Offene Lernbüros statt starrer Stundenpläne

Illustrationen zum Thema Lernen neben der Schrift "Zukunft Bildung: Aus der Praxis für die Praxis"

Zukunft Bildung: Aus der Praxis für die Praxis

Ende Januar startet die Fortbildungsreihe für Lehrkräfte Microsoft LearnEd in eine weitere Runde. In unserer neuen BlogserieZukunft Bildung: Aus der Praxis für die Praxis“ sprechen wir mit den Expert*innen der Sessions zu ihren Ansätzen des Lehrens und Lernens im digitalen Zeitalter. Beim ersten Termin im neuen Jahr erzählt Jan-Martin Klinge, Mitglied der Schulleitung der Siegener Gesamtschule Auf dem Schießberg, warum ein „Back to Normal“ für seine Schule keine Option war und wie die Pandemie den Alltag seiner Schüler*innen radikal verändert hat.

Trotz aller Freude über das Ende des Lockdowns wollte die Siegener Gesamtschule Auf dem Schießberg im Frühjahr 2021 nicht einfach nur den Reset-Knopf „Alles zurück auf 2019“ drücken. Schließlich hatten Lehrkräfte und Schüler*innen in der ersten Phase der Pandemie durch „learning by doing“ viel Neues gelernt. Deshalb hat sich das Kollegium zusammengesetzt und lange diskutiert:

Jan-Martin Klinge mit Kopfhörern
Jan-Martin Klinge, Quelle: Privat.

Was lief gut, was nicht, und was können wir aus den vergangenen Wochen mitnehmen? Eine zentrale Erkenntnis formuliert Jan-Martin Klinge, Abteilungsleiter für die Klassen 5 bis 7 heute so: „Ein Großteil der Kinder ist deutlich besser mit dem eigenverantwortlichen Lernen klargekommen, als wir ihnen das jemals zugetraut hätten.“

Deshalb beschloss die Schule, sowohl den Schüler*innen als auch sich selbst in Zukunft noch mehr zuzutrauen. Es begann eine Phase der Suche und der Neu-Gestaltung: Wie lässt sich individualisiertes und selbstverantwortetes Lernen in den Schulalltag post-Lockdown übersetzen? Dazu wurden nicht nur die eigenen Erfahrungen ausgewertet, sondern auch pädagogische Konzepte, Ideen und Visionen intensiv studiert, andere Schulen (virtuell) besucht, Elternvertreter*innen interviewt und Kolleg*innen im #Twitterlehrerzimmer Löcher in den Bauch gefragt: Muss eine Klassenarbeit wirklich in Präsenz und ohne Hilfsmittel geschrieben werden, oder geht das auch anders? Letztlich wurden viele „alte Wahrheiten“ infrage gestellte und im Ergebnis blieb in der Schule „kaum ein Stein mehr auf dem anderen“, so Jan-Martin Klinge.

Starre Stundenpläne, feste Klassenzimmer sind Vergangenheit. Heute lernen die Schüler*innen selbstbestimmt und klassenübergreifend in offenen „Lernbüros“. Im Erdgeschoss stehen drei Räume für Mathematik zur Verfügung, eine Etage darüber vier Räume für Englisch. Schüler*innen, die heute lieber ihre naturwissenschaftlichen Aufgaben angehen wollen, finden die Fachräume geöffnet: Ob Biologie, Chemie oder Physik – überall sitzen Fachlehrer*innen bereit, helfen bei Fragen, unterstützen bei der Durchführung von Experimenten und halten Material bereit. Dazu kommt eine Vielzahl von Wahl- und Werkstatt-Angeboten. Die Folge: „Ich habe in meiner Klasse 28 Kinder, aber 15 verschiedene Stundenpläne“, so Klinge.

Das mag zunächst unübersichtlich klingen. Doch dank einer langfristigen Planung, die Schüler*innen und Eltern mit einbezieht, einer guten Organisation und einer modernen technischen Ausstattung läuft das Siegener Schul-Projekt heute weitgehend reibungslos. Tatsächlich war die Gesamtschule Auf dem Schießberg bereits vor der Pandemie eine digitale Leuchtturmschule. Seit 2019 nutzten alle Schüler*innen Tablets im Unterricht und darüber hinaus. Und hinter dem Begriff „Tabletschule“ steckt in Siegen längst nicht nur Technik, sondern auch jede Menge pädagogische Innovation.

Warum die Gesamtschule Auf dem Schießberg sich auf diesen Weg gemacht hat, was sich dadurch verändert hat und wie man das alles organisieren kann, darüber spricht Jan-Martin Klinge in der Microsoft LearnEd-Session am 27. Januar 2022.

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Ein Beitrag von Cornelia Schneider-Pungs,
Industry Advisor bei Microsoft Deutschland

Cornelia Schneider-Pungs

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