Digitale Kompetenzen sind heute eine entscheidende Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe. Darum arbeiten wir gemeinsam mit Politik und Wirtschaft an zahlreichen Projekten für eine digitale Qualifizierung über alle Altersklassen und Bereiche der Gesellschaft hinweg. In unserer Blogserie „Qualifiziert? Zertifiziert!“ sprechen wir mit Menschen, die an verschiedenen Bildungsprogrammen teilgenommen haben und mit Hilfe der erworbenen Fähigkeiten und Zertifizierungen neue Perspektiven gewinnen konnten.
Mit 43 Jahren hat Heather Rothery nach einer neuen beruflichen Herausforderung gesucht – und hat diese im IT-Bereich gefunden. Sie wuchs auf einer Farm im US-amerikanischen Bundesstaat Missouri auf, studierte Russisch und Französisch und unterrichtete in Osteuropa sechs Jahre Englisch. 2006 kam sie nach Deutschland und arbeitete auch hier als Englischlehrerin und Tagesmutter. „Ich interessiere mich aber nicht nur für Sprachen – meine Mutter war Mathematiklehrerin, in dem Fach war ich selbst immer stark und es hat mich gereizt“, sagt sie. Zur Programmierschule 42 Wolfsburg kam sie ganz ohne Coding-Kenntnisse und startete ihre Lernreise bei den Grundlagen der Programmierung.
Heather startete im September 2021 die sogenannte ‚Piscine‘, eine einmonatige Probephase, in der die Schule wie auch die Studierenden herausfinden, ob sie zueinander passen. Heather findet die Lernphilosophie von 42 Wolfsburg inspirierend und ist offen für alle Inhalte. Ein genaues Lernziel hat sie sich nicht gesetzt, stattdessen will sie sich einfach ausprobieren und die eigenen Grenzen testen.
„Jedes Scheitern ist eine Möglichkeit, dazuzulernen“
„Bei 42 Wolfsburg lernt man einerseits, dass gutes Zeitmanagement zählt, und andererseits, dass es in Ordnung ist, zu scheitern“, sagt Heather. Jede Prüfung kann unbegrenzt oft wiederholt werden – anders, als sie es aus ihrer Arbeit als Lehrerin kennt. Ein wichtiger Teil des Lernmodells ist die Peer-to-Peer-Evaluierung – drei andere Studierende prüfen, ob jemand eine Aufgabe bestanden hat oder nicht. „Die Zusammenarbeit ist dadurch viel enger – man lernt, um Hilfe zu bitten und ist besonders angespornt, gute Arbeit zu leisten“, erklärt Heather. In der Programmierschule sind die Studierenden selbst dafür verantwortlich, wie sie ihr Arbeitsumfeld und ihre Netzwerke gestalten. Dadurch darf auch Heathers 14-jährige Tochter in die Wolfsburger Labore mitkommen und sich früh für VR, AR oder 3D-Druck begeistern. Mit 18 Jahren kann sie sich dann selbst dort einschreiben.
Neue berufliche Chancen als Spieleentwicklerin
Momentan arbeitet Heather an ihrem ersten rudimentären Computerspiel: Ein Charakter bewegt sich durch ein Labyrinth und muss Items einsammeln. „Das Programmieren von Spielen ist sehr belohnend, da ich meinen Fortschritt direkt sehe. Das ist bei anderen Coding-Projekten nicht unbedingt so“, sagt Heather. Ihr Ziel ist es, ihre Coding-Kenntnisse auszubauen und einen Job zu finden, der ihr Spaß bereitet und in dem sie ihre Stärken einbringen kann. „Ich habe derzeit gar keinen Grund, mich auf etwas festzulegen“, erklärt sie. „Die technische Welt bietet viele Optionen für uns alle, und 42 Wolfsburg zeigt, dass der persönliche Hintergrund, das Alter, das Geschlecht und der frühere Beruf keine Rolle spielen, wenn man sich neu ausprobieren möchte.“ Als Software-Entwicklerin wird Heather nach ihrer Zeit in der 42 beste Chancen auf einen Job haben; der Bereich ist laut einer aktuellen Bitkom-Studie auf dem Arbeitsmarkt besonders stark gefragt. Zudem wirken sich Weiterbildungs-Zertifizierungen über vorhandene IT-Skills positiv bei Bewerbungen aus – das hat eine jüngere von Microsoft beauftragte Civey-Umfrage ergeben.
Microsoft ist Förderer der Coding-Schule 42 Wolfsburg sowie Gründungsmitglied von 42 Berlin. Die Schule setzt sich dafür ein, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen die bestmögliche Ausbildung für gefragte Jobs der Zukunft zu bieten. Inklusion, eine offene Kultur, die Freiheit von Studiengebühren und ein stetiges Streben nach Exzellenz gehören zu den wichtigsten Grundwerten der Schulen, an denen die nächste Generation von Programmierer*innen, Denker*innen und Innovator*innen ausgebildet wird, die in der Welt etwas bewirken will. Für das Studium benötigen die Kandidat*innen keinerlei Vorkenntnisse in Form von Coding-Skills. Auch eine abgeschlossene Schulbildung oder andere Abschlüsse sind nicht nötig, um an der 42 lernen zu können. Die einzige Voraussetzung ist die Teilnahme an einer der Piscines, einem vierwöchigen Auswahlverfahren. Diese Verfahren finden sowohl in Wolfsburg als auch künftig in Berlin jeweils vier bis fünf Mal pro Jahr statt.
Allen, die nun Lust bekommen haben, sich für die eigene berufliche Zukunft fit zu machen, empfehle ich einen Blick auf die Website von 42 und auf die vielfältigen Angebote unserer Initiative IT-Fitness. Sie unterstützt Menschen jeder Altersgruppe dabei, sich souverän im Netz zu bewegen. Mit kostenlosen Online-Tools zur Selbsteinschätzung sowie Selbstlern-Modulen zu Themen rund um IT und künstliche Intelligenz können Lernende die wichtigsten Kompetenzen für das digitale Zeitalter erwerben.
Mehr Infos zu unserem Engagement für digitale Bildung und Qualifizierung gibt es in diesem Beitrag.
Ein Beitrag von Astrid Aupperle
Leiterin Gesellschaftliches Engagement