als Microsoft Deutschland wollen hierzu ebenfalls unseren Beitrag leisten und so unbürokratisch wie möglich dort unterstützen, wo Hilfe benötigt wird. Seit einiger Zeit stellen wir beispielsweise Microsoft Teams oder Microsoft 365 für sechs Monate kostenlos zur Verfügung, um so betroffenen Branchen und Firmen kollaboratives, mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Für unsere Kunden und Partner stellen wir darüber hinaus Technologien, Ressourcen und Tipps in Form von Leitfäden, Anwendervideos und weiteren Hilfsmitteln zur Verfügung. So bleiben sie flexibel und können auf diese dynamische Situation adäquat reagieren. Zusätzlich engagieren wir uns in zahlreichen Projekten und Organisationen, die wir mit unserem technischen Know-how stärken und voranbringen.

Die Initiative „AI for Health“ setzt sich weltweit für die Förderung der Gesundheit von Menschen und Gesellschaften ein. Ihr stellen wir beispielsweise unsere Instrumente der Künstlichen Intelligenz und Datenwissenschaft zur Verfügung. Doch auch hier in Deutschland machen wir uns für eine voranschreitende Digitalisierung stark. Wir unterstützen Schulen, Krankenhäuser oder die öffentliche Verwaltung auf ihrem Weg zu einem modernen Arbeitsplatz.

Worauf ich stolz bin

Ich bin stolz darauf, was unsere Kunden und Partner mit der Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen erreicht haben – und noch erreichen werden. Hier einige in meinen Augen besonders schöne Beispiele:

Die Leipziger Verkehrsbetriebe mussten sicherstellen, dass ihre Mobilitätsdienstleistungen trotz des Lockdowns weiterhin gewährleistet sind. Innerhalb kürzester Zeit konnte Microsoft Teams in die IT-Infrastruktur der Leipziger Verkehrsbetriebe integriert werden. So konnten sämtliche Mitarbeiter, für die eine Arbeit aus dem Home-Office möglich ist, auch von Zuhause aus arbeiten. Der essenzielle Betrieb blieb so also handlungsfähig.

Auch den Fortbestand vieler wichtiger Verwaltungsservices der Landeshauptstadt Düsseldorf konnten meine Kolleginnen und Kollegen durch die reibungslose und schnelle Bereitstellung von Microsoft Kollaborationsdiensten gewährleisten. Zum Einsatz kommt hier unter anderem Microsoft Teams. Da die Anwenderinnen und Anwender sofort in der Lage waren, sich schnell und einfach innerhalb ihrer Abteilungen zu koordinieren, konnte die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung nun auch unkompliziert von Zuhause aus aufrecht gehalten werden.

Als drittes noch zwei Beispiele aus dem Energiesektor: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kundenservice bei der GASAG AG mussten auf Grund der aktuellen Pandemie-Situation ins Home-Office. Durch den Einsatz von Windows Virtual Desktop ist das ohne Probleme möglich. Die Änderungen in der IT-Infrastruktur sorgen dafür, dass den Kunden schneller Support angeboten werden kann, egal wo die Kundenservice-Mitarbeiter sitzen. So kann für sämtliche Kunden die Gas- und Stromversorgung sichergestellt werden.

Bei den Stadtwerken Krefeld ermöglicht Microsoft Teams mobiles und flexibles Arbeiten– so ließ sich das Tagesgeschäft während der Corona-Zeit nahtlos auf das Homeoffice umstellen und konnte ohne Einschränkungen weiterlaufen. Neben der Sicherheit vertraulicher Daten sind auch zusätzliche Kundenmehrwerte für die Branche essenziell geworden. Zusammen mit dem Microsoft Partner Bechtle AG haben die SWK nicht nur ihr Kundenportal auf Microsoft Azure modernisiert sondern ebenfalls ihre Sicherheitssoftware sowie Kommunikations- und Kollaborationssysteme mit Microsoft 365 E5 optimiert.

Nicht nur in der öffentlichen Verwaltung und der Energieversorgung kommen Tools von Microsoft zum Einsatz, sondern auch im Gesundheitswesen und in der Pflege: Die Situation rund um Covid-19 führte in den Sana Pflegeschulen dazu, dass eine digitale Alternative zum Präsenzunterricht zur Ausbildung der 1.600 Pflegeschüler gefunden werden musste. Die Sana IT Services GmbH, ein Tochterunternehmen der Sana Kliniken AG, implementierte quasi über Nacht, mit Microsoft Teams eine solide Kommunikationsplattform, die den Erfordernissen der digitalen Zusammenarbeit in einem heterogenen Arbeitsumfeld gerecht wird.

Eine weitere Organisation, die in der Krise erfolgreich auf Microsoft setzt, sind die Malteser. Dort stellt der interne IT-Dienstleister SoCura schon seit einigen Jahren Office 365 als Bestandteil eines Hybrid-Cloud-Ansatzes zur Verfügung. Microsoft Teams ist eine gut etablierte Kollaborationsplattform, im Zuge von Corona schnellten die Nutzerzahlen aber noch einmal in die Höhe. Die Microsoft-Cloud-Lösungen trugen entscheidend dazu bei, die Erreichbarkeit und Zusammenarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ganz Deutschland sicherzustellen. Knapp 30.000 haupt- und ehrenamtliche Nutzer koordinieren sich damit intern, um ihre Dienste weiterhin anbieten zu können.

Während der Corona-Krise traf die fehlende Digitalisierung Schulen und Universitäten in ganz Deutschland besonders hart. Sie standen vor der großen Herausforderung binnen kürzester Zeit eine digitale Form des Unterrichts anbieten zu müssen. So hat beispielsweise die iba – Internationale Berufsakademie innerhalb von nur zwei Wochen eine ‚Virtuelle Präsenzlehre‘ entwickelt und so alle Vorlesungen für mehr als 3.500 Student*innen abgehalten, die sich sonst auf 11 Studienorte deutschlandweit verteilen. Gleichzeitig sehen wir, dass in vielen Schulen ein Umdenken stattgefunden hat: Das Städtische Gymnasium Eschweiler (SGE) stellte den Unterricht in der Corona-Krise sehr schnell auf ein solides Online-Fundament und etablierte mittlerweile auch eine hybride Unterrichtspraxis. Viele Lehrerinnen und Lehrer boten schon nach kurzer Zeit Distanzunterricht, also Live Sessions, über Microsoft Teams an – und zwar entsprechend des Stundenplans, um möglichst viel Struktur zu geben.

Auch wenn wir uns das alle wünschen würden, die Corona-Krise wird uns – nicht zuletzt durch ihre gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nachwirkungen – noch auf absehbare Zeit begleiten. Vieles wird sich nachhaltig ändern. Nun liegt es an uns als Gesellschaft, diese Veränderungen zu gestalten. Denn eines haben die Krise und die oben genannten Beispiele eindrucksvoll gezeigt: Wir können Veränderung! Nun gilt es, nachhaltige und langfristige Strategien zu entwickeln, um weiteren Herausforderungen in Zukunft besser entgegen treten zu können. Wir werden und dürfen nach der Bewältigung der Pandemie nicht wieder in unseren alten Trott verfallen. Das Momentum, das die Digitalisierung im Zuge dieser Krise erhalten hat, müssen wir aufrechterhalten, jetzt wo sich Machbarkeit und Potenzial so deutlich zeigen. Das gilt für alle Organisationen und Unternehmen – von der Kreisstadtverwaltung in Schleswig-Holstein über den großen Global Player in Frankfurt bis zum Hidden Champion im Schwarzwald. Die Digitalisierungsangst wird zur Digitalisierungsfreude. Das stimmt mich optimistisch für die Zukunft und ich bin mir sicher, dass wir so gestärkt aus der Krise hervorgehen.

 


Ein Beitrag von Sabine Bendiek
Vorsitzende der Geschäftsführung Microsoft Deutschland

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