Ein pochendes Herz mit all seinen Kammern und Klappen, direkt vor den eigenen Augen: Bei ANIMA RES ist das möglich, und zwar ohne Skalpell. Das Unternehmen aus Bonn entwickelt 3D-Darstellungen von körperlichen Vorgängen. Von der COPD-kranken Lunge bis hin zum Blutfluss in der gesunden Niere gestaltet ANIMA RES lebensechte Modelle und Animationen, die sowohl auf Microsoft HoloLens 2 als auch auf Smartphones, Tablets und als 3D-Drucke zu einem lehrreichen Erlebnis werden.
Manche Krankheiten sind schwer zu erklären. Damit mehr Menschen verstehen, was etwa bei Bluthochdruck in Herz und Nieren passiert, hilft es, ein eindrückliches Bild von schädlichen Vorgängen zu vermitteln. Und das nicht nur mit Illustrationen oder starren Modellen, sondern mit detailgenauen, bewegten und immersiven 3D-Darstellungen, die lebensecht und medizinisch korrekt sind.
„Medizin muss direkt verständlich werden – statt hilflosen Internet-Recherchen können digitale Darstellungen enorm dabei helfen, den eigenen Körper zu verstehen, insbesondere im Beisein von Fachpersonal”, erklären die Brüder Pablo und Rodrigo Olmos, Gründer von ANIMA RES. „Natürlich bieten diese Applikationen auch viele Anwendungsmöglichkeiten an Universitäten. Im Hörsaal oder vor dem Laptop sitzend ist die Aufmerksamkeitsspanne meist gering. Erlebt man das Modell eines Herzens jedoch interaktiv, ist man deutlich stärker involviert und lernt auch besser.”
Um das Erlebnis besonders immersiv zu gestalten, nutzt ANIMA RES Mixed Reality mit Microsoft HoloLens 2. Damit entsteht ein digitales Hologramm der Organe direkt vor den eigenen Augen, während die Umgebung weiter sichtbar bleibt – das ermöglicht parallel beispielsweise eine Teilnahme an Lehrveranstaltungen oder Kongressen.
Aus dem Gaming in den Hörsaal
Als ANIMA RES vor über 25 Jahren gegründet wurde, gab es diese Technologie noch nicht. Pablo und Rodrigo Olmos fertigten damals mit ihrem Team 3D-Modelle und -Animationen für Games und Filme an. „Unser Interesse für Medizin kam durch einen Fachartikel, den wir vor knapp zehn Jahren geschrieben haben. Es ging um die Frage, wie man Medikamenten-Wirkweisen visualisieren kann. Da kamen wir ins Nachdenken über die Zukunft und haben uns gefragt, warum wir sie nicht direkt mitgestalten”, erklärt Pablo Olmos. Daraufhin beriet sich ANIMA RES mit medizinischen Expert*innen aus unterschiedlichen Fachgebieten und setzte die Animationen detailgetreu um – sämtliche Projekte von ANIMA RES sind nach dem heutigen Wissensstand korrekt.
Die Pandemie war ein unerwarteter Treiber für die (Weiter-)Entwicklung der Projekte, da Ärzt*innen plötzlich schwerer zugänglich waren und Universitäten keine Präsenzveranstaltungen mehr abhielten. „Die Universität Bonn kam damals auf uns zu und bat um eine Virtual-Remote-Lösung. Daraufhin haben wir Microsoft-Teams-Anrufe zu interaktiven und kollaborativen Lehrveranstaltungen umgewandelt”, erklärt Rodrigo Olmos. „Unsere Lösungen sind immer auf mehreren Plattformen verfügbar, damit der Zugang so leicht wie möglich ist. HoloLens 2 erweitert das Erlebnis gegenüber einfachen Bildschirmen enorm – zum Beispiel stellen wir das Modell eines Herzens damit mitten in den Raum, man kann es drehen und genauer in die einzelnen Bereiche des Herzens hineinschauen. Auch die Geräusche sind immersiv: Beim Näherkommen pocht der Herzschlag lauter.”
Mixed Reality schafft Nähe und schenkt Hoffnung
Die zukünftigen Projektmöglichkeiten für ANIMA RES sind nahezu endlos. Das Unternehmen möchte sich als nächstes mit der Prostata und dem EKG auseinandersetzen sowie die Technologie und die einzelnen Projekte in immer mehr Bildungseinrichtungen und Krankenhäuser bringen.
„Viele Dinge, die wir visualisieren, wurden noch nie visualisiert – oder nur statisch statt morphologisch”, erklärt Pablo Olmos. Bei ANIMA RES verzahnen sich fachliche Expertise, 3D-Kunst, Entwicklung und Technik. “Insight Heart”, “Insight Kidney” und Co. zeigen zudem nicht nur starre Organe, sondern jeden einzelnen Bestandteil auch in Bewegung. Unterschiedliche Krankheitsbilder werden eindrücklich dargestellt, manche von ihnen sind sehr selten. „Wir können einem fünfjährigen Kind erklären, warum es an der Dialyse hängt, was genau im Körper vor sich geht. Das nimmt Ängste und schenkt oft Hoffnung”, sagt Rodrigo Olmos. „Immer mehr Ärzt*innen kommen auf uns zu und berichten uns, wie gut sie damit zu ihren Patient*innen durchdringen. Gerade bei komplexen Themen sind sie nun erfolgreicher.”
Medizinische Bildung auf dem Weg ins Metaverse
Smartphones, Tablets, Smartwatches, Microsoft HoloLens 2 – das sind nur einige wenige Devices, die ANIMA RES für die interaktive Darstellung von Organen nutzt. Zudem können sämtliche Bestandteile der Modelle wie Herzklappen oder Arterien auch mit einem 3D-Drucker in die Realität gebracht werden. Scannt man dann zum Beispiel das physische Modell einer Vene mit der Smartphone-Kamera, kann man mit Hilfe von Mixed Reality einen realistischen Blutfluss sehen, der sich durch das Modell manövriert.
So verschmelzen die physische und virtuelle Welt nahtlos, genauso verschwinden die Grenzen zwischen unterschiedlichen Plattformen und Geräten. Damit macht sich die medizinische Bildung auf den Weg in das Metaverse.
„Je mehr Sinne wir ansprechen, desto mehr können wir verstehen”, weiß Pablo Olmos. „Mit HoloLens 2 können wir derzeit die meisten Sinne ansprechen – mit mehrsprachigen Erklärungen, Audiosignalen, Haptik, Motorik und natürlich dem Visuellen. Wir sind gespannt, welche neuen Möglichkeiten die Zukunft bereithält.”
Ein Beitrag von Mariano Mailos
Mixed Reality & IoT Go To Market Lead