In unserer Reihe The Life of a Microsoftie geben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen persönlichen Einblick in ihren Alltag bei Microsoft, wie sie zum Unternehmen gekommen sind und was ihre Arbeit besonders macht.
Andreas Moises ist freigestellter Betriebsrat bei Microsoft Deutschland und Mitgründer unserer Employee Resource Group (ERG) disAbility, die sich für die Belange von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Behinderung einsetzt. In diesem Artikel erzählt Andreas, wie er den Kulturwandel bei Microsoft in den letzten zwanzig Jahren erlebt hat und warum er sich als Co-Lead der disAbility ERG für Vielfalt und Inklusion einsetzt.
Als Kind wollte ich immer Pilot werden. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich einmal als Betriebsrat bei Microsoft arbeite, wäre mein kindliches Ich wahrscheinlich ein bisschen enttäuscht gewesen – schließlich klingt es viel spannender, die Welt von oben zu erkunden, als in einem Büro am Boden zu bleiben und Papierkram zu erledigen. Aber auch wenn ich heute keine Flugzeuge fliege, kann ich sagen: Ich habe bei Microsoft meinen absoluten Traumjob gefunden, bei dem kein Tag dem anderen gleicht und ich ständig dazulerne – und bei dem ich mich für meine persönlichen Werte einsetzen kann.
20 Jahre Microsoft: Ein steter Wandel
Meine Karriere bei Microsoft habe ich aber nicht als Betriebsrat, sondern als Technical Account Manager im Services-Bereich begonnen. Ich hatte nicht nur zuvor schon als Systemadministrator gearbeitet, sondern auch schon immer eine Faszination für Technik gehabt – und mich deshalb auch zum Maschinenschlosser für Motoren ausbilden lassen. Außerdem bin ich ausgebildeter Industriekaufmann und habe über eine Abendschule eine Weiterbildung zum Wirtschaftsinformatiker gemacht. Diese drei Komponenten – betriebswirtschaftliches Grundwissen in Verbindung mit IT-Knowledge und technischem Verständnis – haben sich als gute Ausgangslage bewiesen. Als ein ehemaliger Arbeitskollege mir erzählt hat, dass Microsoft im technischen Bereich Verstärkung sucht, habe ich mich gleich beworben – und wurde genommen. Das ist jetzt 20 Jahre her. Seitdem habe ich die verschiedensten Rollen innerhalb des Unternehmens ausprobiert, immer im technischen Bereich. Parallel dazu habe ich mich als ehrenamtlicher Betriebsrat für die Belange meiner Kolleg*innen eingesetzt, konnte diese Tätigkeit aufgrund meiner zeitlichen Ressourcen nicht in dem Ausmaß ausfüllen, die ich mir gewünscht hätte. Deshalb habe ich 2018 einen neuen Schritt gewagt und mich im Betriebsrat zur Wahl aufstellen lassen. Ich wurde gewählt – und bin seitdem einer von vier freigestellten Betriebsräten in unserem Münchner Office. Neben uns vier festangestellten Betriebsräten gibt es noch 13 ehrenamtliche Betriebsräte, die uns in den verschiedensten Bereichen unterstützen. Als Betriebsrat stehe ich im ständigen Austausch mit Kolleg*innen und berate diese unter anderem ganz individuell. Die Themen sind dabei vielfältig, aber egal, ob es um die persönliche Weiterentwicklung, Sabbaticals oder auch um weniger schöne Anlässe geht, versuche ich immer, ihnen alle Möglichkeiten aufzuzeigen und gemeinsam die beste Lösung zu finden. Langeweile kommt dabei nie auf. Ich finde es toll, dass mein Tag mit spannenden Aufgaben ausgefüllt ist und ich meine Kolleg*innen unterstützen kann.
In den letzten 20 Jahren habe aber nicht nur ich mich kontinuierlich weiterentwickelt, sondern ich habe auch miterlebt, wie Microsoft sich verändert. Dabei ist nicht nur der Wandel vom traditionellen Softwareunternehmen hin zum innovativen Technologiekonzern bemerkenswert, sondern auch die Transformation unserer Unternehmenskultur. Während Vielfalt und Inklusion bei uns schon immer eine Rolle gespielt haben, sind diese Themen in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt und haben so nochmal eine ganz neue Bedeutung bekommen. Unser Motto „Come as you are, do what you love” wird hier nicht nur einfach so dahingesagt, sondern wirklich gelebt. Jeder ist bei uns Willkommen und kann seine individuellen Stärken und Fähigkeiten einbringen – unabhängig vom eigenen Geschlecht oder der eigenen Hautfarbe, Kultur, Religion, sexuellen Orientierung oder einer Behinderung. Dies sollte im Jahr 2020 eigentlich selbstverständlich sein, ein Blick in die Nachrichten jeden Tag zeigt aber, dass wir als Gesellschaft immer noch einen langen Weg vor uns haben.
Von der geschlossenen Schwerbehindertenvertretung zur offenen Employee Resource Group
Deshalb bin ich umso stolzer, in einem Unternehmen zu arbeiten, das sich jeden Tag für Vielfalt und Inklusion einsetzt. Um meinen Teil zu dieser Kultur beizutragen, habe ich mich jahrelang in der Schwerbehindertenvertretung engagiert. Dort haben wir unseren Kolleg*innen eine Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Behinderungen gegeben. Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass wir dort eine wichtige Arbeit geleistet haben, hat mich immer gestört, dass die Schwerbehindertenvertretung sehr isoliert war. Ich habe selbst eine nicht sichtbare Schwerbehinderung, wie ca. 70% der weltweiten Menschen mit Schwerbehinderungen, und finde es wichtig, dass das Thema Behinderung nicht hinter verschlossenen Türen stattfindet. Inklusion kann in meinen Augen nur dann erfolgreich sein, wenn Menschen mit Behinderungen auch sichtbar sind – auch (oder gerade weil) wenn ich weiß, dass mit einem „Outing“ viele Ängste verbunden sind.
Deshalb habe ich mich Mitte 2018 mit meinem Kollegen Matthias Droste, der ebenfalls eine Schwerbehinderung hat, zusammengetan und überlegt, wie wir die Schwerbehindertenvertretung und unsere Kolleg*innen noch stärker in unserer Unternehmenskultur sichtbar machen können. Schnell war uns klar: Wir wollten ein lokales Chapter unserer disAbility Employee Ressource Group (ERG), die in den USA schon ein fester Bestandteil unserer ERG-Struktur ist, für Microsoft Deutschland ins Leben rufen. Unsere ERGs sind Communities, die von und für unsere Mitarbeiter*innen gegründet werden und sich für die Interessen von verschiedenen Gruppen einsetzen – und machen damit genau das, was wir auch erreichen wollten. Gemeinsam mit Tiffany Allen, unserer Business Program Manager für Diversity & Inclusion, haben wir uns an die Gründung der ERG gemacht, damit unsere Community offiziell als Teil des weltweiten ERG-Netzwetzwerkes anerkannt wird und wir zudem Zugang zu Ressourcen und Funding bekommen. Nachdem wir alle Gründungsformalitäten erfolgreich gemeistert haben, konnten wir unser lokales Chapter der disAbility ERG pünktlich zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2018 ins Leben rufen.
Aufmerksamkeit schaffen und Aufklärung betreiben: Unsere Aufgaben als ERG
Mit unserer disAbility ERG haben wir eine Community ins Leben gerufen, in der alle Kolleg*innen willkommen sind – egal, ob sie selbst eine Behinderung haben oder nicht. Durch den Community-Ansatz haben wir es geschafft, ein offeneres und inklusiveres Umfeld für Kolleg*innen mit Schwerbehinderung zu schaffen. Damit wollen wir ein Zeichen für alle setzen: Ihr werdet gesehen und ihr werdet gehört. Außerdem können wir uns in der Community gegenseitig unterstützen und Tipps untereinander austauschen – zum Beispiel, wenn es darum geht, wie man mit dem oder der Vorgesetzen über die eigene Behinderung spricht oder welche Prozesse es gibt, wenn man eine bestimmte technische Ausstattung benötigt. Ich freue mich immer, wenn wir das Feedback bekommen, dass Kolleg*innen sich durch uns eher trauen, über ihre Behinderung zu sprechen, denn genau das war von Anfang an unser Ziel: Den geschlossenen Kreis an Personen mit Schwerbehinderung aufzubrechen und dafür zu sorgen, dass Kolleg*innen mit Behinderungen ganz selbstverständlich zum Bild von Microsoft dazugehören.
Neben der Etablierung der lokalen Microsoft Deutschland Community wollen wir organisationsweit Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und Aufklärung betreiben. Dafür veranstalten wir verschiedene Events, zum Beispiel zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen oder auch zum Global Accessibility Awareness Day, bei denen wir alle Kolleg*innen dazu einladen, sich in Vorträgen oder Workshops mehr über unsere Arbeit zu informieren.
Als ERG sind wir auch stark im Austausch mit Kolleg*innen aus verschiedenen Teams. Mit HR arbeiten wir aktuell zum Beispiel an einem Konzept, wie wir aktiver Menschen mit Behinderungen rekrutieren und in unseren Talentpool aufnehmen können. Deshalb engagieren wir uns auch im MyAbility Programm, in dem es um die Talentförderung von Menschen mit Behinderungen geht, oder inserieren offene Stellen auf Capjob, einem Jobportal für Menschen mit Behinderungen. Außerdem stehen wir den Kolleg*innen, die sich um unsere Bürogebäude kümmern, beratend zu Seite, wenn es darum geht, unsere Offices barrierefreier zu gestalten. Außerdem unterstützen wir die Teams, die Kunden und Partnern unsere neueste Technologie vorstellen, indem wir unsere Perspektive einbringen – denn Menschen mit Behinderungen gibt es in jedem Unternehmen, auch viele Behinderungen auf den ersten Blick nicht sichtbar sind.
Ihr seht: Wir haben viel zu tun und langweilig wird uns in unserem sechsköpfigen disAbility-Board nicht. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir inzwischen mit einer festen Gruppe von knapp 40 Personen sind, die sich regelmäßig trifft und Projekte vorantreibt. Dazu kommen noch über 100 weitere Kolleg*innen, die unsere Aktivitäten verfolgen und unterstützen. Auch außerhalb der disAbility ERG haben wir einen großen Kreis an Personen, die uns dabei helfen, die Belange von Menschen mit Behinderungen sichtbarer zu machen: Seien es Tiffany und die Diversity & Inclusion-Champs, die es in jedem Team gibt, unsere Geschäftsführung mit unserer Sponsorin Christine Haupt oder die anderen ERGs, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen – nur im Team können wir erfolgreich sein und gemeinsam unsere Mission, jede Person auf diesem Planeten zu befähigen, mehr zu erreichen, wahr werden lassen.
Ein Beitrag von Andreas Moises
Betriebsrat bei Microsoft Deutschland