Online-Unterricht gestalten – Tipps und Tricks für das virtuelle Klassenzimmer
Auch nach einigen Monaten Fern- und Wechselunterricht sehen sich viele Lehrer*innen mit einer Reihe an Fragen konfrontiert: Welche Tools und Instrumente stehen mir für die Phasen mit Online-Unterricht überhaupt zur Verfügung? Wie kann ich meine Schüler*innen aus der Ferne beim Lernen begleiten? Und welche Methoden bieten sich an? Darum geht es in unserer Blogserie Online-Unterricht gestalten. Cornelia Schneider-Pungs, Modern Classroom Team Lead bei Microsoft und ehemalige Lehrerin, gibt Einblicke in verschiedene Ansätze, die Lehrkräfte bei grundlegenden Fragen rund um das digitale Lernen und Lehren unterstützen. Die zweite Folge erklärt, wie interaktive Zusammenarbeit in der digitalen Lernumgebung gelingt – und Spaß macht!
Welche Vorbereitungen muss ich für eine Live-Klassen-Besprechung als Unterrichtseinheit treffen?
Cornelia Schneider-Pungs: Wie immer gilt: Eine gute Vorbereitung kann einiges an Stress ersparen. Zunächst einmal muss der Termin geplant und eine Einladung an die Schüler*innen versendet werden. Bei den Besprechungsoptionen wird es dann schon interessant: Hier können Lehrer*innen einstellen, wer etwa den Wartebereich umgehen und wer den eigenen Bildschirm teilen darf, beispielsweise, um eine Präsentation zu halten. Hierfür kann jede Schule auch Standards definieren, die für alle Besprechungen dann schon voreingestellt sind. Auch während der digitalen Schulstunde gibt es einige nützliche Funktionen: Lehrer*innen können zum Beispiel per Mausklick eine Excel-Liste der Teilnehmer*innen abspeichern und so die Anwesenheit dokumentieren. Dazu klickt man auf „Teilnehmer anzeigen“ und wählt im neuen Fenster unter den weiteren Optionen („…“) den Menüpunkt „Anwesenheitsliste herunterladen“ aus. Ein wichtiger Praxistipp: Um störende Hintergrundgeräusche zu vermeiden, hilft es, Schüler*innen im Vorfeld zu bitten, ihre Mikrofone stumm zu schalten. Im Zweifelsfall kann dies aber auch noch während der laufenden Besprechung geschehen: Einfach im Fenster „Teilnehmer“ die Mikrofone einzelner oder auch aller Schüler*innen stumm schalten.
Welche Tools und Apps kann ich nutzen, um die Interaktion mit z.B. Umfragen und Quizzes zu fördern?
Cornelia Schneider-Pungs: Da gibt es mittlerweile wirklich viele nützliche Werkzeuge. Mit Microsoft Forms lassen sich Quizzes oder Abstimmungen erstellen. Das Programm kann in Teams-Kanälen mit dem Forms-Icon unterhalb des Chat-Fensters aufgerufen werden. Sollte das Symbol dort nicht angezeigt sein, klickt man auf die Messaging-Erweiterung, dargestellt als „…“, wählt dort den Eintrag „Formulare“ aus oder nutzt die App-Suche. So können Lehrkräfte ihre Vorträge auflockern und etwa mit einem Multiple-Choice-Quiz spielerisch beobachten, ob die Schüler*innen den Lerninhalten folgen können. Das funktioniert sowohl bei Live-Unterricht als auch bei aufgezeichneten Lerneinheiten: Mit Microsoft Stream können nämlich auch bei vorab aufgezeichneten Videos Umfragen oder Quizzes eingefügt werden. Das Video läuft weiter, sobald die Schüler*innen die Fragen beantwortet haben. Als Faustregel beim Erstellen solcher Fragerunden gilt, dass pro Frage mindestens 45 bis 60 Sekunden Zeit für eine Antwort gelassen werden – dann kommt niemand in unnötigen Stress.
Generell sind Lehrer*innen kaum Grenzen dabei gesetzt, ihren digitalen Unterricht spielerisch aufzulockern. Auch Angebote von Drittanbietern lassen sich ganz einfach in Teams integrieren, zum Beispiel Pear Deck, Kahoot oder Mentimeter.
Was bietet sich für Brainstormings an?
Cornelia Schneider-Pungs: Für kreative Gruppenarbeiten ist das Whiteboard ideal. So können mehrere Schüler*innen gleichzeitig an einer digitale Tafel Ideen bearbeiten. Möchten Lehrkräfte die Whiteboard-App in Microsoft Teams nutzen, lässt sich der Einsatz bereits vor der digitalen Unterrichtssunde vorbereiten. Hierfür öffnet man die Besprechungseinladung und startet in der oberen Navigation „Whiteboard“. Da das Whiteboard eine endlose Arbeitsfläche ist, können Lehrkräfte dort übrigens auch Materialien für den weiteren Verlauf der Stunde ablegen, die zunächst nicht sichtbar sind, und diese dann nach und nach ins Blickfeld rücken.
Selbstverständlich können Schüler*innen über Microsoft Teams auch gemeinsam ein Dokument verfassen oder eine Power-Point-Präsentation gestalten und sich mit Kommentaren und digitalen Haftnotizen gegenseitig Feedback auf ihre Ideen geben.
Wie bereite ich digitale Gruppenarbeiten vor?
Cornelia Schneider-Pungs: Das hängt immer auch ein bisschen vom Umfang der entsprechenden Gruppenarbeit ab. Für komplexe, langfristige Aufgaben lohnt es sich, durch separate Microsoft Teams-Kanäle die Schüler*innen in Gruppen aufzuteilen. So können sie sich in einem Kursteam frei zwischen öffentlichen Kanälen bewegen. Innerhalb der Kanäle sind dann die gemeinschaftlich editierbaren Dateien hinterlegt, sodass die Zusammenarbeit möglichst leichtfällt.
Bei kürzeren Gruppenarbeiten sind die sogenannten Breakout Rooms in Microsoft Teams ideal. Mit dieser Funktion lässt sich eine große Klasse in mehrere Kleingruppen aufteilen. Lehrer*innen haben die Wahl, ob die Gruppen zufällig zusammengestellt werden sollen – oder sie selbst entscheiden, wer mit wem arbeitet. Praktisch ist auch die Möglichkeit, ein Zeitlimit festzulegen, damit nach der Gruppenarbeit alle Schüler*innen wieder in die große Gruppe zurückkehren.
Wie funktioniert eine digitale Mindmap (Concept-Map)?
Cornelia Schneider-Pungs: Auch eine sehr spannende Option! Concept-Maps, oder auch Wissenslandkarten, zeigen grafisch, wie Begriffe oder Ideen miteinander verbunden sind. Die Schüler*innen erhalten zum Beispiel einen zentralen Begriff und den Auftrag, eine Art Landkarte zu erstellen, auf der zusammengehörige Aspekte und Themen durch Linien oder Pfeile mit Erläuterungen verbunden werden.
In einer Online-Lernumgebung lässt sich das mit OneNote-Kooperationsbereichen leicht umsetzen. Lehrer*innen erstellen dafür eine leere Seite, auf der Texte, Bilder, Audio, Video und Weblinks in einem offenen Layout verwendet werden können. Jedes Kursteam hat ein eigenes verknüpftes OneNote-Kursnotizbuch – man findet es im Kanal „Allgemein“ unter der Registerkarte „Kursnotizbuch“. Eine Alternative dazu ist die App MindMeister.
Welche spielerischen Mittel kann ich im Online-Unterricht einbauen?
Cornelia Schneider-Pungs: Die meisten kennen ja Wissens-Spiele wie Trivial Pursuit. Sie sind eine sehr unterhaltsame Möglichkeit, Schüler*innen zur Interaktion zu bewegen und neu erworbene Kenntnisse zu festigen. Mit bearbeitbaren PowerPoint-Vorlagen können Lehrer*innen die beliebtesten Quiz-Formate mit ihrer Klasse digital nachspielen – natürlich mit den eigenen Lerninhalten. Dafür bereiten sie individuelle Fragen im Design des jeweiligen Lieblingsquiz in einer PowerPoint-Präsentation vor, teilen in der digitalen Schulstunde ihren Bildschirm mit der Klasse und versuchen gemeinsam – wenn wir beim Beispiel Trivial Pursuit bleiben – möglichst schnell ihren Wissensspeicher zu füllen.
Ganz faszinierende Möglichkeiten für spielerisches Lernen bietet auch das beliebte Spiel Minecraft: Education Edition. Es lässt sich flexibel in nahezu jedem Schulfach einsetzen und fördert bei der gemeinsamen Gestaltung von Lernwelten unterschiedlichste Kompetenzen wie Kreativität, kollaboratives Arbeiten und effektives Problemlösungsdenken. Gleichzeitig können mit Minecraft insbesondere im Distanzunterricht anschauliche Lernerlebnisse und soziales Miteinander gefördert werden.
Für weitere Tipps und Tricks empfehle ich einen Blick in unsere Video-Tutorials zu Microsoft 365 und Teams, unseren Leitfaden Lehren und Lernen in einer Online-Umgebung und unseren Blog, auf dem wir viele Best-Practice-Beispiele von Schulen sammeln. Zudem lohnt sich auch ein Blick auf unsere Online-Fortbildungsreihe Microsoft LearnEd unter aka.ms/learned.
Ein Interview mit Cornelia Schneider-Pungs,
Modern Classroom Teamlead bei Microsoft Deutschland