Die Digitalisierung im Mittelstand ist auf dem Vormarsch und hat heute einen ganz anderen Stellenwert als noch vor zwei Jahren. Für den Mittelstand ist sie zum Treiber von Fortschritt geworden: Kommunikationsplattformen sind wichtiger denn je, cloud-basierte ERP- und CRM-Lösungen werden immer gefragter.
Gleichzeitig ist noch Luft nach oben: Kleine und mittelständische Unternehmen schöpfen beispielsweise das enorme Potenzial von KI-basierten Lösungen und maschinellem Lernen noch nicht voll aus. Das zeigt sich deutlich in der kürzlich veröffentlichten Begleitstudie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWI) zum Thema Künstliche Intelligenz im Mittelstand.
Künstliche Intelligenz birgt viel Potenzial für den Mittelstand
Unseren Ansatz, künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning dafür zu nutzen, im Mittelstand mehr Raum für wertschöpfende Arbeit zu schaffen, bestätigt auch die Studie: Demnach stecke in der Nutzung KI-basierter Lösungen ein Nettopotenzial von 338 Milliarden Euro, das bis 2025 umgesetzt werden könnte.
Trotzdem setzen bislang lediglich sechs Prozent der deutschen Unternehmen KI-Technologien ein, bei kleinen und mittelständigen Unternehmen ist der Anteil sogar noch etwas geringer. Hierin steckt also noch viel Potenzial für digitale Entfaltung. Die wohl entscheidendsten Hemmnisse für die Einführung von KI in mittelständischen Unternehmen sind laut der Studie der Mangel an Fachkräften und damit einhergehendes fehlendes Know-How (an dieser Stelle sei auf unsere neue Initiative Skills4Mittelstand hingewiesen), ein niedriger digitaler Reifegrad sowie eine mangelnde Datenbasis.
Die Ursachen dafür sind der Studie zufolge vielfältig: Der Aufwand einer KI-Einführung werde überschätzt. Außerdem wirke die Amortisationsdauer der Investitionen zu lang und passe häufig nicht in den Planungshorizont kleiner und mittelständischer Unternehmen. Auch der Aufwand, eine KI selbst programmieren zu müssen, schrecke ab. Doch die Hürden erscheinen niedriger, wenn bei Unternehmen Klarheit über den Nutzen von KI entstehe. Aus meiner Erfahrung ist besonders wichtig, dass sowohl die Geschäftsführung und Fachabteilungen als auch die IT den Nutzen und Aufwand von KI richtig einschätzen können. Zumal sich mit standardisierten Lösungen und der Unterstützung erfahrener IT-Partner viel erreichen lässt.
Passend dazu stelle ich exemplarisch drei Kunden aus dem Mittelstand vor, die im letzten Jahr mithilfe von künstlicher Intelligenz auf Basis von Microsoft Azure anderen Unternehmen dabei geholfen haben, ihr Business auf die nächste Stufe zu heben – oder genau das bei sich selbst getan haben.
Effiziente Auftragserfassung mit KI spart Ressourcen
Bestellungen, Auftragsbestätigungen und Preisanfragen und Steuerbescheide – die alltägliche manuelle Bearbeitung von Geschäftsdokumenten ist zeitintensiv und oft ermüdend. Die künstliche Intelligenz „WorKI“ auf Basis von Microsoft Azure von Workist, einem Unternehmen aus dem Programm Microsoft for Startups, automatisiert den Prozess der Auftragserfassung zu 95 Prozent. Dafür werden die Dokumente vom System zunächst ausgelesen und dann ausgewertet.
Bei Unklarheit werden automatisch Mitarbeitende zur manuellen Bearbeitung hinzugezogen. Die Automatisierung beschleunigt die Auftragserfassung, spart Kosten und erhöht das Service-Level. Auch die Einführung ist unkompliziert: Die Einrichtung beim Kunden dauert durch die einfache Anbindung gerade einmal ein bis zwei Stunden. Zur vollständigen Kundenreferenz.
Konstante Qualität im Brauprozess dank KI und Azure IoT Edge
KI und Bier brauen? Passt wunderbar zusammen, wie das Beispiel von Sonem Solutions GmbH zeigt. Das Unternehmen aus dem schwäbischen Bobingen stellt mittelständischen und großen Brauereien Ultraschallsensoren zur Verfügung, mit denen sich der Brauprozess effizienter gestalten lässt. Die Sensoren sammeln über das Industrial Internet of Things (IIoT) während des gesamten Produktionsprozesses Daten und stellen so im Abgleich mit einer Referenzmessung die Bierqualität sicher – kontaktlos und in Echtzeit.
Durch detaillierte Analysen und die Optimierung von Modellen in der Azure Cloud lernt die KI dazu und die Sensoren können ständig aktualisiert und weiterentwickelt werden. Das sichert nicht nur die Bierqualität, sondern macht die Technik auch einsatzbereit für andere Branchen, die ähnliche Prozesse und Standards haben. Zur vollständigen Kundenreferenz.
Digitale Lernplattformen: E-Learning mit KI neu definieren
Lebenslanges Lernen, neue Perspektiven und Wissensaufbau – das ist heutzutage im Berufsleben unerlässlich. Der Softwarehersteller imc AG aus Saarbrücken mit Fokus auf E-Learning bietet seinen Kunden sowohl eine Lernplattform als auch individuelle Lerninhalte an. Die Vision: Das Lernen für Unternehmen und ihre Mitarbeitenden besser gestalten und Kunden dabei helfen, ihr Potenzial zu entfalten.
Mit dem sogenannten „Learning Outcome“ setzen sie einen neuen Fokus: Mit Hilfe von Machine Learning soll das Optimierungspotenzial von Corporate Trainings analysiert und der Erfolg der Kurse sowie deren Beitrag zu den Unternehmenszielen für die Kunden messbar gemacht werden. Für sie ist klar: Machine Learning und KI werden auch in der Zukunft des E-Learnings eine große Rolle spielen. Zur vollständigen Kundenreferenz.
Das Transformationspotential von KI nutzen
Bier brauen, Auftragserfassung, Qualifizierung: Drei spannende KI-Lösungen aus unterschiedlichen Branchen, die zeigen, wie das Thema niedrigschwellig und nutzenorientiert angegangen werden kann. Auch wenn insgesamt noch ein Weg zu gehen ist, das Bewusstsein über die Möglichkeiten von KI wächst stetig – und über die letzten zwei Jahre hat sich dieser Trend noch verstärkt.
Während im Jahr 2019 nur drei Prozent der Befragten künstlicher Intelligenz im Mittelstand eine hohe Bedeutung zuschrieben, hat sich dieser Wert bis 2021 versiebenfacht: 21 Prozent der Befragten glauben, dass KI im Mittelstand eine hohe Bedeutung hat. Daher freue ich mich darauf, zu sehen, welche neuen Machine Learning- und KI-Lösungen unsere Kunden und Partner aus dem Mittelstand in den kommenden Jahren entwickeln werden.
Ein Beitrag von Oliver Gürtler
Leiter des Mittelstandsgeschäfts bei Microsoft Deutschland