KI gestalten mit: Gesa Biermann

Papierbogen zeigt Gesa Biermann von Pina

In unserer Reihe „KI gestalten mit“ stellen wir Personen hinter der Technologie und ihre Visionen und Projekte rund um künstliche Intelligenz vor. Gesa Biermann ist Co-Founder & CEO bei Pina. Das Münchner ClimateTech Startup möchte zum langfristigen Schutz lokaler Wälder beitragen. Durch die Kombination von Messtechnologien und KI kann mit Pina die CO2-Bindeleistung von Wäldern berechnet und gezielt entlohnt werden. Pina ist das Gewinner*innen-Team des 10toGO Thinkathon von Volkswagen und Microsoft.

Gesa ist für den betriebswirtschaftlichen Teil von Pina verantwortlich. Das bedeutet, sie beschäftigt sich mit Vertrieb und Marketing sowie mit der Finanzplanung und hat die strategische Ausrichtung von Pina immer im Blick. Besonders viel Spaß macht ihr das agile Arbeiten in Sprints. Ihre tägliche Motivation ist die Energie, die das Team von Pina an den Tag legt, um unsere Wälder zu schützen.

Wir haben ihr fünf Fragen und eine Bonus-Frage zu künstlicher Intelligenz gestellt.

Wie bist du das erste Mal mit KI in Berührung gekommen?

Gesa: „Dass ich – bislang unbewusst – einen Beitrag zu maschinellem Lernen leiste, habe ich beim Lesen eines Artikels über Captcha-Technologien realisiert. Bei dem kleinen Test muss man meist schwer lesbare Wörter in ein Feld eingeben, um zu zeigen, dass hier wirklich ein Mensch vor dem Laptop sitzt. Das menschliche Transkribieren oder ‚Labeln‘ von Daten, das dabei durchgeführt wird, war tatsächlich die Grundlage für die Digitalisierung von Millionen von Büchern. Mittlerweile helfen wir durch das Identifizieren von Objekten in Bildausschnitten, diese Algorithmen weiter zu trainieren.

Der tiefere Einstieg in die Thematik erfolgte für mich über das Center for Digital Technology and Management, an dem ich in Kollaboration mit der Ludwig-Maximilians-Universität München meine Promotion absolviert habe. Digitalisierung und die Anwendung von KI in der Praxis steht bei diesem interdisziplinären Forschungs- und Lehrinstitut im Vordergrund. Dort habe ich auch meine beiden Mitgründer Jonas und Florian kennengelernt.“

Der Einsatz von KI ist im Bereich Nachhaltigkeit mit großen Erwartungen, aber auch einigen Unsicherheiten verbunden. Woran liegt das und was sind aus deiner Sicht die Chancen?

Team Pina
Das Team des ClimateTech Startups Pina

Gesa: „Ich denke, durch das Aufzeigen von konkreten Anwendungsbeispielen kann KI greifbarer gemacht werden. So können wir eine informierte Diskussion zu Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz führen.

KI ist sehr gut darin, in ungeordneten Daten Muster zu erkennen. Das kann man für Nachhaltigkeitsziele sehr gut einsetzen. Zum Beispiel, um aufzudecken, wo Ressourcen ineffizient genutzt werden. So können Lebensmittelabfälle in Kantinen reduziert oder die Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Stahl verringert werden. Aber auch beim Thema Transparenz kann uns KI einen großen Schritt vorwärtsbringen. Wir können etwa durch die automatisierte Auswertung von Luftbilddaten den Wert unserer Ökosysteme greifbarer machen und illegale Aktivitäten (beispielsweise die Abholzung von Wäldern) aufdecken. Ein konkretes Beispiel: Mit Hilfe von KI wird eine flächendeckende und effiziente Beobachtung von Wäldern möglich, um deren Zustand zu verstehen. Zu diesem Zweck setzt auch Pina künstliche Intelligenz ein.“

Welches Narrativ würdest du dir mit Blick auf KI für die Zukunft (in Deutschland) wünschen?

Gesa: „Es wäre gut, wenn das Thema Digitalisierung (wieder) mehr Aufmerksamkeit erhält. Das mag rückständig klingen, aber ohne eine gute Datengrundlage sind viele KI-Anwendungen nicht möglich. Hier hat Deutschland noch viel Nachholbedarf. Daten als hinreichende und notwendige Bedingung für KI zu verstehen, zeigt auf, wo unsere Prioritäten in der Förderung von KI liegen sollten.

Auch würde ich mir wünschen, dass das Narrativ nicht geprägt ist von dem Gedanken ‚Mensch gegen Maschine‘, sondern viel eher kollaborative Aspekte in den Vordergrund gestellt werden. Denn letztendlich können wir Menschen mit der Unterstützung von KI der Vision eines sozial gerechten und umweltfreundlichen Lebens für alle einen Schritt näherkommen.“

Welchen Beitrag kann jede und jeder von uns aus deiner Sicht für die Weiterentwicklung von KI leisten?

Gesa: „Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen an der Entwicklung von KI beteiligt sind – also einen Zugang zu der dafür notwendigen Ausbildung haben. Das macht zukünftige KI-Anwendungen nicht nur inklusiver, sondern fördert auch Innovation. Denn vielfältige Teams sind deutlich innovativer. Mir ist es ein Anliegen, dass Frauen sich in Tech-Rollen genauso sehen wie Männer. Dazu ist das Heranführen an digitale Technologien in einem frühen Alter notwendig. Wie das gehen kann, zeigt beispielsweise App Camps aus Hamburg. Das Team entwickelt kostenloses Unterrichtsmaterial zu Themen rund um Informatik und Digitalisierung, welches auch von Lehrer*innen eingesetzt werden kann, die keinen technischen Hintergrund haben. Oder die Initiative Code your Life, bei der Mädchen und Jungen erste Programmier-Kenntnisse sammeln können.

Für uns alle ist eine gemeinsame Diskussion über die Werte, die uns wichtig sind, aktuell sehr relevant. Viele KI-Systeme optimieren auf vorgegebene Ziele hin (etwa beim Reinforcement Learning) – auf diese müssen wir uns einigen. Die Diskussion rund um Ethik in KI ist daher zentral und eine, zu der Jede*r beitragen kann.“

Du sollst eine Person in drei Sätzen vom Nutzen von KI zu überzeugen: Wie sähe dein Elevator Pitch aus?

Gesa: „Schonmal im Stau gestanden? Wahrscheinlich. Durch KI können verschiedenste Verkehrsmittel (Fahrrad, Bahn, E-Roller etc.) in einer Anwendung kombiniert und in Echtzeit die schnellste Option bestimmt werden. Das macht auch Sharing-Modelle attraktiver und leichter in den Alltag integrierbar. “

Bonus-Frage: Hast du Vorbilder, die dich zum Thema KI inspirieren und von denen du gerne lernst?

Gesa: „Mein guter Freund und Mitstreiter Yuki M. Asano, der sich mit dem KI-Trainingsvorgang des sogenannten ‚Self-Supervised Learning‘ beschäftigt. Er hat kürzlich in einer Publikation untersucht, welche Rolle Vorurteile, unter anderem in Bezug auf Geschlecht, Religion und sexueller Orientierung bei der KI-basierten Vorhersage von Berufen spielen. Es ist wichtig, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen, damit KI die ganze Gesellschaft bereichern kann.“

KI gemeinsam gestalten

KI TweetUp

Für uns steht fest: Wir müssen KI gemeinsam gestalten. Nur dann können wir sicherstellen, dass möglichst alle Menschen von den Chancen profitieren, die damit einhergehen. Dazu gehört ein offener Dialog, den wir im Rahmen unseres Formats #KiTweetUp bei Twitter führen.

Dort tauschen wir uns regelmäßig zu Fragen und Ideen rund um künstliche Intelligenz aus. Wer nichts verpassen möchte, folgt @MicrosoftDE und hält #KiTweetUp im Blick. Wir freuen uns!

Weitere Ressourcen:

 


Ein Beitrag von Pina Meisel
Communications Manager AI & Innovation

Pina Meisel als Portrait-Bild

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