Am 5. November 2020 findet unter dem Motto „Entdecken. Lernen. Vernetzen.“ die Microsoft Envision Education statt (#EnvisionEd20). Unsere virtuelle Bildungskonferenz zur Zukunft der Bildung.Eine der Sprecherinnen ist Marina Weisband. Sie ist Diplompsychologin, Autorin und ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei Deutschland.
Marina Weisband ist außerdem Expertin für digitale Partizipation und Bildung und leitet bei politik-digital e.V. das Demokratieprojekt „aula“. In ihrem Vortrag geht es vor allem um praktische Anwendungsszenarien für Demokratiebildung und Selbstwirksamkeitserfahrungen in Schulen. Wir haben ihr vorher drei kurze Fragen gestellt.
Wie kann die Schule ein Ort werden, an dem die Lernenden sich individuell entfalten können?
„Wenn Schule Demokrat*innen hervorbringen soll, muss sie selbst demokratischer werden. Wir können heute individueller lernen, stärker nach unseren Interessen, aber auch in der Gemeinschaft. Und zwar nicht nur mit der Klasse. Sondern auch mit unseren Kommunen und sogar international.
Warum sollten deutsche Kinder nicht mit britischen Kindern über ihre Themen sprechen, um Englisch zu lernen? Warum sollten wir in Chemie nicht stärker die Fragen aufgreifen, die Kinder über ihre eigene Umwelt haben? Warum werden Lehrmaterialien von Verlagen erstellt und nicht von den Schüler*innen selbst? Digitalisierung, aber vor allem Beziehungsarbeit, ermöglicht es, Schule ganz anders zu denken.“
Sie leiten das Demokratieprojekt „aula“. Was steckt genau dahinter und welche Erfahrungen haben Sie bereits gemacht?
“aula ist ein innovatives Beteiligungskonzept, das Jugendlichen aktive Mitbestimmung im Alltag ermöglicht. Mithilfe einer Online-Plattform und didaktischer Begleitung fördert aula demokratische Praktiken und Kompetenzen. Damit kann jede Regelschule dauerhaft zu einer demokratischeren Schule gemacht werden, wo Schüler*innen eigene Ideen online einbringen, verbessern, entwickeln und verbindlich darüber abstimmen können.
Im Zentrum des Projekts steht es, Selbstwirksamkeit zu fördern und erlernte Hilflosigkeit zu überwinden. Nach der Evaluation in den ersten vier Schulen gelingt dies. Wir haben sehr positive Rückmeldungen. Wir haben aber auch gelernt, dass Demokratie Herausforderungen an Organisationsentwicklung und Beziehungsarbeit stellt. Die Rollen der Schüler*innen und der Lehrer*innen ändern sich. Und das ist so gewollt.“
Sie haben einen Wunsch frei: Wie soll Bildung 2030 aussehen?
„Schule ist ein Ort, an den man gern geht. Hier ist man mit anderen Menschen zusammen und es gibt viel zu entdecken. Was auch immer für Fragen im Alltag aufkommen – hier findet man Antworten und Anleitung, wie man sich die Antworten erschließt. Lehrer*innen sind hier Gastgeber*innen und begleiten das individuelle Lernen. Schule ist als Ort offen. Verschiedene Gruppen aus der ganzen Kommune arbeiten zusammen.
Über das Internet ist man angeschlossen an die ganze Welt. Alle Schüler*innen üben sich auch im Unterrichten und erstellen gemeinsam Lehrmaterialen für andere. Durch die Verbindung zur Volkshochschule, zu den lokalen Museen und vielen Sozial- und Medienpädagog*innen sind immer wieder neue Erwachsene verfügbar, die ganz neue Eindrücke verschaffen können. Gleichzeitig können sich über die gesamte Schullaufbahn stabile Beziehungen formen.“
Microsoft EnvisionEd am 5. November 2020
Das Programm der #EnvisionEd20, eine Übersicht über alle Sprecher*innen und die Anmeldung für einen persönlichen „virtuellen Sitzplatz“ gibt es hier. Die Teilnahme ist kostenlos. Alle Beiträge der Konferenz werden aufgezeichnet und stehen im Nachgang zur Verfügung, die virtuelle Konferenzumgebung bleibt nach dem Event geöffnet. Am Konferenztag stehen die Referent*innen im Rahmen des Live-Chats für Fragen und Austausch zur Verfügung.
Ein Beitrag von Pina Meisel
Communications Manager AI & Innovation