Bei der Bildungskonferenz „Microsoft Envision Education“ haben sich Ende des Jahres 2020 mehr als 1.200 Expert*innen aus verschiedenen Bereichen auf der virtuellen Bühne über die Zukunft der Bildung ausgetauscht. Die Konferenz hat gezeigt, wo Deutschland bei der digitalen Bildung derzeit steht – vor allem aber auch, wie die Reise aussehen kann. In einem Konferenzband haben wir die Vorträge der Fachreferent*innen zusammengefasst.
Wie lernfähig sind wir? Die Frage hat sich während der vergangenen Monate für die meisten von uns deutlicher gestellt als jemals zuvor. Die Pandemie ist auch ein Test für unser aller Verständnis des Lernens in der Kultur der Digitalität. Die Maßnahmen zum Kampf gegen die Pandemie schränken klassische Lern- und Lehrformate für weltweit mehr als 1,5 Milliarden Lernende und Studierende ein. Um uns und andere zu schützen, mussten und müssen wir – zumindest zeitweise – auf Distanz gehen. Es brauchte neue Formate und Formen des Austausches, des Vernetzens und der Zusammenarbeit, um das Lernen weiterhin zu ermöglichen.
Mit unserer Bildungskonferenz „Microsoft Envision Education“, die unter dem Motto „Entdecken. Lernen. Vernetzen.“ im November letzten Jahres stattfand, haben wir uns diesen neuen Wegen verschrieben. Vorträge, Diskussionen und der Austausch der Teilnehmer*innen haben gezeigt, was Pädagog*innen, Lehrende, Schüler*innen und Studierende gemeinsam unter den schwierigen Bedingungen dieser außergewöhnlichen Zeit bereits erreicht haben – und wo noch Baustellen auf dem Weg zur Zukunft der Bildung bleiben. Mehr als 30 Fachreferent*innen haben sich mit ihren Gedanken und Impulsen an der Veranstaltung beteiligt. Ihre Beiträge haben wir nun in einem umfangreichen Konferenzband zusammengestellt.
Was es für die Zukunft des Lernens braucht
Dass eine gelungene Transformation in der Bildung mit den richtigen Fragen beginnt, zeigt beispielsweise der Lehrer, Autor und Blogger Bob Blume mit seinem Beitrag „Reflektiertes Lernen im digitalen Wandel“. Eine der falschen Fragen für ihn: Wie digitalisieren wir Schule?
Der dahinterstehende Werkzeug-Begriff („Digitalität ist lediglich ein neues Werkzeug, es ändert sich nichts am Inhalt im Vergleich zum Buch“) führt nach Bob Blume nämlich immer dazu, dass letzten Endes die tradierten Formen einspuriger Wissensvermittlung einfach auf neue Medien übersetzt werden – ohne, dass sich dadurch eine wirkliche Veränderung für die Lernenden einstellt, die den veränderten Lernbedingungen in der Digitalität gerecht würde. Stattdessen plädiert Blume für den Blick ins Weite und die Frage, wie wir im 21. Jahrhundert lernen wollen. Schließlich biete digitale Bildung richtig verstanden ein ungeheures Potenzial, indem sie die Zusammenarbeit an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Mitteln über eine Plattform ermögliche und so auf die „vier K“ einzahle: Kommunikation, Kreativität, Kollaboration und kritisches Denken.
Bei der Zukunft der Bildung gehe es daher infolge der veränderten Rahmenbedingungen des postdigitalen Zeitalters auch um eine neue Rolle der Lehrer*innen. Es sei eben nicht ausreichend, eine Fülle an Tools und digitalen Medien zu kennen, führt Julia Thurner, Montessori-Pädagogin und Medienbeauftragte der Montessori Schule Herzogenaurach, in ihrem Beitrag aus. Vielmehr müsse es darum gehen, die Schüler*innen zum selbständigen Arbeiten mit diesen digitalen Medien zu befähigen. Ihnen aufzuzeigen, was sie womit erreichen und umsetzen können. Nicht die Frage „analog oder digital?“ sei von Interesse, sondern wie die Lernenden ihre gesteckten Ziele erreichen können.
Weibliche Vorbilder und das richtige Timing
Dazu gehört auch, die Lebensrealität der Lernenden zu berücksichtigen. Genau das, so Anne Kjær Bathel, Gründerin der ReDI School of Digital Integration, zeichnet eine erfolgreiche Lehre aus. Zu Anfang zählte die Coding-Schule für Geflüchtete beispielsweise nur eine geringe Zahl an Frauen. Das änderte sich erst, als das Team der Schule begann, Stakeholder, Frauen aus der IT-Branche und Migrantinnen in Workshops und bei Abendessen zusammenzubringen.
So fanden Bathel und ihre Mitstreiter*innen heraus, was es überhaupt heißt, eine geflüchtete Frau zu sein – und was es folglich für das Kursprogramm zu beachten gilt. Tatsächlich entscheiden ihr zufolge das richtige Timing, die Betreuungssituation der Kinder und das Vorhandensein weiblicher Vorbilder in hohem Maße darüber, ob es gelingt, mehr Frauen für Bildung im Tech-Bereich zu begeistern. Nachdem das Programm an die Bedürfnisse der Frauen angepasst wurde, änderte sich die Situation schlagartig. Heute sind mehr als die Hälfte der ReDI Student*innen weiblich. Anne Kjær Bathels Beitrag von der Envision Education kann hier abgerufen werden.
Alle Sessions der Envision Education sind nun auch in einer YouTube-Playlist zu finden. Den Konferenzband gibt es als PDF zum Download.
Für eine Vertiefung der Themen empfehle ich auch unsere Beiträge zur Konferenz hier auf dem News Center. Unter anderem haben wir einigen Referent*innen je drei Fragen zu ihren Kernthesen gestellt. Antworten gibt es von Alexander Lasch, Marina Weisband, Kerstin Mayrberger und Jan-Martin Klinge.
Ein Beitrag von Jakob Huber
Education Marketing Lead bei Microsoft Deutschland