Der digitale Wandel verändert grundlegend die Art, wie wir leben und arbeiten – und er ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein kann. Das gilt auch für das Lernen: Schule, Ausbildung oder Studium sind nur die ersten Etappen – was jedoch 10, 20 oder 40 Jahre später wichtig und wissenswert sein wird, ist schwer absehbar. Daher ist es wichtig, ein Leben lang offen für neue Impulse zu bleiben und die eigenen Kompetenzen kontinuierlich zu erweitern. Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie schnell sich die Arbeitswelt ändern kann – und in Zukunft weiter ändern wird.
Angesichts dieser Herausforderungen haben das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V. (Biwe-Gruppe) und Microsoft Deutschland jetzt eine wegweisende Partnerschaft gestartet, um neue berufliche Perspektiven zu schaffen – weit über die Corona-Pandemie hinaus. Im Rahmen unserer Initiative „IT-Fitness“ haben wir gemeinsam mit der Biwe-Gruppe Weiterbildungsangebote speziell für Arbeitssuchende, Kurzarbeiter*innen, Auszubildende oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Beschäftigte entwickelt. Wir möchten sie so dabei unterstützen, die digitalen Kompetenzen zu erwerben, die jetzt und in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt besonders stark nachgefragt werden.
Stefan Küpper ist seit 2005 Sprecher der Geschäftsführung der Biwe-Gruppe und hat diese Kooperation maßgeblich vorangetrieben. In unserer Reihe „Qualifizierungstalk“ sprechen wir mit ihm über die Ziele der Partnerschaft und die Bedeutung digitaler Kompetenzen für den Arbeitsmarkt der Zukunft.
Welche Bedeutung nimmt lebenslanges Lernen für Sie ein?
Davon abgesehen, dass ich den Begriff lebensbegleitendes Lernen bevorzuge, messe ich dem Thema eine enorme Bedeutung zu. In einer Welt, die durch eine stetig zunehmende Veränderungsdynamik gekennzeichnet ist, kommt es entscheidend auf die Bereitschaft zum Lernen an – und auf den Willen, Veränderung zu gestalten. Diese Lernbereitschaft und diesen Gestaltungswillen gilt es wiederum früh und nachhaltig in unserem Bildungssystem zu verankern und als verbindliches Bildungsziel zu definieren.
Warum sind digitale Kompetenzen für den Arbeitsmarkt der Zukunft so wichtig?
Wie es die Autor*innen der „Future Skills“-Studie des Stifterverbands so wunderbar herausgearbeitet haben: In der Zukunft erfordern neue Arbeitsformen ein verändertes Set an Schlüsselqualifikationen für alle Mitarbeitenden. Das umfasst sowohl digitale Schlüsselqualifikationen wie Digital Literacy, digitales Lernen oder Kollaborationsfähigkeit als auch nicht-digitale Schlüsselqualifikationen wie Adaptionsfähigkeit und unternehmerisches Denken. Und dann brauchen wir in allen Branchen die Spezialist*innen für den Umgang mit transformativen Technologien. Die werden zur knappen Ressource auf dem Arbeitsmarkt.
Vor welchen Herausforderungen stehen Bildungs- und Personaldienstleister wie die Biwe-Gruppe?
Wir stehen vor einer doppelten Herausforderung. Wir müssen uns zum einen selbst in den Strukturen und Prozessen transformieren und stoßen dabei auf die gleichen Hindernisse und Widerstände wie viele andere Unternehmen auch. Zugleich erwarten unsere Kunden und Partner, dass wir ihnen schnell die passenden Beratungs-, Qualifizierungs- und Personaldienstleistungen zukommen lassen, mit denen sie ihre Transformation erfolgreich gestalten können. Das alles zusammen erhöht den Innovations- und Wettbewerbsdruck in einer ohnehin schon sehr kompetitiven Branche mit hohem Personalkostenanteil und geringen Margen. Auch deshalb kommt der Kooperation mit anderen Dienstleistern eine wachsende Bedeutung zu, denn nur so können die notwendigen Investitionen gestemmt und Innovationen mit dem erforderlichen Markterfolg in die Fläche getragen werden.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Partnerschaft mit Microsoft?
Wir wollen gemeinsam Online-Lernangebote und passgenaue Lernprogramme zur Entwicklung der bereits genannten „Future Skills“ entwickeln. Erprobte Inhalte aus der IT-Fitness Akademie, die im Rahmen der weltweiten Qualifizierungsinitiative von Microsoft erarbeitet wurden, werden in Weiterbildungsangebote der Biwe-Gruppe integriert. So können zum Beispiel im Rahmen des Lehrangebots der Biwe-Gruppe zukünftig anerkannte Microsoft Zertifikate für IT-Skills kostenfrei abgeschlossen werden. Mit dem neuen Angebot sollen insbesondere die Menschen erreicht werden, die es am Arbeitsmarkt derzeit besonders schwer haben. Gleichzeitig leisten die Partner einen Beitrag, um die Lücke bei digitalen Kompetenzen in Deutschland zu schließen.
Was erhoffen Sie sich durch die Kooperation für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg?
Wir erhoffen uns einen Schub für den kompetenten Umgang mit Technologien und Methoden in der Breite der Belegschaften sowie für die Fachkräftesicherung im IT-Sektor – und damit eine wichtige Unterstützung zur Bewältigung des Strukturwandels und zur Sicherung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Zugleich sichert eine fundierte digitale Grundbildung Teilhabe und Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft und schafft neue berufliche Perspektiven.
Das neue Angebot richtet sich an potenziell 40.000 Teilnehmende. Welche Inhalte sind für Arbeitssuchende, Kurzarbeiter*innen, Auszubildende oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Beschäftigte besonders relevant?
Besonders relevant sind aus unserer Sicht der sichere Umgang mit digitalen Medien, Internet und Social Media sowie ein solides Fundament zu Themen wie Datenanalyse, Datenbereitstellung, Datenqualität, Prozessanalyse und Prozessoptimierung.
Vielen Dank für diese detaillierte Einschätzung, Herr Küpper!
Mehr zu unserer Qualifizierungsinitiative IT-Fitness gibt es hier. Das Kurs-Angebot umfasst unter anderem Softwareentwicklung, digitales Marketing, Projektmanagement oder auch Grafikdesign und ist für die Teilnehmer*innen komplett kostenlos. Interessierte können sich hier selbst für die gebührenfreie Online-Akademie anmelden oder mit unserem Kompetenztest die eigenen Fähigkeiten für das KI-Zeitalter besser einschätzen.
Isabel Richter
Senior Communications Manager Corporate Communications