Die Globalisierung macht es immer wichtiger, überall gut verstanden zu werden. Die Vielfalt der Sprachen bedeutet besonders für multinationale Unternehmen wie Volkswagen einen hohen Aufwand. Doch intelligente Lösungen mit künstlicher Intelligenz (KI) aus der Microsoft Azure Cloud helfen Deutschlands größtem Autobauer, diese Herausforderung zu meistern.
Wäre es nicht fantastisch, verschiedenste Texte blitzschnell übersetzen zu können, ohne Kompromisse bei der Qualität machen zu müssen? Diese Frage stellte sich das Team des Fremdsprachenmanagements bei Volkswagen. Der internationale Automobilkonzern betreibt Fertigungsstätten in 20 Ländern Europas und in vielen Staaten Amerikas, Asiens und Afrikas. Die Beschäftigten rund um den Globus produzieren Fahrzeuge, bieten fahrzeugbezogene Dienstleistungen an oder arbeiten in weiteren Geschäftsfeldern, die internationale Märkte bedienen. Entsprechend groß ist die Menge der Übersetzungsaufgaben, die täglich im Fremdsprachenmanagement von VW eintreffen. Von der Speisekarte über technische Dokumentationen bis hin zur Vorstandsvorlage: Bis zu eine Milliarde Wörter werden pro Jahr in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Besonders die technischen und juristischen Texte sowie Formulierungen, die für die Produkthaftung relevant sind, erfordern die höchste Präzision und das meiste fachliche Know-how.
Entwicklung bei VW: Immer mehr Sprachen immer schneller übersetzen
Neben einem Anstieg der Menge beobachtet das Team des Fremdsprachenmanagements auch seit einigen Jahren, dass die Übersetzungen immer schneller fertig sein müssen. „Die hohe Qualität unserer Übersetzungen darf unter der Dringlichkeit und der kurzen Zeitspanne natürlich nicht leiden“, erklärt Dirk Zehnpfund, Leiter Fremdsprachenmanagement bei Volkswagen. Seit 2003 unterstützte daher ein Sprachenportal die Arbeit des Fremdsprachenmanagements. Es stand allen Mitarbeitenden zur Verfügung, um maschinelle Übersetzungen anzufertigen, die auf statistischen Regeln basieren.
Diese Technik war aber doppelt limitiert: bei der Übersetzungsgeschwindigkeit und durch die beschränkte Wortanzahl in den Ausgangs- und Zielsprachen. Außerdem übersetzte sie nur in sieben Sprachen. Das Hinzufügen weiterer Sprachen war mit hohen Kosten verbunden. Alles in allem hatte diese Lösung für maschinelle Übersetzungen ihren Zenit überschritten: Sie hielt nicht mehr Schritt mit der Menge der Anfragen und war zu langsam bei der Bearbeitung. Daher wichen immer mehr Mitarbeitende auf öffentlich Online-Übersetzungsdienste aus, die aber nicht den Datenschutzregeln von VW entsprechen.
Um dem wachsenden Bedarf an kurzfristigen und anspruchsvollen Übersetzungen sowie den Datenschutzbestimmungen gerecht zu werden, wandte sich das Volkswagen-Team schließlich an Microsoft, um eine schnelle, präzise und günstige Alternativlösung in der Azure Cloud zu implementieren. Das Team um Nikolas Meyer-Aun, Leitung Qualitäts- und Lieferantenmanagement Sprache bei VW, erwartete eine bessere Skalierbarkeit und deutlich mehr Flexibilität von einer cloudbasierten Lösung. Unsere Azure Cognitive Services boten die passende Lösung an.
Gute Kombination: Azure-Übersetzungsmodelle mit VW-Sprachdaten trainieren
„Wir wollen auf Basis der Cognitive Services von Azure, also einer Sammlung aus vortrainierten Modellen für Machine Learning, und der Translator API eine technische Basis schaffen“, erklärt Meyer-Aun. Um die Standardübersetzungsmodelle der Cognitive Services nach und nach fit zu machen für die sprachlichen Besonderheiten bei Volkswagen, trainierte das VW-Team die Azure Translation API mit sogenannten Translation Memorys (Übersetzungsspeicher, die 100 Millionen zweisprachige Datensätze umfassen) und einem mehrsprachigen Volkswagen-Wörterbuch, das mehrere Zehntausend Fachwörter aus dem VW-Kosmos enthält. Denn besonders bei technischen Texten, wie beispielsweise Bedienungsanleitungen, sind Präzision und Konsistenz unabdingbar.
Besonders wichtig ist außerdem die Datenhoheit über die sprachlichen Inhalte. Sie liegt stets bei VW, denn sämtliche Daten – also die Translation Memorys, die zu übersetzenden Dokumente und die trainierten Modelle – dürfen wegen datenschutzrechtlicher Bestimmungen die Europäische Union nicht verlassen. Microsoft ermöglicht das durch seine Einteilung von Azure in Geografien und Regionen, sodass Volkswagen immer selbst entscheiden kann, wo die Daten liegen sollen. Dies ist wichtig, weil auch vertrauliche Dokumente durch die strengen EU-Vorgaben besonders geschützt sind.
Die neue Übersetzungslösung basiert auf neuronalen Netzen und steigert die Flexibilität für die mehrsprachige Kommunikation, berichtete Nikolas Meyer-Aun bei unserem Microsoft Innovation Talk über „Neuronale maschinelle Übersetzung bei Volkswagen mithilfe von KI“. Jetzt lassen sich Texte ohne Qualitätseinbußen automatisch in bis zu 91 Sprachen übersetzen.
Neue Möglichkeiten: Maschinen-Übersetzung auch für Office und Intranet
Beim Einsatz der neuen Übersetzungslösung eröffnen sich für Volkswagen zudem viele neue Möglichkeiten durch die Flexibilität der Microsoft-Cloud. Deshalb gehen die nächsten Pläne auch weit über die Funktionen des alten Sprachenportals hinaus: Die neue Lösung soll zukünftig auch im Intranet, in Office-Anwendungen sowie in vielen weiteren Services bereitstehen. Die Anbindung an das VW-Intranet soll weltweit die Mitarbeitenden beim Erstellen von Inhalten in ihren jeweiligen Sprachen unterstützen. Gleichzeitig sollen sich dadurch Massendaten im Unternehmen schneller und einfacher vereinheitlichen, zusammenführen und analysieren lassen.
Die geplante Einbindung der maschinellen Übersetzung in die Office-Anwendungen soll außerdem bei der täglichen Onlinekommunikation unterstützen, zum Beispiel durch Echtzeit-Übersetzungen in Konferenzen. Darüber hinaus soll das maschinelle Übersetzen technischer Inhalte den fachlichen Austausch zwischen den Fertigungsstätten des Konzerns vereinfachen und beschleunigen. Auch eine Anbindung an die Automotive Cloud ist geplant. „Uns haben nicht zuletzt die diversen Mechanismen überzeugt, die Azure zur Kopplung an vorhandene IT-Systeme und Anwendungen bietet“, fasst Nikolas Meyer-Aun zusammen. „So eröffnet sich die Möglichkeit, zukünftig Systeme miteinander kommunizieren zu lassen, die in der Vergangenheit nicht miteinander ‚sprechen’ konnten.“
Microsoft Innovation-Talk: Neuronale maschinelle Übersetzung bei Volkswagen
Sind Sie neugierig geworden? Dann werfen sie doch einen Blick in unsere Webinar-Reihe „Microsoft Innovation-Talk für die Fertigungsbranche und die Automobilindustrie“. Dort berichtet Nikolas Meyer-Aun im Gespräch mit Dr. Wolfgang Pauli, Principal Artificial Intelligence Developer, Microsoft Corporation, und Roland Bernhardt, Principal Solution Specialist Data & Artificial Intelligence bei Microsoft Deutschland, über den Entstehungsprozess sowie die weiteren Pläne für das maschinelle Übersetzen bei Volkswagen. Die Aufzeichnung des Talks mit VW ist nach einer kostenfreien Registrierung hier zu sehen. Und wenn Sie noch mehr über das Thema erfahren möchten, dann können Sie auch unsere Kundenreferenz lesen.
Ein Beitrag von Markus Göbel
Senior Communications Manager Data Applications and Infrastructure